Obwohl die EU moderate Industriezölle habe (fünf Prozent), würden ihre Agrarzölle weitaus stärker zu Buche schlagen. Durchschnittlich bei 20 Prozent angesiedelt, könnten sie für bestimmte Produkte sogar bei 250 Prozent liegen. So müssten bolivianische Produzenten mit einem 46-prozentigen Aufschlag auf ihre Hühnchen rechnen, für ihren Orangensaft liege der Zoll bei 34 Prozent.
Die EU-Handelsschranken bremsten somit Afrikas Bemühungen um Handelswachstum und überliessen viele Länder des afrikanischen Kontinents der Armut, kritisiert Bouillon. Wenn die ärmsten Länder ihren Anteil am weltweiten Export um fünf Prozent erhöhen könnten, würden sie ihre Einnahmen um 360 Milliarden Euro steigern und damit Millionen Menschen aus der Armut befreien können.
Durch die Marktöffnung von Ländern wie Japan, Hongkong oder Südkorea sei das Investitionsvolumen in diesen Ländern rasch angewachsen und habe ihnen einen enormen Schub beim Ausbau einer breitgefächerten Industrie gebracht. Das Gleiche könne nach Ansicht des CNE in den ärmsten aller Länder geschehen. Denn dort gebe es eine Agrar- und Textilproduktion, die rasch ausgebaut werden könne: "Die vier wichtigsten Handelsblöcke - die Europäische Union, die USA, Japan und Kanada, verfügen über 75 Prozent des weltweiten Exports. Sie sind die natürlichen Bestimmungsorte für die Exporte aus den armen Ländern." Doch während die führenden Handelsnationen ihre Gespräche über Handelserleichterungen unendlich lang fortsetzten, blieben ihre Binnenmärkte für die Agrar- und Textilprodukte der Entwicklungsländer verschlossen.