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55. IWC-Tagung

Mehr Netze als Harpunen töten Meeressäuger

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Vor Beginn der 55. Tagung der Internationalen Walfangkommission IWC in Berlin warnt der WWF vor der größten Bedrohung für die weltweiten Walbestände: Durch den Beifang in Fischernetzen sterben jedes Jahr mehr als 300.000 Wale und Delfine. Das bedeute, dass alle zwei Minuten ein Wal sterben würde, so die Tierschutzorganisation. Allein vor der deutschen Nordseeküste verendeten jährlich 7.500 Schweinswale in den Stellnetzen der Fischerei. "Jedes Jahr sterben mehr Wale und Delfine in Fischernetzen als durch Harpunen", sagt WWF-Experte Volker Homes. Die IWC tagt vom 16. bis 19. Juni zum ersten Mal in Deutschland und soll den festgefahrenen Verhandlungen zwischen Walfängern und Walschützern eine entscheidende Wende geben.


Der WWF fordert daher die Delegierten auf, eine Resolution zum Schutz der Wale vor Beifang zu unterstützen. Diese werde bei der Konferenz in Berlin als wichtiger Diskussionspunkt auf der Tagesordnung stehen. Beifang und die notwendigen Maßnahmen, um ihn zu verringern, könnten für die IWC zu Hauptthemen werden und Mitgliedsländer ermutigen, finanzielle Mittel für entsprechende Forschungszwecke bereitzustellen.

Mit der sogenannten "Berliner Initiative", die die Einrichtung eines Gremiums vorsieht, das sich mit allen Bedrohungen für Wale und den entsprechenden Schutzmaßnahmen auseinandersetzt, könnte ein großer Schritt für den Erhalt der bedrohten Tiere erreicht werden, so die Organisation. Weltweit würden die grauen Riesen neben dem Beifang im Zuge der Fischerei und dem gezielten Walfang auch durch die zunehmende Meeresverschmutzung, durch Unfälle mit Schiffen und Folgen des Klimawandels bedroht.

Aktuell nehme insbesondere die Bedrohung durch Lärm zu. Künstlicher Lärm, insbesondere von Sonarsystemen, wirke sich auf Wale, Delfine und andere Meeresbewohner verheerend aus. Eine internationale Petition fordert daher Massnahmen zur Eindämmung des Krachs in den Meeren, berichtet ASMS (Schutz der Meeressäuger). Der künstliche Lärm in den Meeren habe mit den Jahren ein Ausmass erreicht, das Wale, Delfine und alle anderen Meeresbewohner stören und gefährden könne. Der Krach stamme unter anderem von Schiffsmotoren, Bohrungen, seismischen Tests, Windparks auf offenem Meer und dem Militär. Eine besondere neue Gefahr seien militärische Experimente mit hochleistungsfähigen Sonarsystemen.

Durch der Autopsie von toten Walen könnten zahlreiche aktuelle Walstrandungen in Zusammenhang mit Sonar-Experimenten gebracht werden. Die häufigsten Folgen seien Verletzungen im Gehörgang, Blut im Gehirn, blutunterlaufene Augen und Lungenschäden. Mitgliedorganisationen der Europäischen Koalition für lärmfreie Ozeane ECS, befürchten eine hohe "Dunkelziffer" getöteter Wale, die auf freiem Meer getötet werden und so unbemerkt auf den Grund sinken.

Aufgrund von Empfehlungen des wissenschaftlichen Komitees der IWC, in dem anerkannte Wissenschaftler aus aller Welt jährlich ihre jüngsten Informationen zum Thema Wale zusammentragen, haben die Mitgliedsländer der IWC eine Reihe von Resolutionen verabschiedet, die Handlungsbedarf gegen Beifang von Walen empfehlen. Nur wenige Länder hätten diese Empfehlungen jedoch beachtet, so dass Wal- und Delfinbestände weiter bedroht blieben, kritisiert der WWF.

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