Als Begründung dienen fadenscheinige wissenschaftliche Gründe, mit denen sich aber eine Lücke in dem seit 1986 geltenden internationalen Walfangverbot ausnutzen lässt. Die nur kurz nach der diesjährigen Berliner Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) bekannt gegebene Entscheidung hat bereits weltweit für Empörung gesorgt. Die Regierungen der USA und Australiens äußerten sich bestürzt, das Bundesverbraucherministerium zeigte sich enttäuscht.
"Bestürzung und Bedauern allein werden keinen Wal vor den isländischen Harpunen retten", erklärt Diplom-Biologe Ulrich Karlowski von der GRD. "Die isländische Regierung muss erkennen, dass die Wiederaufnahme des kommerziellen Walfangs zu massiven wirtschaftlichen Einbußen führt". Schon einmal, 1989, beendete ein internationaler Boykott isländischer Fischprodukte den Walfang der Insulaner.
Deutschland liegt beim isländischen Gesamtexport weltweit an zweiter Stelle. Im Tourismus stellen deutsche Besucher die zweitgrößte Gruppe. 40 Prozent aller Touristen nehmen dabei an Walbeobachtungen teil, mit denen jährlich etwa 8 Millionen Euro erwirtschaftet werden. "Man stelle sich vor, der Zwergwal, den man gerade bewundert hat, wird wenige Minuten später harpuniert und ausgeschlachtet", sagt Karlowski.
Wale und Delfine sind durch vielfältige Gefahren, besonders durch die industrielle Fischerei, weltweit bedroht. So warnen Wissenschaftler der Internationalen Naturschutz-Union (IUCN) in einem aktuellen Bericht, dass viele Arten die kommenden Jahre nicht überleben werden. Auf der von der IUCN erstellten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten sind bereits 86 Wal-Arten verzeichnet. "Die Vielfalt an Walen und Delfinen bricht, wie die weltweite Biodiversität, ein, da ist jeder zusätzlich durch Harpunen erlegte Wal ein Wal zu viel", so Karlowski.