Umweltschützer beklagten, dass die EU-Agrarminister eine Chance verpasst hätten, um die Agrarpolitik in ganz Europa nachhaltig und zukunftsfähig zu gestalten. Wenn auch in einzelnen Punkten Erfolge erzielt worden seien, hätten die Tielnehmer es nicht geschafft, ein nachhaltiges und langfristig abgesichertes Reformpaket zu verabschieden, bedauert Imke Lübbeke, Agrarexpertin des WWF.
Positiv bewertet Lübbeke dagegen den Beschluss der Agrarminister, die Tier- und Flächenprämien von der Produktion zu entkoppeln. Diesen Entschluss begrüßte auch die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie. So könne sich die Agrarproduktion in Bezug auf die Menge, die Qualität und den Preis der erzeugten Produkte besser an die Markterfordernisse, die Verbraucherwünsche und die Anforderungen der Ernährungsindustrie anpassen.
Da die Mitgliedsstaaten jedoch nur dazu verpflichtet seien, Teile ihrer Prämien bis zum Jahr 2007 zu entkoppeln, sei der Erfolg dieser Maßnahme entscheidend von der Umsetzung der Mitgliedsstaaten abhängig, kritisiert der WWF. Als wichtigsten Verhandlungserfolg wertet die Tierschutzorganisation die Möglichkeit, in Zukunft die Grünlandstandorte, das heißt Wiesen und Weideflächen, stärker zu fördern. Das müsse bereits bis 2005 auf nationaler Ebene umgesetzt werden, so die Forderung.
Zu den erzielten Fortschritten der Beschlüsse zählt der WWF auch die verpflichtende Einführung der Modulation. Dennoch ist hier die Begeisterung der Umweltschützer eher verhalten: Statt die anfangs vorgeschlagene 20-prozentige Umschichtung von Geldern zu beschließen, bleibe man nun bei einer 5-prozentigen Modulation bis 2007 stehen. Es fehle ein klares Bekenntnis der Mitgliedsstaaten für eine neue Balance zwischen der ersten und zweiten Säule der Agrarpolitik, also zwischen den Tier- und Flächenprämien und der Förderung zur Entwicklung der ländlichen Räume, so die Kritik.
Bei der Marktpolitik würden zudem kosmetische Verbesserungen als großer Wurf verkauft. Anstatt sich auf deutliche Preissenkungen für Getreide und Milchprodukte zu einigen, habe man sich vor entscheidenden Einschnitten gedrückt. Die WWF-Expertin beklagt, dass sich die Mitgliedsstaaten ihrer internationalen und finanziellen Verantwortung entziehen würden. Solange die Interventionspreise für Getreide nicht gesenkt würden, werfe man weiterhin unsinnig Steuergelder aus dem Fenster.