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Großbritannien

Gentechnik-Industrie stürzt britischen Umweltminister

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Kurz vor der Entscheidung über die Zulassung kommerzieller Gen-Pflanzen stürzt die Gentechnik-Industrie den britischen Umweltminister Michael Meacher. Nach Angaben der britischen Zeitschrift Daily Telegraph erfolgte der Sturz Meachers in der vergangenen Woche auf Druck der Gentechnik-Industrie, insbesondere des Bayer-Konzerns. Meacher ist als profunder Kritiker genveränderter Nahrungsmittel bekannt und war den Biotechnik-Firmen seit langem ein Dorn im Auge. Dr Paul Rylott, Vorsitzender der einflussreichen Industrie-Vereinigung Agricultural Biotechnology Council (ABC) und Chef der BAYER-Tochterfirma BioScience, hatte den Minister nur wenige Tage vor seiner Entlassung heftig kritisiert. Daraufhin war in der englischen Presse offen über einen Sturz Meachers spekuliert worden. Premierminister Tony Blair gilt als uneingeschränkter Befürworter der Gentechnik. Erst Anfang Juni hatte die britische Regierung einen "Gentechnik-Dialog" initiiert - dieser soll bereits in drei Monaten darüber entscheiden, ob Großbritannien das erste europäische Land wird, in dem gentechnisch veränderte Pflanzen kommerziell angebaut werden.


Der Dialog wird von einem 11-köpfigen Komitee geleitet, dem BAYER-Lobbyist Paul Rylott ebenfalls angehört. Auch der Agriculture and Environment Biotechnology Commission, die die britische Regierung über Risiken der Gentechnik beraten soll, gehört Multifunktionär Rylott an. Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren (CBG): "Es ist kein Zufall, dass der Gentechnik-Kritiker Meacher just in dem Moment geschasst wird, in dem die Zukunft gentechnisch veränderter Lebensmittel in England und in ganz Europa entschieden wird.

Es ist erschreckend, dass die Macht des BAYER-Konzerns auch in England groß genug ist, um unliebsame Politiker auszubooten." Mimkes kritisiert, dass Industrievertreter wie Paul Rylott in staatlichen Kommissionen sitzen, die über die Zukunft strittiger Probleme entscheiden. Der BAYER-Konzern ist seit der Übernahme der Aventis CropScience AG der größte europäische Anbieter gentechnisch veränderter Pflanzen. Das Unternehmen sitzt in den Startlöchern, um modifizierte Getreide-Sorten, Raps, Mais und Soja auf den Markt zu bringen. Die Mehrheit der europäischen Bevölkerung lehnt Gentechnik in Nahrungsmitteln ab.