"Nur 20 Prozent der ehemaligen Urwälder sind heute noch als einzigartige, artenreiche Lebensräume erhalten", sagt Greenpeace-Waldexperte Oliver Salge in Frankfurt. "Kein Buchverlag kann deren Zerstörung wollen. Mit dem Einsatz von urwaldfreundlichem Papier können die Verlage einen wichtigen Beitrag zum Schutz dieser letzten Urwälder leisten.
Alle grossen deutschen Buchverlage verarbeiten bisher vorwiegend Frischfaser-Papier. Nach Greenpeace-Recherchen wird für den deutschen Papiermarkt auch in den letzten finnischen, russischen und kanadischen Urwäldern eingeschlagen. Damit diese geschont werden, veröffentlicht Greenpeace heute auch einen Ratgeber für Buchverlage zur Umstellung auf hochwertiges Recyclingpapier oder Papier aus ökologischer Waldnutzung mit dem Zertifikat des Forest Stewardship Council (FSC).
Die ersten Erfolge zeigen sich in Kanada: 36 Verlage, darunter Random House Kanada und McClelland & Stewart haben sich seit dem Jahr 2001 zur Umstellung verpflichtet. über 350 Titel erschienen bislang auf diesem Papier. "Auch wir Verleger wollen die globale Entwaldung und den Klimawandel aufhalten", sagt Vicki Black, Produktionsleiterin vom Verlagshaus McClelland & Stewart. "Durch die grosse Nachfrage der vergangenen Jahre haben sich Qualität und Verfügbarkeit von in Kanada angebotenem, urwaldfreundlichem Buchpapier stark verbessert. Recycling- und FSC-Papier sind eine erstklassige Alternative zu herkömmlichem Buchpapier.
Die Erstauflage der kanadischen Ausgabe des fünften "Harry Potter"-Bandes wurde bereits auf Recyclingpapier gedruckt. Dadurch wurde der Einschlag von etwa 30.000 Bäumen vermieden, eine Waldfläche, so gross wie 95 Fussballfelder. Viele Kinderbücher werden jedoch in Asien produziert, wo für das Papier auch indonesischer Regenwald vernichtet wird. Die deutsche Kinderbuchautorin Kirsten Boie appelliert in Frankfurt: "Wenn wir jetzt nicht handeln, werden unsere Urenkel Urwälder nur noch aus Büchern kennen, für die Urwälder zerstört wurden. Kein Buch ist so wertvoll, dass dafür die letzten alten Wälder dieser Welt vernichtet werden.
Mit der neuen Initiative erweitert Greenpeace die Kampagne zum Schutz der Urwälder. Greenpeace fordert die Holz- und Papierindustrie auf, kein Holz mehr aus Urwaldzerstörung zu kaufen und wirbt für Produkte aus ökologischer und sozial nachhaltiger Waldbewirtschaftung.