Bagdad, wenige Monate nach Kriegsende: Täglich werden spielende Kinder Opfer von nicht explodierten Splitterbomben der Amerikaner oder den Tonnen von Munition, die von der irakischen Armee in öffentlichen Gebäuden und Wohnvierteln zurückgelassen wurde. Noch immer müssen sich viele Familien aus verunreinigten Wasserquellen versorgen. Die Folge sind Durchfall, Typhus und Cholera - besonders betroffen sind Kinder. Seit Beginn des zweiten Golfkriegs hat sich die Zahl der unterernährten Kinder im Irak stark erhöht, insgesamt auf inzwischen eine Million.
Eins von acht Kindern stirbt vor Erreichen des fünften Lebensjahres. Mehr als zweihunderttausend Neugeborene konnten während des bewaffneten Konflikts nicht geimpft werden und sind damit stark anfällig für längst besiegte Krankheiten wie Tetanus, Polio oder Masern. Während des Irak-Krieges konnten die Kinder nicht zur Schule gehen. Und auch wenn am 23. September der Schulunterricht im Irak erneut beginnen wird, haben Millionen Kinder rund sechs wichtige Monate ihres Lebens verloren, die sie nun unter stark erschwerten Lernbedingungen wieder aufholen müssen.
"Die Zukunft des Iraks hängt auch von der Gesundheit und dem Wohlbefinden seiner Kinder ab. Die Kinder müssen unsere Priorität sein, fordert Edith Wallmeier, Nothilfekoordinatorin von CARE Deutschland.
Wer als Kind in Afghanistan groß wird, braucht einen besonderen Schutzengel. Denn dort stirbt jedes vierte Kind, bevor es fünf Jahre alt wird. Die Hauptursache sind Durchfallerkrankungen. Damit gehört Afghanistan laut UNICEF zu den vier Ländern mit der weltweit höchsten Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren. Allein bei der Geburt sterben 165 von 1000 Kindern. In dem von mehreren Kriegen zerstörten Land sind mehr als die Hälfte aller Kinder unterernährt.
In Erziehung und Ausbildung sind Mädchen weiterhin stark benachteiligt. Obwohl ihr Anteil an der gesamten Schülerzahl nach Beseitigung des Taliban-Regimes auf rund 30 Prozent angestiegen ist, sind die Einschulungsraten von Mädchen in vielen Provinzen weiterhin extrem niedrig. Vier von fünf Frauen und Mädchen in Afghanistan können weder lesen noch schreiben.
Zerstörte Schulen, Landminen und Armut: Die Kinder im Kosovo haben auch vier Jahre nach dem Ende der Gewalt gegen die albanische Bevölkerung wenig Grund zu lachen. Viele von ihnen leiden unter nicht verarbeiteten Kriegserlebnissen. Ihre Ängste, Depressionen aber auch Aggressionen wirken sich langfristig negativ auf den Demokratie- und Friedensprozess der Region aus. "Werden diese Kinder mit ihren seelischen Verletzungen alleine gelassen, ist es schwer, den Kreislauf von Gewalt, Hass und Ausgrenzung im Kosovo künftig zu durchbrechen", sagt Lulezim Arapi, Psychologe und Leiter der kosovarischen CARE-Partnerorganisation SHNPFF. Dazu bedarf es gewaltiger Anstrengungen im Bildungs- und Erziehungswesen. Die jahrelange Isolation des Landes hat die Verbreitung moderner Lehrmethoden im Kosovo verhindert.
Die Hilfsorganisation CARE ist seit 1991 ohne Unterbrechung im Irak tätig. Seit April 2003 hat CARE 20 Krankenhäuser, 110 Gesundheitsstationen und 30 Wasseraufbereitungsanlagen im Zentrum und Süden des Iraks wieder instand gesetzt.
In Afghanistan sind momentan rund 700 Mitarbeiter für CARE im Einsatz. Bislang konnte die Hilfsorganisation, die bereits seit 1961 in Afghanistan tätig ist, landesweit rund 4.3 Millionen Menschen helfen. Im Kosovo kümmert sich CARE in der Region Prizren im Projekt "Erziehung zu Frieden und Toleranz" um mehr als 8000 kriegstraumatisierte Kinder.