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Naturheilmittel

Johanneskraut wird apothekenpflichtig

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Die Zahl der Verwender von Naturheilmitteln ist in den vergangenen Jahren ständig gestiegen. Mittlerweile setzen 73 Prozent der Deutschen auf die sanfte Medizin aus Pflanzen, wie das Institut für Demoskopie Allensbach in seiner Umfrage "Naturheilmittel 2002" angibt. Eines der gefragtesten Naturarzneimittel ist demnach das Johanniskraut, das seit Jahrhunderten auch in niedrigen Dosierungen als Tee oder Pflanzensaft erfolgreich bei nervlicher Belastung und Stimmungsschwankungen eingesetzt werde. Doch diesen milden, nebenwirkungsarmen Präparaten drohe nun das "Aus", befürchtet die neuform Vereinigung Deutscher Reformhäuser e.G.


Das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung will zum 01. August 2003 alle johanniskrauthaltigen Arzneimittel unter die Apothekenpflicht stellen - und zwar gegen das Votum des von ihm berufenen Sachverständigenausschusses für Apothekenpflicht. Anlass seien Untersuchungsergebnisse über die Wechselwirkungen johanniskrauthaltiger Arzneimittel mit anderen Medikamenten gewesen. Dies gelte jedoch nachweislich nur für die höher dosierten, apothekenpflichtigen Präparate. In klinischen Studien habe die Unbedenklichkeit von niedrig dosierten Johanniskrautpräparaten bewiesen werden können. Trotzdem sollten, entgegen der Experten-Empfehlung, alle Präparate zum Einnehmen der Apothekenpflicht unterstellt werden.

Die Vereinigung und betroffene Hersteller rechneten damit, dass alle traditionellen Präparate wie Tees, Frischpflanzensäfte, Kräutertabletten und Rotölkapseln faktisch vom Markt verschwänden, da ein vereinfachtes Zulassungsverfahren für traditionelle Arzneimittel bei Unterstellung unter die Apothekenpflicht dann nicht mehr zulässig wäre. Für das Bundesinstitut für Arzneimittel- und Medizinprodukte würde dies weniger Verwaltungsarbeit bedeuten, denn derzeit müssten alle traditionellen Arzneimittel in einem aufwändigen Verfahren einem neuen Recht angepasst werden. Vor diesem Hintergrund befürchtet die neuform VDR e.G., dass Johanniskraut kein Einzelfall bleibt und weitere Heilpflanzen auf diese Art in die Diskussion geraten.

Für den Endverbraucher bedeute dies, dass er zukünftig keine Wahl mehr habe und auf die höher dosierten Präparate aus der Apotheke zurückgreifen müsse, ungeachtet von Neben- oder Wechselwirkungen. neuform-Vorstand Erwin Perlinger kritisiert die widersprüchlichen Signale aus dem Gesundheitswesen: "Einerseits wird zu mehr Eigeninitiative und Selbstverantwortung aufgerufen, andererseits werden dem Verbraucher traditionelle Naturarzneien für eine milde und natürliche Selbstmedikation entzogen."

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