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Rück-Züchtung

Ur-Rinder sollen Salzwiesen schützen

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"Lambrusco" scharrt mit den Hufen. Der Bulle sieht besonders wild aus und ist deshalb der ganze Stolz der ostfriesischen Regionalgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (NABU). "Er ist einer der fünf besten Rückzüchtungen", sagt Regionalgeschäftsführer Matthias Bergmann. Dank "Lambrusco" kommt der Umweltverband seinem Ziel ein großes Stück näher, möglichst detailgenaue Abbilder der Jahrtausende alten Auerochsen zu erschaffen. In der Nähe von Freepsum bei Emden hält der NABU eine Herde mit sieben solcher Ur-Rinder und vier Kälbern.


Das Gebiet der ehemaligen "Krummhörner Meere" war im 18. Jahrhundert trockengelegt worden, um es landwirtschaftlich zu nutzen. Vor zehn Jahren kaufte die Irma-Waalkes-Umweltstiftung das Areal, in dem einer der tiefsten Punkte Deutschlands mit 2,50 Meter unter Normalnull zu finden ist, um es planmäßig wieder zu vernässen. Durch die Nähe zur Nordsee dringt salzhaltiges Grundwasser an die Oberfläche. Die binnenländischen Salzwiesen dienen Tausenden Zugvögeln als Brut- und Rastplatz. Doch das Gebiet droht zu verschilfen, sagt Matthias Bergmann. Konventionelle Rinderrassen kämen mit dem sumpfigen Untergrund einfach nicht zurecht. Auch landwirtschaftliches Gerät kann dort nichts ausrichten. Um die Salzwiesenvegetation zu retten, sind seit Dezember 2002 die Ur-Rinder im Einsatz.

"Die Tiere eignen sich hervorragend zur Landschaftspflege", sagt der NABU-Experte. "Sie ziehen gemächlich über die sumpfigen Flächen und fressen Gras, das unsere heutigen Milchkühe verschmähen würden." Die Naturschützer nutzten bei ihrem Projekt einschlägige Erfahrungen aus den Niederlanden. Dort werden die Ur-Rinder bereits seit 20 Jahren zur Pflege schützenswerter Gebiete eingesetzt. "Ehemals durchzogen Elch, Rothirsch, Wildpferd, Auerochse und Wisent die norddeutschen Weiten", erläutert Bergmann. Sie sorgten dafür, dass neben Wald auch Lichtungen, Wiesen und Heide die Landschaft bereicherten.

Diesen Effekt will der NABU in Ostfriesland nutzen. Die mit 29 000 Euro vom niedersächsischen Umweltministerium geförderte Projektidee zeigt bereits erste Erfolge. Im Februar und März wurden drei Kälber geboren. "Die Kühe verhalten sich wie wildlebende Rehe und verstecken ihre Jungen an sicheren Orten, zu denen sie zum Säugen zurückkehren", berichtet Bergmann. Drohe einem Kalb Gefahr, verteidige es die Kuh mit ihren langen Hörnern.

Die Geburt der Jungtiere bei minus 12 Grad Celsius ohne menschliche Betreuung sei bei Tierschützern auf Unverständnis gestoßen. "Das hat uns eine Anzeige eingebracht", sagt der NABU-Regionalgeschäftsführer. Tierärzte hätten die Kälber daraufhin untersucht. Die seien aber so "widerstandsfähig und genügsam", dass kein Eingreifen notwendig war, sagt Bergmann. Das Zuchtziel rücke näher, robuste Tiere zu bekommen, die sich in unberührter Natur natürlich verhalten. Deshalb ist bereits geplant, die Herde auf 15 Tiere anwachsen zu lassen. Darüber hinaus überlegt der Umweltverband, in der Emsniederung bei Leer ein ähnliches Projekt zu starten und Wildpferde hinzu zu nehmen.

Über das Projekt können sich Interessierte ab Mai auf Exkursionen informieren.

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