"Dieser Fall zeigt, welche Dimensionen Patente auf Leben inzwischen erreicht haben: Nicht nur gentechnisch veränderte, sondern auch ganz normale Pflanzen und Tiere werden patentiert, wenn in ihnen Gene von wirtschaftlichem Interesse entdeckt werden," warnt Christoph Then, Patentexperte von Greenpeace. "Monsanto beklaut gezielt indische Landwirte, die über Jahrhunderte diesen speziellen Weizen gezüchtet haben. Dieses Patent zeigt, wie dringend ein gesetzliches generelles Verbot der Patentierung von Genen und Lebewesen und Saatgut ist. Die Deutsche Bundesregierung macht sich mitschuldig, wenn sie jetzt nicht aktiv wird und Patente auf Leben in Europa stoppt." Monsanto könnte in Zukunft nicht nur Bauern, sondern auch Bäckereien, Konditoreien und Supermärkte verklagen, wenn sie Kekse oder Kuchen aus patentiertem Weizen herstellen oder verkaufen. Greenpeace wird in den kommenden Wochen einen Einspruch gegen das Patent vorbereiten.
Das Europäische Patentamt in München erteilt Patente auf Gene und Lebewesen aufgrund einer EU-Richtlinie, die 1998 verabschiedet wurde und in der EU heftig umstritten ist. Die Ablehnung gegenüber der Richtlinie wurde im Mai auch in einer repräsentativen europaweiten Umfrage bestätigt, die im Auftrag von Geenpeace durchgeführt wurde: Nur drei Prozent aller 4.559 befragten Personen aus 15 Ländern sprachen sich dafür aus, dass weiterhin Patente auf Gene und Lebewesen erteilt werden. Die Deutsche Bundesregierung drängt seit Jahren auf eine Umsetzung der Richtlinie, gegen den Rat der maßgeblichen Experten des Bundestages. Nach Recherchen von Greenpeace will das Bundeskabinett bereits am 25. Juni einen entsprechenden Gesetzesentwurf verabschieden, der Patente auf Leben endgültig legitimieren würde.