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Eine Stunde sterben

Walfangpraktiken lösen Entsetzen aus

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Auf der derzeit in Berlin stattfindenden Tagung der Internationalen Walfangkommission (IWC) wurden nun Einzelheiten aus den Walfangpraktiken verschiedener Länder bekannt. Sie würden die unglaubliche Grausamkeit der Jagd auf Wale und Delfine belegen, so die Artenschutzorganisation Pro Wildlife. So sei im vergangenen Jahr in Russland kein einziger der 133 gejagten Grau- und Grönlandwale sofort durch den ersten Harpunenschuss gestorben, sondern alle hätten "nachbehandelt" werden müssen. "Bis zu 100 Gewehrkugeln wurden auf die verletzten Wale geschossen, bis endlich der Tod nach bis zu einer Stunde eintrat", berichtet Dr. Sandra Altherr, die für Pro Wildlife an der IWC-Tagung teilnimmt. In Grönland litten manche Tiere sogar bis zu zwei Stunden, bis sie endlich von ihren Qualen erlöst würden. Auch die Tötungsmethoden der japanischen Walfänger, der dänischen Färöer und der Ureinwohner Alaskas stehen in der Kritik vieler IWC-Teilnehmer.


Einwohner in Russland und Alaska (USA) dürfen jährlich eine von der IWC festgelegte Quote an Grau- und Grönlandwalen für den Eigenbedarf ("Subsistenzwalfang") erlegen. Die Methoden dieser Jagd - eine Kombination aus Harpunen und Gewehren - seien teils völlig antiquiert und verlängerten das Leiden der Wale erheblich, kritisiert die Organsation. Aus Grönland seien Fälle bekannt geworden, in denen die Tötung von Finnwalen bis zu 45 Minuten, die von Zwergwalen sogar bis zu 120 Minuten dauerte.

Auch Japan setze in seinem "Wissenschaftswalfang" nur teils die bestmöglichen Harpunen ein, obwohl es dazu nach IWC-Vorgaben verpflichtet wäre. Auf die hierdurch längere Tötungszeit für Zwergwale angesprochen, verwies der japanische Abgeordnete nur lapidar auf die höheren Kosten der besseren Waffen.

Zwei neue Anträge für neue Gebiete im Südatlantik und im Südpazifik sind am zweiten Verhandlungstag gescheitert. Zwar hatte sich jeweils eine einfache Mehrheit der Delegierten sowohl für ein Schutzgebiet im Südpazifik als auch im Südatlantik ausgesprochen: Für eine neue Einrichtung bedarf es aber laut IWC-Satzung einer Dreiviertelmehrheit.

"Japan lässt keine Gelegenheit aus, den Schutzgedanken zu untergraben", kritisiert Volker Homes, WWF-Delegierter auf der Konferenz in Berlin. Beispielsweise bestehe eine Schutzzone im Südpolarmeer bereits seit 1994 und muss satzungsgemäß alle zehn Jahre wieder auf die Tagungsordnung zur Überprüfung. Japan versuche nun die Gelegenheit zu nutzen, den Schutzzweck für die Region abzuschaffen, verfehlte dafür aber die nötige Dreiviertelmehrheit.

Auf Vorschlag Australiens und Neuseelands kam es im Plenum außerdem zu einer Diskussion um die Einrichtung eines neuen Walschutzgebiets im Südpazifik. Obwohl sich alle Südpazifik-Staaten, die diese Entscheidung betrifft, sich für ein solches Schutzgebiet ausgesprochen hatten und keine der Walfangnationen in dieser Region jagt, wurde in der Abstimmung die nötige Mehrheit verfehlt. Auch der Vorschlag Brasiliens, im Südatlantik eine Schutzzone einzurichten, konnte im Plenum keine Mehrheit finden.

Nach der Abstimmungsniederlage Japans zur Berlin-Initiative hatten Japan und die Karibikstaaten am vormittag demonstrativ den Plenarsaal verlassen.

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