"Euratom steht für die atomkraftgläubige Energiepolitik des vorigen Jahrhunderts und wäre eine schwere Hypothek für eine neue EU-Verfassung", warnt Stefan Schurig, Leiter der Klima- und Energie-Abteilung von Greenpeace. Britta Steffenhagen, EU-Koordinatorin vom Umwelt-Dachverband DNR, kritisiert: "Schröder und Fischer dürfen das nicht tolerieren. Sie müssen die Initiative ergreifen, dass die neue Verfassung atomfrei wird."
Die Umweltverbände fordern die Bundesregierung auf, sich in Rom für eine gesonderte Regierungskonferenz einzusetzen mit dem Ziel, Euratom abzuschaffen. Das entspräche auch dem Willen des Europaparlaments. Dieses forderte am vergangenen Mittwoch eine gesonderte Euratom-Regierungskonferenz, die den "obsoleten und veralteten Vertrag vor allem wegen der Förderung der Atomkraft und wegen seines Demokratiedefizits" abschaffen soll. Die deutsche Bundesregierung hingegen unterstützt bislang den Pro-Euratom-Vorschlag des EU-Konvents.
"Wenn Schröder und Fischer die Chance in Rom nicht nutzen, um Euratom abzuschaffen, handeln sie gegen ihre eigene Atomausstiegspolitik", erinnert Daniel Mittler vom BUND.
Am 4. Oktober beginnt in Rom die Regierungskonferenz der EU-Staaten, die die neue europäische Verfassung beschließen soll. Der Europäische Konvent hat dafür im Juli einen Entwurf vorgelegt. Dieser sieht vor, den Euratom-Vertrag von 1957 in seiner bisherigen Form beizubehalten. Euratom ist einer der drei Gründungsverträge der Europäischen Union - neben dem EWG-Vertrag und dem Vertrag über die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl.