Die G8-Regierungen haben sich zudem wiederholt für ein gestaffeltes Preissystem ausgesprochen, wonach die Pharmaindustrie ihre Arzneimittel in ärmeren Ländern kostengünstig abgeben soll. Ärzte ohne Grenzen zufolge haben die jüngsten EU-Verhandlungen in Brüssel jedoch gezeigt, dass den Interessen der Pharmaindustrie deutlichen Vorrang gegenüber dem Schutz der Gesundheit in ärmeren Länden eingeräumt wurde.
"Gerade die deutsche Regierung hat den ursprünglich von der EU-Kommission vorgelegten Vorschlag abgeschwächt. Die von der EU jetzt festgelegten Richtpreise sind höher als die Preise der meisten bereits erhältlichen Generika", so Tobias Luppe von Ärzte ohne Grenzen. Die Organisation befürchtet, dass das europäische Modell nun im Rahmen der G8-Verhandlungen als Vorbild für ähnliche Regelungen weltweit genutzt wird. Die Preisgestaltung bliebe so auch künftig der Pharmaindustrie überlassen.
"Das wirksamste Mittel, Medikamentenpreise zu senken, ist nach wie vor der Wettbewerb durch die Herstellung von Nachahmerprodukten", erklärte Tobias Luppe. "Doch auch die Verhandlungen über die Nutzung von Zwangslizenzen und den Import von kostengünstigen Generika werden vor allem durch die Interessen der pharmazeutischen Industrie blockiert."
Die Pharmaindustrie rechtfertigt die hohen Preise und ihr Bestreben nach verstärktem Patentschutz mit den Entwicklungskosten für Medikamente. Doch Menschen in ärmeren Ländern profitieren von den Forschungsaktivitäten der Industrie bis heute kaum. Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen ist die Entwicklung von Medikamenten gegen vernachlässigte Krankheiten nahezu zum Stillstand gekommen. Besonders besorgt ist die Organisation deshalb über die Streichung der Arbeitsgruppe, die von den G8 hierzu ursprünglich vorgesehen war.