Überblick
- BUND-Nikoläuse kritisieren lasche Kennzeichnung für Gen-Nahrung
- Chinesische Lebensmittelproduzenten stoppen Gen-Produkte
- Chips-Hersteller senken auf Verbraucherdruck Acrylamidbelastung
- Deutsche Supermärkte verkaufen Gemüse mit Giftcocktails
- Forscher warnen vor Kontamination von Lebensmitteln
- Supermarkt von genmanipulierter "Müller"-Milch geräumt
- Skandal um Fleischabfälle weitet sich immer mehr aus
- Fleisch-Skandalfirma behält Betriebsgenehmigung
- Seehofer bezeichnet Allergien als "Volkskrankheit"
- Greenpeace kritisiert Lebensmittelanbieter wegen Pestizidbelastung
- Angeblich neuer Fleischskandal in Bayern
- Abgelaufene Lebensmittel sind nicht zwangsläufig verdorben
Im Winter 2000 hielt die BSE-Krise Deutschland in Atem. Experten gehen davon aus, dass der Rinderwahnsinn über Tiermehl verbreitet wurde, mit dem Rinder und Kühe gefüttert wurden. Per Eilverordnung wurde die Verarbeitung von tierischen Bestandteilen in Tiermehl verboten.
Mit Antibiotika verunreinigte Shrimps sorgten im August 2001 für Aufsehen. In der EU ist Chloramphenicol zwar verboten, die Schalentiere waren jedoch aus Südostasien importiert worden, wo das Antibiotikum häufig zur Bekämpfung von Krankheiten und zur Wachstumsförderung eingesetzt wird.
Im Januar diesen Jahres tauchten dann erneut mit Antibiotika versetzte Shrimps in Deutschland auf. Diesmal waren sie illegal Tiermehl beigemischt worden und so an sieben deutsche Betriebe gelangt, darunter vier Tierfutterfirmen. Künast drängte erneut auf eine europäisches Schnellwarnsystem, entband wegen Pannen im eigenen Haus aber auch zwei Unterabteilungsleiter von ihren Aufgaben.
Ende Mai sorgte verseuchtes Futtermittel für einen neuerlichen Skandal. Diesmal wurde das Herbizid Nitrofen in Bio-Fleisch nachgewiesen. Die Erzeuger hatten ihre Tiere mit Futter des Herstellers GS Agri gefüttert, der wiederum das Getreide dafür von einem Unternehmen im mecklenburgischen Malchin bezog. Dort waren die Herbizid-Rückstände offenbar mit dem Weizen vermischt worden.
Parallel tauchten erneut mit Antibiotika verseuchte Lebensmittel aus Asien auf, diesmal ging es um den Stoff Nitrofuran. Auch in Geflügel aus Brasilien wurde das in Europa verbotene Antibiotikum entdeckt.
BUND-Nikoläuse kritisieren lasche Kennzeichnung für Gen-Nahrung
Gentechnik in Lebensmitteln
Eine Nikolaus-Gruppe vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) demonstrierte am Freitag vor dem Verbraucherschutz- ministerium in Berlin gegen die gentechnische Verunreinigung von Lebensmitteln, insbesondere von Süßwaren. Hauptkritikpunkt des BUND ist die neue Festlegung der EU-Agrarminister, genetisch veränderte Lebens- und Futtermittel erst oberhalb einer 0,9-Prozent-Grenze zu kennzeichnen. "Gegen Gen-Food, für Gesundheit!" fordert das von zehn Nikoläusen mitgeführte Transparent. Für Agrarministerin Renate Künast haben sie Stiefel und Schuhe mit garantiert gentech-freier Schokolade des Fair Handelshauses gepa gefüllt. Gerhard Timm, BUND-Bundesgeschäftsführer: "Wir unterstützen das Anliegen der Nikoläuse: Gentech-Schokolade gehört nicht auf den Weihnachtsteller. Auch Ministerin Künast liebt die süßen Naschwaren zur Weihnachtszeit. Jetzt kann sie es testen: Garantiert gentech-frei ist die zarteste Versuchung, seit es Schokolade gibt. Und gentech-frei sollte sie auch bleiben. Das wird nur mit strengen Auflagen für die Gentechindustrie gelingen."
Der BUND fordert, dass die Gentechindustrie auf Maßnahmen zur Vermeidung gentechnischer Verunreinigungen verpflichtet wird. Für Schäden müsse sie nach dem Verursacherprinzip haftbar gemacht werden. Ministerin Künast solle die dazu getroffenen Vereinbarungen im Koalitionsvertrag umsetzen. Schließlich hätten SPD und Bündnisgrüne versprochen, dem Verbraucherschutz absoluten Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen zu geben.
Die vor einer Woche beschlossene Kennzeichnungsregelung könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gentechindustrie konventionelle und ökologisch hergestellte Lebensmittel mit genveränderten Organismen verunreinige. Diese schleichende Kontamination bedrohe mittelfristig die Wahlfreiheit der Konsumenten beim Einkauf. Es bestehe die Gefahr, dass sie in Zukunft nur noch zwischen mehr oder weniger gentechnisch verunreinigten Lebensmitteln wählen könnten. Vier von fünf Konsumenten in Deutschland würden jedoch den Einsatz von Gentechnik bei der Nahrungsmittelproduktion ablehnen.
Die nach BSE und MKS eingeleitete Agrarwende sieht der BUND durch die nun drohende breite Anwendung von Gentechnik in Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion gefährdet. Über Pollenflug und Futtermittel könne bald die gesamte Nahrungsmittelkette gentechnisch kontaminiert sein. Davor sei auch der ökologische Landbau nicht zu schützen. Der BUND fordert die EU-Parlamentarier auf, den Beschluss des EU-Agrarministerrates für eine Kennzeichnung erst oberhalb einer 0,9-Prozent-Grenze abzulehnen.
Am 06-12-2002
Chinesische Lebensmittelproduzenten stoppen Gen-Produkte
Essen ohne Gentechnik
32 chinesische Lebensmittelproduzenten haben angekündigt, keine gentechnisch veränderten Produkte mehr auf den Markt zu bringen. Das berichtet die Umweltorganisation Greenpeace-Aktivisten. Unter den Unternehmen, die sich zu Gentechnik-Freiheit bekennen, seien einige prominente internationale Marken wie Wyeth, Mead Johnson, Wrigley und Lipton, die eine solche Marktpolitik auch in anderen Ländern verfolgten. Auch lokale Sojasauce-Produzenten aus Südchina wie Lee Kum Kee und Amoy und der größte Sojamilch-Hersteller Vitasoy hätten sich gegen die Produktion genetisch veränderter Nahrungsmittel ausgesprochen. Nach Ansicht von Greenpeace- Gentechnikexperte Thomas Fertl hätten die internationalen Produzenten aus dem schlechten Beispiel von Nestle gelernt. Der Lebensmittelkonzern war im Vorjahr in China in Verruf geraten, weil er in China schlechtere Standards angewandt hatte als in Europa. "Der Skandal hat auf das Problem manipulierter Gene in Lebensmitteln aufmerksam gemacht, Nestle- Produkte wurden von den Konsumenten sogar in die Geschäfte zurückgebracht", so Fertl.
China ist der weltgrößte Produzent von Soja und der größte Lebensmittelmarkt der Welt. Seit März 2003 darf im Nordosten des Landes, in der Provinz mit der größten Soja-Produktion, kein genmanipuliertes Soja angebaut werden. "Die Chinesen schließen sich dem internationalen Trend zu gentechnik-freien Nahrungsmittelproduktion an", so Fertl. Der Trend zu Gentechnik-freien Lebensmitteln in China bekomme vor dem Hintergrund der Klage der USA vor der WTO gegen das EU- Gentechnikrecht besonderes Gewicht. "Ziel der amerikanischen Klage ist es, europäische Märke gegen die Interessen von Umwelt und Konsumenten für Gentech-Food zu öffnen und andere Länder abzuschrecken", kommentiert Fertl. Mit der Entscheidung Chinas fällt ein weiterer Markt für Gentech-Nahrungsmittel weg. Fertl zeigte sich überzeugt, dass auch die US-Bauern bald aus der Gentechnik aussteigen werden.
Am 21-07-2003
Chips-Hersteller senken auf Verbraucherdruck Acrylamidbelastung
Lebensmittel
Die Belastungen von Kartoffelchips mit dem krebsverdächtigen Stoff Acrylamid lassen sich stärker senken, als die Industrie für machbar erklärt. Dies zeigt die Auswertung des dritten Foodwatch-Chipstests. So gibt es inzwischen Hersteller, deren Paprikachips mit unter 200 Mikrogramm pro Kilogramm ähnlich viel Acrylamid enthalten wie manche Brotsorten. Andere Chipsproduzenten setzen die Verbraucher hingegen den fünfzehnfachen Belastungen aus. Das Niveau der Acrylamidbelastungen, die vom anerkannten Berliner Nafu-Institut im Auftrag von Foodwatch ermittelt wurden, liegt deutlich niedriger als im Februar-Test der Verbraucherorganisation. Unter 600 Mikrogramm pro Kilogramm schafften es im Februar ganze drei Proben - jetzt bleiben zwölf Proben unter diesem Wert. "Die Chipshersteller haben in den vergangenen Monaten die Zurückhaltung der Verbraucher zu spüren bekommen, das ist das beste Druckmittel", wertet Foodwatch-Sprecher Carsten Direske die Testergebnisse.
Doch noch immer liegt rund ein Viertel der Messwerte deutlich über 1.000 Mikrogramm. Bei den bekannten Markenprodukten "Crunchips", "Pringles" sowie bei "Bio Potato Chips" konnte Foodwatch keine nennenswerten Reduktionsbemühungen feststellen: "Die Industrie lobt sich schon selbst, wenn sie mit ihren Produkten unter dem Signalwert der Regierung bleibt. Dieser orientiert sich jedoch an den rückständigsten Produzenten in der Branche. Schon heute lassen sich Kartoffelchips herstellen, die weit unter 200 Mikrogramm Acrylamid je Kilo enthalten. Das muss die aktuelle Messlatte für die Branche sein", so Carsten Direske weiter.
Foodwatch fordert daher Hersteller und Händler auf, ihrer Produktverantwortung nachzukommen und nur die am geringsten belasteten Produkte anzubieten. Verbraucher können sich im Internet über den aktuellen Test informieren.
Am 13-08-2003
Deutsche Supermärkte verkaufen Gemüse mit Giftcocktails
Lebensmittelsicherheit
Rund ein Drittel der Paprika in den acht größten Supermarktketten erreicht oder überschreitet die Grenzwerte für Pestizide. Zum Teil befinden sich bis zu 63 mal mehr Gifte im Gemüse als gesetzlich erlaubt. Zudem wurden in zehn Proben gesundheitlich besonders bedenkliche Mischungen aus bis zu acht verschiedenen Pestiziden gefunden. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung von Paprika-Proben, die Greenpeace bei Lidl, Metro, Rewe, Aldi, Edeka, Tengelmann, Wal Mart und Spar gekauft hat. Besonders schlecht schnitten spanische und türkische Paprika von Lidl, Real (Metro-Gruppe) und dem Rewe-Discounter Penny ab. "Diese Paprika sind gesundheitlich bedenklich und der Verkauf ist gesetzwidrig", sagt Manfred Krautter, Chemie-Experte von Greenpeace. "Die Handelsketten müssen die Ware umgehend vom Markt nehmen." Gute Ergebnisse zeigten Paprika aus biologischem Anbau und aus Holland ab. Greenpeace fordert verstärkte Kontrollen der Frischware durch den Lebensmittelhandel und die Behörden. Die Supermarktketten müssen sofort sicher stellen, dass keine Ware mehr angeboten wird, die die Grenzwerte überschreitet. Mittelfristig dürfen nur rückstandsfreie Lebensmittel verkauft werden.
"Der Lebensmittelhandel ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass Obst und Gemüse voller Pestizide verkauft werden. Statt Billigware mit Giftcocktails muss endlich Qualität in die Regale", fordert Krautter. Zwischen Juni und August hat Greenpeace 36 Paprikaproben bei den acht größten deutschen Lebensmittelketten gekauft und von einem anerkannten Fachlabor untersuchen lassen. Unter den nachgewiesenen Pestiziden befindet sich das sehr giftige Insektizid Methamidophos, das Embryo schädigende Pilzbekämpfungsmittel Myclobutanil und die möglicherweise Krebs erregenden Insektizide Dimethoat und Buprofezin.
Paprika aus Südeuropa gehören zu den Gemüsesorten, die am stärksten und häufigsten mit Pestiziden belastet sind. Mangels wirksamer Qualitätskontrollen durch den Handel und unzureichender Überwachung durch die Behörden gelangt diese Ware trotzdem auf den Tisch der Verbraucher. Dass es sich dabei um keinen Einzelfall handelt, zeigt der Erdbeer-Skandal vom März dieses Jahres. Greenpeace hatte bei der Handelskette Rewe Erdbeeren mit Pestiziden entdeckt, die das Dreifache des Grenzwertes erreichten. Auch im KaDeWe (Kaufhaus des Westens) fand Greenpeace in der vergangenen Woche mit Pestiziden belastetes Obst und Gemüse.
"Wer von diesen Skandalen genug hat und etwas für gesunde Lebensmittel ohne Gift und Gentechnik machen will, kann dies in unserer Verbraucherorganisation EinkaufsNetz tun", sagt Krautter. "Dort gibt es neben Informationen zur Ernährung auch Möglichkeiten, aktiv zu werden."
Am 19-08-2003
Forscher warnen vor Kontamination von Lebensmitteln
Gentechnik
Amerikanische Wissenschaftler haben Spuren von Gentechnologie in herkömmlichen Nahrungsmitteln nachgewiesen. Diese sollten eigentlich frei von Gentech sein. Die Forscher warnen in diesem Zusammenhang besonders vor Gefahren, die von so genannten Pharm-Crops ausgehen. Pharm-Crops sind Pflanzen, die industrielle Chemikalien und Medikamente liefern sollen. Diese können nach Ansicht von Mikrobiologin Margaret Mellon, die die Studie im Auftrag der Union for Concerned Scientists durchführte, bereits heute in herkömmlichen Nahrungsmitteln wie etwa Corn-flakes oder Mehl vorhanden sein. Die Autoren nehmen an, dass die Kontamination bei den Herstellern und Vertreibern passiert: Dort werden Samen gemischt oder kommen miteinander in Berührung. Zwar gäbe es noch keinen Beweis, dass die untersuchten Pflanzen gefährlich seien, so die Forscher. Sie geben aber zu bedenken, dass die Gen-Pflanzen in der zweiten Generation möglicherweise gefährlich sind. "Kontaminierte Samen sind eine Hintertür der Nahrungskette", so Mellon, die den Zustand alarmierend findet, dass es bereits Pflanzen geben könnte, die mit Pharm-Crops verunreinigt sind. Bisher wurden keine Pflanzen gefunden, die tatsächlich mit Pharm-Crops verunreinigt waren. Tests, die solche kontaminierten Samen finden, gibt es bis jetzt noch nicht, berichten die Forscher.
"Gesetze schützen Bürger davor, dass konventionell hergestellte Medikamente oder Bestandteile zur Herstellung von medizinischen Präparaten in die menschliche Nahrungskette gelangen", argumetiert die Studie. Es gäbe aber keine Kontrolle zur Verhinderung der Ausbreitung von DNA-Sequenzen bei Pharm-Crops. Die Studie stützt sich auf Untersuchungen durch zwei Labore, die drei herkömmliche Maissorten, Sojabohnen und Raps nach spezifischen DNA-Sequenzen untersuchten, die in genetisch veränderten Sorten Verwendung finden. Die Labors bestätigten, dass sämtliche untersuchten Pflanzen deutliche Spuren von genetisch veränderten Arten enthielten.
Am 24-02-2004
Supermarkt von genmanipulierter "Müller"-Milch geräumt
Gentechnik in Lebensmitteln
Acht "Senioren-Aktivisten" von Greenpeace räumten "Müller"-Milchprodukte aus den Regalen eines Supermarktes in Freisingen, teilte die Umweltschutzorganisation mit. Die Organisation möchte die Produkte zum Produktionsstandort nach Weihenstephan bringen, um dort gegen Gentechnik manipuliertes Futter der Milchkühe zu protestieren. "Müller"-Milch falle nicht unter die Genkennzeichnungspflicht, da die Fütterung der Tiere mit Genfutter bisher noch nicht kennzeichnungspflichtig sei. "Verbraucher bleiben so im Dunkeln und haben keine Wahlfreiheit", kritisierte Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin von dem Umweltverband. Weihenstephan, ein Unternehmen der Müller-Molkerei, werbe auf blau-weissen Verpackungen mit dem Begriff "Alpenmilch" und erkläre, seine Milchproduktion fänden "fernab der industriellen Massentierhaltung" statt, so Brendel. Doch mit Milch von Kühen, die sich ausschliesslich auf saftigen grünen Almwiesen satt fressen würden, habe die Milch von Weihenstephan wenig gemein. Die Tiere würden unter anderem mit Gen-Pflanzen aus der industriellen Landwirtschaft gefüttert.
Nach einer aktuellen Umfrage der "GfK Marktforschung" im Auftrag von Greenpeace wollen 68 Prozent der Verbraucher keine Milchprodukte von Kühen, die Gen-Pflanzen fressen. "Aufgrund der ablehnenden Verbrauchermeinung gibt es in den Supermärkten längst keine Produkte mehr, die als Gen-Food gekennzeichnet werden müssen", sagt Brendel. Dennoch gelangten große Mengen Gen-Pflanzen nach Deutschland und würden als Tierfutter verwendet.
In einer Resolution vom Januar 2005 habe jetzt auch der Europarat von seinen Mitgliedsstaaten und vom Europäischen Parlament eine Kennzeichnungspflicht tierischer Produkte gefordert. Bei einer Kennzeichnung bestünde für die Verbraucher Klarheit, bei welchen Produkten Gentechnik im Herstellungsprozess verwendet würde und in welchen nicht. Mit der "anonymen Fütterung" mit Gen-Pflanzen könne der Anbau genmanipulierter Pflanzen nicht "aufgehalten" werden, heißt es in der Mitteilung des Umweltverbandes. Dabei seien die ökologischen Schäden durch den Anbau von Gen-Soja bereits heute weltweit sichtbar, so Greenpeace.
"Qualität beruht nicht nur auf einer schicken Verpackung und hohen Preisen, sondern fängt bereits bei der Tierfütterung an", sagt Brendel. Weihenstephan vermittele mit seinem edlen Markenimage den Verbrauchern den Eindruck, es handele sich um besonders hochwertige Milchprodukte. Stattdessen steckten dahinter Kühe, die mit Gen-Pflanzen gefüttert würden.
Am 25-02-2005
Skandal um Fleischabfälle weitet sich immer mehr aus
Abfall zu Lebensmitteln
Der bayerische Fleischskandal weitet sich immer mehr aus. Nach Angaben von Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf (CSU) geht es inzwischen um 2500 Tonnen Schlachtabfälle, die in die Produktion von Lebensmitteln geschleust wurden. Bislang war von 1700 Tonnen die Rede. Das Material sei innerhalb Deutschlands bei weiterverarbeitenden Betrieben in Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Thüringen gelandet. Ob es dort bereits in Lebensmitteln verwendet wurde, lasse sich derzeit noch nicht sagen, sagte Schnappauf am Freitag im "Antenne Bayern"-Interview. Die Verarbeiter hätten nach bisherigen Erkenntnissen nichts von der Minderwertigkeit der Ware gewusst.
Auch nach Italien, Frankreich und Ungarn seien Lieferungen der illegal umetikettierten Fleischabfälle, die eigentlich nur für Tiernahrung hätten verwendet werden dürfen, gegangen. Die zuständigen Behörden vor Ort seien bereits alarmiert worden, sagte Schnappauf.
Schnappauf sagte, als Urheber des Skandals zeichne sich immer mehr die Deggendorfer Firma Frost GmbH ab. Das Unternehmen bleibe vorerst auch weiter geschlossen. Eine zunächst ebenfalls verdächtigte Firma in Illertissen im Allgäu habe hingegen wieder ihren Betrieb aufnehmen dürfen. Sie bleibe aber unter Beobachtung. Im Freistaat sei das verunreinigte Material an zwei Unternehmen in Niederbayern und Oberfranken zur Weiterverarbeitung geliefert worden, teilte der Minister mit.
Inzwischen scheint klar, dass die ursprünglich Schweizer Schlachtabfälle erst in Deutschland als lebensmitteltauglich umdeklariert wurden. Das eidgenössische Bundesamt für das Veterinärwesen in Bern betonte: "Die Ware war bis zum Zoll richtig deklariert - als für den Menschen ungeeignet." Es könne definitiv ausgeschlossen werden, dass das Fleisch falsch ausgezeichnet die Schweiz verlassen habe, versicherte Bundesamtssprecherin Cathy Maret. Für die juristische Aufarbeitung des Fleischskandals ist die Frage, wo die vermuteten Manipulationen erfolgt sind, von erheblicher Bedeutung.
CSU-Fraktionschef Joachim Herrmann lobte das bisherige Vorgehen der bayerischen Behörden. Durch die Aufdeckung des Skandals sei "bewiesen, dass die Kontrollmechanismen funktionieren". Dem widersprach bayerische Grünen-Agrarexperte Adi Sprinkart energisch. Nur weil bei der Lieferung aus der Schweiz der Zoll passiert wurde, sei die Angelegenheit entdeckt worden. Im Inland hätte der Täter wohl weiterhin sein Unwesen treiben können. Auch SPD-Agrarsprecherin Heidi Lück beklagte, das Kontrollsystem habe "schwerstens versagt".
Am 14-10-2005
Fleisch-Skandalfirma behält Betriebsgenehmigung
Verbraucherinfos als Lösung
Die im Zusammenhang mit der illegalen Umetikettierung von Schlachtabfällen zu Lebensmitteln in die Schlagzeilen geratene Deggendorfer Frost GmbH darf mit behördlicher Genehmigung weiter in Betrieb bleiben. Es gebe "keine rechtliche Handhabe" für eine Schließung des Betriebs, erklärte das Landratsamt Deggendorf. Nachdem der frühere Geschäftsführer als mutmaßlicher Urheber des Fleischskandals in Untersuchungshaft sitze und es nun einen neuen Betriebsleiter gebe, dürfe die gewerberechtliche Zulassung nicht entzogen werden, sagte Amtssprecher Josef Ehrl. Das bayerische Umweltministerium bestätigte diese rechtliche Einschätzung des Landratsamtes. Das Bundesverbraucherschutzministerium kritisierte die Union und auch die Staatsregierung in Bayern, weil diese über den Bundesrat das Verbraucherinformationsgesetz der rot-grünen Bundesregierung hätten scheitern lassen. Der Betrieb bleibe im Visier, "wir prüfen ihn auch in Zukunft sehr genau", verkündete Ministeriumssprecher Roland Eichhorn. Man werde sich an Recht und Gesetz halten, aber wachsam bleiben. "Die kommen uns nicht so schnell vom Haken", meint Eichhorn.
Die Rückrufaktion von mutmaßlich verunreinigten Hühnerprodukten der Marke Gelha habe bislang keine Ergebnisse gebracht, teilte Eichhorn mit. In den Filialen der Supermärkte seien der Hühnersuppentopf und das Hühnerklein längst nicht mehr vorhanden. Es bestehe nur noch die Möglichkeit, dass sich entsprechende Packungen bei Käufern zu Hause befänden. Noch habe es aber keine Rückgaben gegeben.
Bundesverbraucherschutzministerium wollte Mängel öffentlich machen
Das Bundesverbraucherschutzministerium machte der bayerischen Staatsregierung im Zusammenhang mit dem Fleischskandal schwere Vorwürfe. Wenn das Verbraucherinformationsgesetz der rot-grünen Bundesregierung nicht am Widerstand der unionsregierten Länder - auch Bayerns - gescheitert wäre, könnten die Menschen nun erfahren, in welchen Lebensmitteln die umetikettierten Schlachtabfälle gelandet sind, sagte Staatssekretär Alexander Müller in Berlin. "Nur Transparenz als Grundlage der Lebensmittelwirtschaft führt dazu, dass verstärkt Qualitätskontrollen durchgeführt werden, weil alle wissen, dass Mängel öffentlich werden können", so Müller.
Er appellierte an Bayerns Verbraucherschutzminister Werner Schnappauf, nun umzudenken und sich für die Einführung des ursprünglich geplanten Verbraucherinformationsgesetzes stark zu machen. "Der Entwurf liegt nach wie vor bereit und könnte sehr, sehr schnell beschlossen werden", betonte der Staatssekretär. Er befürchte jedoch, dass Bayern zu keinen grundlegenden Änderungen im Verbraucherschutz bereit sei.
Schnappauf wies die Vorwürfe energisch zurück. Das im Bundesrat gescheiterte Gesetz hätte im aktuellen Fall "keinerlei zusätzlichen Schutz" bewirkt. Dort sei vorgesehen gewesen, Informationen während staatsanwaltschaftlicher Ermittlungen ausdrücklich auszuschließen, so der bayerische Ressortchef. Und der Gegenentwurf der Union sei wegen des Zusammenbruchs der rot-grünen Regierung im Vermittlungsausschuss hängen geblieben.
Als Konsequenz aus dem Fleischskandal will Schnappauf nun eine neue gesetzliche Initiative für eine bessere Information der Verbraucher anstoßen. Er habe darüber mit dem designierten Bundesverbraucherschutzminister Horst Seehofer gesprochen, sagte Schnappauf am Donnerstag in Berlin. Die jetzigen gesetzlichen Regelungen bezeichnete Schnappauf als "unzureichend". Er wolle sich für eine schnelle Änderung einsetzen: "Das Thema ist so virulent, dass man das nicht auf die lange Bank schieben darf."
Am 20-10-2005
Seehofer bezeichnet Allergien als "Volkskrankheit"
"Neuartige Lebensmittel"
Bundesverbraucherminister Horst Seehofer will sich mit einem nationalen Allergieplan um Krankheiten wie Neurodermitis, Heuschnupfen und Unverträglichkeiten von Nahrungsmitteln kümmern. Er bezeichnete Allergien als "Volkskrankheit". Studien würden bestätigen, dass Allergien in den letzten Jahrzehnten "weltweit dramatisch zugenommen" haben. So habe sich beispielsweise allein in den 1980er Jahren die Anzahl der allergischen Bronchialasthmatiker in Europa verdoppelt. In Dänemark habe sich das Auftreten der Hautkrankheit Neurodermitis bei jüngeren Menschen nahezu verdreifacht. Bei Seehofers Plan geht es darum Daten zu sammeln und zu veröffentlichen, um die Kennzeichnung und theoretisch auch um Verbote von allergieauslösenden Stoffen. Der nationale Allergieplan sieht laut Seehofer vor, das Datenmaterial über allergieauslösende Stoffe zu sammeln und den Bürgerinnen und Bürgern auf einer verbraucherpolitischen Plattform des Bundesverbraucherministeriums zugänglich zu machen. Insbesondere Forschung und Erkenntnisse des Bundesinsituts für Risikobewertung seien hier künftig einsehbar.
Das Ministerium will "prüfen, ob ein Gesetz notwendig ist", das eine Kennzeichnungspflicht oder ein Verbot allergieauslösender Stoffe vorsieht. Gespräche hierüber werde das Verbraucherministerium mit dem Gesundheits- und dem Umweltministerium führen. Zudem soll die Wirtschaft "stärker in die Pflicht genommen" werden, allergene Stoffe in Lebensmitteln, Kleidung, Arbeitsprozessen zu vermeiden oder zu kennzeichnen.
Die Verbraucher sollen so "die Möglichkeit bekommen, allergieauslösende Stoffe zu erkennen und den Kontakt zu vermeiden". Dies erfordere auch, weitere Testverfahren zur Allergieauslösung zu entwickeln. Gerade für neuartige Lebensmittel müssten geeignete Methoden entwickelt werden.
Am 31-07-2006
Greenpeace kritisiert Lebensmittelanbieter wegen Pestizidbelastung
"Unrechtsgewinne"
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hat am Montag erneut die Mehrzahl der deutschen Lebensmittelanbieter kritisiert: Für eine halbe Milliarde Euro verkauften große Einzelhandels-Unternehmen jedes Jahr Obst und Gemüse, dessen Pestizidbelastungen über den gesetzlich erlaubten Grenzwerten lägen, kritisiert die Organisation. Sie wirft den großen Handelsketten vor, auf diese Weise "Unrechtsgewinne" zu erzielen. "268.000 Tonnen der pestizidbelasteten Ware werden jährlich im Handel angeboten – damit verzehrt jeder deutsche Verbraucher im Durchschnitt über drei Kilogramm Obst und Gemüse, das nach dem Lebensmittelgesetz nicht verkehrsfähig ist", heißt es in der Mitteilung. Grundlage der aktuellen Berechnung seien Informationen aus der Verbraucherforschung sowie neues staatliches und privates Datenmaterial zu Pestizidrückständen in Lebensmitteln, so Greenpeace. Die Umweltschützer verwiesen auf eine von ihnen in Auftrag gegebene Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Demnach wollen 86 Prozent der Bundesbürger, dass Gewinne, die der Handel durch den Verkauf zu stark mit Pestiziden belasteter Ware erzielt, ganz oder teilweise vom Staat eingezogen werden.
"Mit nicht verkehrsfähigen Lebensmitteln werden den Verbrauchern Millionenbeträge aus der Tasche gezogen", kritisiert Martin Hofstetter, Agrarökonom von Greenpeace. Die Bundesregierung solle gesetzliche Regeln schaffen, um den Lebensmittelketten diese "Unrechtsgewinne" aus dem Verkauf von pestizidbelastetem Obst und Gemüse abzunehmen, so Hofstetter.
Doch das Geld dürfe nicht "einfach nur die Kassen des Staates füllen". Greenpace fordert, die dadurch eingenommenen finanziellen Mittel in verbesserte staatliche Lebensmittelkontrollen fließen zu lassen. "Mindestens zwei Prozent vom Umsatz mit illegalem Obst und Gemüse sollten dafür abgeführt werden. Das entspräche derzeit etwa zehn Millionen Euro, die dem Verbraucherschutz zu Gute kämen. Gewinner wären Verbraucher und saubere Anbieter", so Greenpeace.
Hofstetter sieht einen weiteren negativen Effekt, wenn die Handelsketten die "Unrechtsgewinne" weiterhin einbehalten dürften: "Großkonzerne wie Aldi, Edeka, Lidl, Metro, REWE und Tengelmann vermarkten 90 Prozent des Frischobstes und Gemüse. Saubere Anbieter wie Bio-Lebensmittel-Händler werden im Wettbewerb mit diesen Konzernen, die das Gesetz ignorieren, massiv benachteiligt.
Benachteiligt werden laut Greenpeace in Deutschland auch die Verbraucher. Im europäischen Ausland wie Dänemark oder Großbritannien, sei das anders. Dort werde der Name einer Firma mitgeteilt, deren Produkte negativ aufgefallen sind. "Kein Wunder also, dass 91 Prozent der Befragten bei unser Umfrage für mehr Transparenz waren. Sie wollten, dass staatliche Behörden die Namen von Unternehmen veröffentlichen, die zu stark pestizidbelastete Ware verkaufen", so Greenpeace.
Spitzenreiter der Produktpalette pestizidbelasteter Lebensmittel seien Paprika mit einem Warenwert von über 100 Millionen Euro, sowie Tafeltrauben, Tomaten und Äpfel mit zusammen 165 Millionen Euro. Besonders Paprika, Trauben und Tomaten sind nach Angaben von Greenpeace häufig so hoch mit Spritzmitteln belastet, dass staatliche Grenzwerte überschritten werden.
Am 05-03-2007
Angeblich neuer Fleischskandal in Bayern
Schlachtabfälle im Lebensmittelhandel
Staatsanwaltschaft und Lebensmittelprüfer haben in Bayern einen weiteren Fleischskandal aufgedeckt. Ein unterfränkischer Betrieb habe offenbar Schlachtabfälle wie Rinderhäute als Lebensmittel weiterverkauft, teilte das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit am 16. April in Erlangen mit. Die Stadt Würzburg habe der Firma daher die EU-Zulassung für den Handel mit tierischen Nebenprodukten entzogen. Eine Gesundheitsgefährdung für Verbraucher bestehe nicht. Das Veterinäramt der Stadt Würzburg hatte den Angaben zufolge bei einer Routinekontrolle des Betriebs Auffälligkeiten entdeckt. In enger Abstimmung mit Staatsanwaltschaft, Polizei, Veterinäramt und der Regierung von Unterfranken sei die Firma in der vergangenen Woche von der Spezialeinheit Lebensmittelsicherheit überprüft worden, "um den Verdacht der missbräuchlichen Nutzung von Handelspapieren nachzugehen", hieß es.
Zugleich sei ein Abnehmerbetrieb der Firma in einem anderen Bundesland von den dortigen Behörden kontrolliert worden. In welches Bundesland die Fleischabfälle geliefert wurden, wollte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Memmingen auf ddp-Anfrage nicht sagen. Um welche Menge Ware es sich handelt, sei noch unklar.
Die Firma besitzt nach Angaben des Landesamts eine Zulassung für tierische Nebenprodukte. Sie handle unter anderem mit Rinderhäuten, die als "nicht für den menschlichen Verzehr bestimmtes Material" bezogen würden. Diese Häute seien offenbar mit einem Handelsdokument für Lebensmittel an einen Lebensmittelbetrieb weiterverkauft worden.
Am 16-04-2008
Abgelaufene Lebensmittel sind nicht zwangsläufig verdorben
Was bedeutet "mindestens haltbar bis"?
Viele Menschen sind unsicher, ob sie Lebensmittel mit überschrittenem Mindesthaltbarkeitsdatum noch essen können. Aus Angst vor gesundheitlichen Schäden landen abgelaufene Milchprodukte, Konserven und vieles mehr direkt im Müll. Dies ist nach Ansicht der Verbraucherzentrale Bayern oft unnötig. "Das Mindesthaltbarkeitsdatum oder kurz MHD gibt an, bis wann das ungeöffnete Produkt bei richtiger Lagerung seine typischen Qualitätseigenschaften behält", erläutert Andrea Danitschek von der Verbraucherzentrale. Dazu zählen der Geschmack und der Geruch sowie die Konsistenz und der Nährwert. Nach Ablauf des MHD ist das Lebensmittel nicht zwangsläufig verdorben, aber nur noch begrenzt lagerfähig. Milch kann noch einige Tage, Joghurt oder Quark ein bis zwei Wochen genießbar sein. Bei Konservendosen, Nudeln oder Reis führt meist auch monatelanges Überschreiten des MHD zu keinen Einbußen. "Vor dem Verzehr sollte man unbedingt kritisch prüfen, ob das Lebensmittel noch so aussieht, riecht und schmeckt wie üblich", empfiehlt Ernährungsexpertin Danitschek. Anders zu bewerten ist das sogenannte Verbrauchsdatum. Es ist auf leicht verderblichen Lebensmitteln wie Hackfleisch, Putengulasch oder geräuchertem Fisch zu finden. Im Unterschied zum Mindesthaltbarkeitsdatum gibt es an, bis zu welchem Zeitpunkt das Lebensmittel spätestens verbraucht sein soll.
Um Gesundheitsgefahren zu vermeiden, dürfen Produkte mit Verbrauchsdatum nach Erreichen der Frist nicht mehr verkauft werden. Lebensmittel mit abgelaufenem MHD müssen Händler nicht zwangsläufig aus dem Regal nehmen. Sie sind jedoch dafür verantwortlich, dass ihre Qualität einwandfrei ist. "Wer also ein Lebensmittel mit abgelaufenem MHD kauft und zuhause einen Mangel feststellt, kann das Produkt reklamieren", sagt Verbraucherschützerin Danitschek. Fragen zur Haltbarkeit von Lebensmitteln beantwortet die Verbraucherzentrale am landesweiten Beratungstelefon unter 09001-89229376 (14 Cent/Min. aus dem dt. Festnetz für Fragen zu Lebensmitteln und Ernährung. Die Rechts- und Versicherungsberatung kosten 2 Euro/Min. Mobilfunkpreise können abweichen).
Am 11-10-2011