Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (NAGRA) hat Ende des vergangenen Jahres bei den Schweizer Bundesbehörden den sogenannten Entsorgungsnachweis für ein Atommüll-Endlager in Benken im Zürcher Weinland eingereicht. Die im Jahr 2000 von den Schweizer Initiativen IGEL und Bedenken in Auftrag gegebene und auch von deutschen Gemeinden, Landkreisen und Verbänden mitfinanzierte Studie hat nun viele offene Fragen aufgeworfen. Die Darmstädter Wissenschaftler haben eine Vielzahl offener Fragen zu wichtigen Sicherheitsaspekten gestellt, die für eine Entscheidung nach Ansicht des Öko-Institutes zwingend geklärt werden müssen.
Die Fachleute sind sich nicht einig, ob die Alpenfaltung abgeschlossen ist. Mit der Gebirgsbildung verbundene Bewegungen der Erdkruste könnten neue Störungen und Bruchzonen verursachen oder vorhandene wieder aktivieren. Auch damit verbundene Vertikalbewegungen könnten den Atommüll im Laufe der Zeit in Richtung Erdoberfläche bewegen. Damit ist eine Langzeitsicherheit bereits stark in Frage gestellt.
Die Erdbebengefährdung und die damit verbundenen Risiken wurden von der NAGRA nicht genügend untersucht. Auch hier bestehe Nachholbedarf.
Die von der NAGRA gelobte Opalintustonschicht sei bei weitem nicht so dicht wie angegeben. Die Tonschichten enthalten zahlreiche Kalkbänke und Sandsteineinlagen. Auch bei der Probebohrung aufgetretenen Spülwasserverluste weisen auf Undichtigkeiten hin.
Auch an dem Auswahlverfahren hatte das Öko-Institut einiges Auszusetzen. Da die NAGRA schon seit mehreren Jahren nur noch Benken untersucht hat, könne von einer Auswahl keine Rede mehr sein. Es gebe von Anfang an auch keinen nachvollziehbaren Plan oder klare Anforderungen an ein Endlager. Damit seien die Entscheidungen der NAGRA nicht nachvollziehbar und willkürlich. Eine Beteiligung der Bevölkerung fand nicht statt, kritisierte das Öko-Institut und bezeichnete die Einbeziehung der Bürger in das Verfahren als mangelhaft und unzeitgemäß.
Die Kritiker eines Endlagers in Benken wurden durch das Gutachten bestärkt. Viele entscheidende Fragen wurden nicht oder nur mangelhaft untersucht. Deshalb fordert auch KLAR! einen Neubeginn des Auswahlverfahrens nach internationalem Standard, umfassende Untersuchungen von unabhängigen Wissenschaftlern und eine Beteiligung der schweizerischen und deutschen Bevölkerung am Auswahlverfahren.