Die in der Allianz "Kein Diesel ohne Filter" zusammengeschlossenen Verbände kündigten nun eine weitere Intensivierung ihrer Initiative zum Genfer Autosalon an und veröffentlichten erstmals eine Übersicht aller derzeit lieferbaren oder offiziell angekündigten Pkw mit Partikelfilter von zwischenzeitlich sechs ausländischen Herstellern.
Eine erste positive Zwischenbilanz der im November 2002 gestarteten Aktion "Kein Diesel ohne Filter" zog Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe e.V. (DUH). "Peugeot, Citroen, Fiat und Lancia bieten derzeit sieben Pkw in zwölf Motorenvarianten mit Partikelfilter an. Renault und Toyota haben nun ebenfalls offiziell angekündigt, den Partikelfilter in breiter Front einzuführen." Die deutschen Autohersteller hätten sich zwischenzeitlich zwar ebenfalls erstmals zur Filtertechnik bekannt und für ihre Spitzenmodelle den Rußfilter angekündigt. "Im Gegensatz zu den Franzosen folgen aber bisher keine Fakten. Bis heute kann man weder einen deutschen Pkw mit Rußfilter bestellen, noch ist es klar, bis wann die ersten Fahrzeuge lieferbar sind. Im Gegenteil: Der VW Konzernchef Pischetsrieder hat in einem Interview in der FTD vom 19.2.2003 erklärt, dass VW außer in dem Extrem-Luxusmodell Phaeton keine Rußfilter einsetzen wird", so Resch.
Doch der Druck auf die Industrie nimmt zu. Alle Bundestagsparteien unterstützen inzwischen die Forderungen der Initiative "Kein Diesel ohne Filter". Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des Verkehrsclub Deutschland (VCD) "Die Blockadefront der Autoindustrie bröckelt zwar zunehmend, aber es deuten sich unsaubere Rückzugsgefechte der Industrie an. Es ist nicht akzeptabel, dass Partikelfilter serienmäßig nur in große Fahrzeuge eingebaut werden und bei Durchschnittsautos als teures Zubehör zu Apothekenpreisen angeboten werden. Partikelfilter beugen vor, sie vermeiden Erkrankungen, und müssen deshalb in alle Diesel-Pkw eingebaut werden. Dann sinkt auch der Preis für die Technik."
Günter Hubmann, Sprecher von Greenpeace, fordert die Autoindustrie einschließlich der Zulieferer auf, schnellstmöglich auf dem Markt Filter mit der dazugehörigen Technik anzubieten. "Greenpeace hat mit einem nachgerüstetem Mercedes C220 CDI gezeigt, dass die Nachrüstung einfach und durchaus machbar undbezahlbar ist".Stefan Bundscherer, Sprecher des BUND e.V. "Die Blockade der Automobilindustrie belastet das deutsche Gesundheitswesen jährlich mit Milliardenbeträgen. Die Krankenkassen und ihre Beitragszahler sind daher die natürlichen Nutznießer des Partikelfilters." Darüber hinaus kündigte Bundscherer "kreative Aktionen der Umweltverbände" parallel zum Genfer Autosalon an.
Dr. Axel Friedrich, Abteilungsleiter Umwelt und Verkehr des Umweltbundesamtes wies darauf hin, dass das Umweltbundesamt die Festlegung von Grenzwerten unabhängig ob Diesel oder Benzin für die nächste Eurostufe 5 für notwendig hält. "Dies bedeutet den Einsatz von Rußfiltern oder gleichwirksamer Technologie für alle Dieselfahrzeuge sowie von DeNOx-Katalysatoren für 2008 für ganz Europa. Durch eine steuerliche Förderung soll - wie schon in der Vergangenheit erfolgreich gezeigt - der Einsatz in Deutschland vorgezogen werden." Zusätzlich fordert Friedrich von der Autoindustrie, ihren Widerstand gegen solche Grenzwerte aufzugeben. Die Autoindustrie sei bei Zusatzgeräten ausgesprochen innovativ: "Warum ist es für sie selbstverständlich, bei praktisch allen Fahrzeugen Navigationssysteme anzubieten - auf die aus Umweltsicht notwendigen Dieselrußfilter aber zu verzichten"?
"Kein Diesel ohne Filter" ist ein breites Aktionsbündnis aus Umweltverbänden, Verkehrs- und Automobilclubs, Gesundheitsexperten und Kinderschutzorganisationen. Im Jahr 2003 wird die Initiative mit einer intensiven Kampagne Druck auf die Automobilindustrie und die Politik zur Einführung des Dieselrußfilters ausüben und die Verbraucher über die Gefahren von Dieselruß und verfügbare Filtertechnologien aufklären. Wissenschaftlicher Berater der Initiative ist die Weltgesundheitsorganisation WHO.