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In den letzten Jahren jedes zehnte geschlossen

Freibäder hoffen auf Rekordjahr

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Was den Bauern derzeit tiefe Sorgenfalten verursacht, zaubert Freibad-Betreibern ein wonniges Lächeln auf die Lippen - die Hitzewelle. "Die Bäder sind in diesem Jahr proppevoll", freut sich der Sprecher der deutschen Gesellschaft für Badewesen, Joachim Heuser. Besucherzahlen verhielten sich schließlich proportional zu den Temperaturen.


Klingeln wird es in den Stadtsäckeln aber dennoch nicht. Freibäder seien geborene Defizitbetriebe, die nicht aus den Minuszahlen herauskommen, sagt Heuser. Selbst Besucherrekorde über mehrere Wochen brächten den Kommunen kein Plus.

Jedes zehnte Freibad habe in Deutschland seit 1993 dicht gemacht, zählt Heuser vor. Vor knapp zehn Jahren waren es noch rund 3550 Schwimmanlagen unter freiem Himmel. Heute gibt es noch rund 3200. Ein großes Freibadsterben? "So würde ich das nicht bezeichnen", sagt Heuser. Seiner Ansicht nach hat sich vielmehr der Markt reguliert. Zumeist Bäder im Osten des Landes hätten schließen müssen. "In der DDR hatten Freibäder einen höheren Stellenwert als im Westen", erläutert Heuser.

Richard Johs, Geschäftsführer der Stuttgarter Kur- und Bäderbetriebe weiß um die schwierige Lage der Bäderbetriebe. Selbst tropische Temperaturen bringen nie eitel Sonnenschein in die Wirtschaftspläne. Im Freibad Rosenthal, dem Flaggschiff der Schwabenmetropole, hat die Stadt in einem guten Jahr Einnahmen von rund einer halben Million Euro. Die Kosten für das Freibad im Ortsteil Vahingen belaufen sich hingegen mit Zinsen und Abschreibungen etwa auf das Zweieinhalbfache.

In diesem Jahr könnte sich das etwas ändern, denn schon jetzt sind 70 Prozent mehr Besucher als im Vorjahr gekommen. "Doch der Hammer kommt erst noch", freut sich Johs. Am Donnerstag haben die Schulferien in Baden-Württemberg begonnen.

Auf volle Schwimmbecken hofft der Kölner Rettungsschwimmer Helmut Brings in den nächsten Tagen im Fühlinger Strandbad. "Nächste Woche fangen die Ferien an. Gutes Wetter sollen wir auch bekommen. Dann brummt das Geschäft wieder." Am Strand stehen und sich den braunen Bauch wachsen lassen - das geht dann nicht mehr.

Sengende Hitze scheucht auch die Hauptstädter ins Wasser. Die Berliner Bäderbetriebe reiben sich die Hände. "Wenn es so bleibt, kann das Jahr 2003 einen neuen Besucherrekord bringen", sagt der Geschäftsführer der Berliner Bäderbetriebe, Klaus Lipinski. In ganz Berlin zog es am vergangenen Wochenende 130 000 Berliner in die Freibäder.

Ähnlich war es in der sächsischen Landeshauptstadt. In Dresden strömten 30 000 Menschen in die feuchten Freizeitoasen. "Das ist der bisherige Spitzenwert der Saison", sagt Raphael Beckmann, Leiter des Sportstätten- und Bäderbetriebes. In Chemnitz wird bereits jetzt zur Mitte der Badesaison annähernd die Gesamtbesucherzahl des Vorjahres erreicht. Im Freibad Bernsdorf wurden bislang 21 000 Besucher gezählt, nachdem die Anlage im gesamten Vorjahr von 23 600 Gästen aufgesucht wurde.

München meldet ebenfalls volle Becken. Die Zahl der Besucher sei bislang um ein gutes Drittel im Vergleich zum Vorjahr gestiegen, sagt Bettina Hess von den Stadtwerken. "Wir sind begeistert vom bombastischen Sommer", schwärmt Hess und ist zuversichtlich, dass die Bäder den bisherigen Besucherrekord von 1,04 Millionen Besucher im Jahr 2002 knacken.

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