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Der Boden versauert

Weniger Schutz für Wald und Trinkwasser

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In Deutschland wird für den nachhaltigen Schutz des Trinkwassers und des Bodens immer weniger getan. Statt der dringend nötigen 300.000 Hektar Wald erhalten im Jahr 2003 bundesweit nur noch 70.000 Hektar eine zwingend erforderliche Bodenschutzkalkung, kritisiert die Düngekalk-Hauptgemeinschaft. Damit schreite die Versauerung der Waldböden weiter voran. Deutschlands Bäume verhungerten von unten, weil die Böden durch anhaltende Schadstoffeinträge von oben weiter versauern würden. Von fast sieben Millionen Hektar zu kalkendem Wald seien nur eine Million Hektar mit Kalk behandelt worden.


"Von der Gesamtwaldfläche in Deutschland, etwa 10 Millionen Hektar, sind rund zwei Drittel dringend kalkungsbedürftig.“, erklärt Ralph Kuhlmann, Vorsitzender Düngekalk-Hauptgemeinschaft. Der Umfang der tatsächlich gekalkten Fläche pro Jahr betrage aber nur rund 100.000 Hektar. Bei Wiederholungsintervallen von 10 Jahren würden in dieser Zeit also von fast 7 Millionen Hektar nur eine Million behandelt. Dieser Fehlbedarf werde Jahr für Jahr größer und akkumuliere sich als Säurepotential im Waldboden. Schuld daran sei vor allem eine unklare und restriktive Förderpolitik der Bundesländer.

Nach dem aktuellem Waldzustandsbericht des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft (vom Herbst 2002) sind in Deutschland von ca. 11 Millionen Hektar Wald insgesamt 65 % der Wälder geschädigt. Das entspricht einer geschädigten Waldfläche von 7,1 Millionen. Davon wiesen 21 % deutliche Schäden auf.

Im Jahr 1984 waren genau 56 Prozent der Waldbestände geschädigt. Heute seien es 65 Prozent. Nach Ansicht von Burkhard Eusterwinter, Koordinator der Deutschen Heli Forst, schützen die meisten Bundesländer den Wald, Boden und das Trinkwasser nur unzureichend. Von Bund, Land und EU dafür vorgesehene Fördermittel würden in Höhe von etwa 5 Millionen Euro ungenutzt zurück in die öffentlichen Kassen fließen. Von sechzehn Bundesländern werde lediglich in Sachsen der von der landeseigenen Forstlichen Versuchsanstalt ermittelte Kalkungsbedarf in den Wäldern auch in die Tat umgesetzt.

Thüringen fördere mit den Bundes- und EU-Mitteln verstärkt den Waldwegebau und die Erfassung der Besitzer für das Katasteramt. Der Bodenschutz werde dabei klar vernachlässigt. In Nordrhein-Westfalen und Hessen würden bei den Bodenschutzkalkungen lediglich die Nettokosten mit 90 % gefördert. Nach Umstellung der Förderung gingen hier die gekalkten Flächen auf jetzt rund. 5.000 Hektar pro Jahr zurück. Erforderlich wären nach Angaben des Forstministeriums 25.000 Hektar.

Nordrhein-Westfalen hätte sich im Jahr 2000 bei der Erstellung eines EU-Planes praktisch verpflichtet, bis zu 35.000 ha privaten Waldboden zu kalken. Obwohl die zuständige Landesministerin, Bärbel Höhn (Grüne), erst vor wenigen Tagen auf den desolaten Bodenzustand

und die dazu erforderlichen Schutzmaßnahmen hingewiesen hätte, würden aktuelle Förderanträge zur Unterstützung dieser Maßnahmen abgelehnt. Die Waldbesitzer seien aufgrund der schlechten Wirtschaftssituation nicht mehr in der Lage, die Rest-Finanzierung der Bodenschutzkalkungen zu übernehmen. Unterm Strich führe die unverständliche Mehrwertsteuer-Praxis in NRW dazu, dass in dem bevölkerungsreichsten Bundesland 2003 von insgesamt rund 880.000 Hektar Wald nur noch insgesamt 15.000 ha gekalkt werden, kritisiert der Verband.

"Wenn wir die Nachhaltigkeit auch in der Forstwirtschaft ernst nehmen wollen, muss angesichts der nach wie vor erheblichen Säuredepositionen in den deutschen Mittelgebirgen die Bodenschutzkalkung integraler Bestandteil des Waldbodenmanagements sein.“, so Ernst E. Hildebrand vom Institut für Bodenkunde und Waldernährung der Universität Freiburg. Es gehe nicht darum, die Produktivität von Forststandorten "anzuheizen", sondern es sollten vielmehr die standortstypischen Regelfunktionen der Waldböden erhalten beziehungsweise restauriert werden.

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