"Jeden Tag hören wir von unseren Patienten entsetzliche Geschichten", erklärt die medizinische Koordinatorin Nathalie Civet in Monrovia. Willkürliche Gewalt, Vergewaltigungen und Vertreibung gehörten für die Menschen zur Tagesordnung. Die derzeitigen Kämpfe in Monrovia verschlimmerten
die Situation erneut. In der Hauptstadt und in den Lagern außerhalb fehlten Nahrungsmittel und medizinische Hilfe. Die prekäre sanitäre Lage habe zudem zu einem Cholera-Ausbruch geführt. Darüber hinaus zeigten immer mehr Menschen Anzeichen von Unterernährung.
Laut Ärzte ohne Grenzen gibt es im ganzen Land kein einziges funktionierendes Krankenhaus mehr. Vor sechs Wochen hatten humanitäre Hilfsorganisationen noch Zugang zu einem Viertel des Landes, derzeit nur zu einem einzigen Stadtteil Monrovias. Die Mehrheit der Liberianer bleibe bei den Kämpfen sich selbst überlassen.
Der von der Organisation herausgegebene, 28 Seiten umfassende Bericht "Liberian Stories" gibt Aufschluss über die Erfahrungen vieler Liberianer während des jahrelangen Krieges. Die Menschen berichteten über willkürliche Gewalt, Plünderungen, Vergewaltigung, Zwangsrekrutierung und familiäre Trennungen. Zudem würden die Regierungen der Nachbarländer aufgefordert, die Grenzen für Flüchtlinge offen zu halten und ihnen angemessenen Schutz und Hilfe zu bieten.