"Zu Beginn erwarteten die meisten Menschen, dass die mehr als 2.700 Opfer innerhalb weniger Wochen identifiziert werden", erklärt der Gerichtsmediziner Will Goodwin von der University of Central Lancashire. Die Grenzen der DNA mussten aber zur Kenntnis genommen werden. DNA-Proben könnten zwar direkt mit Proben des Opfers oder von Familienmitgliedern verglichen werden. Diese Vergleiche seien aber problematisch, erklärt der Berater für forensinsche Mathematik Charles Brenner in einem Bericht des Fachmagazins Nature. Viele DNA-Proben stammten nicht von Opfern, sondern von anderen Personen, wie sich etwa bei Zahnbürsten herausstellte.
Durch die große Opferzahl habe sich auch das DNA-Fingerprinting der Verwandten als zu wenig empfindlich herausgestellt. Es könne zum Beispiel vorkommen, dass zufällig gleiche Gene zwischen nicht verwandten Personen zu falschen Ergebnissen führen. "Für alle Eltern, die ein Kind verloren haben, kommen mehrere Opfer als Kind in Frage. Auf 1.000 Opfern kommt etwa ein falscher Verwandter", so Brenner. Aus diesem Grund empfiehlt Brenner für jedes Opfer die DNA von mehreren Verwandten zu sammeln. Eine eigens entwickelte Software solle den Vergleich der DNA-Profile mit den noch nicht identifizierten Proben erleichtern.
Das Fingerprinting sei zudem dadurch limitiert, dass es intakte DNA-Stränge erfordert. Viele Körperteile, die in den Twin Towers gefunden wurden, seien dagegen zu sehr verfallen, um derart intakte Proben zu erhalten. Das Projektteam unter der Leitung von John Butler vom US-Insitute of Standard and Technology in Maryland habe nun einen neuen Test entwickelt, der auch bei kürzeren DNA-Abschnitten funktioniere.
Darüber hinaus ziehen die Forscher auch die Untersuchung von so genannten SNPs in Erwägung. Es handelt sich dabei um die feinsten genetischen Unterschiede zwischen den Menschen. Bislang sind SNPs in der forensischen Forschung so gut wie noch nie zum Einsatz gekommen. Erste Ergebnisse seien aber vielversprechend.