Die gesamtwirtschaftliche Produktion werde im ersten Quartal 2003 "nahezu zum Stillstand" kommen, hob das Münchner Institut hervor. Ausschlaggebend hierfür sei der Kaufkraftentzug durch die restriktiven Sparmaßnahmen und Abgabenerhöhungen. Erst im weiteren Jahresverlauf sei allmählich mit einer Belebung zu rechnen. Ein geringeres Wachstum wie 2002 sei seit dem Rezessionsjahr 1993 nicht mehr zu verzeichnen gewesen. Das deutsche Inlandsprodukt wachse zudem schon seit Mitte der neunziger Jahre langsamer als in den anderen westeuropäischen Ländern. Nur grundlegende und radikale Reformen
könnten daran etwas ändern. Die am Vortag vom Ifo-Institut vorgelegten Zahlen zum Geschäftsklima im Dezember erbrachten für Westdeutschland das siebte Mal in Folge eine Verschlechterung.
Der Tiefpunkt der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sei nach Ansicht des Instituts in Deutschland noch nicht erreicht. Die Erwerbslosenzahl werde trotz eines Rückgangs im späteren Jahresverlauf im Schnitt auf 4,22 Millionen steigen. Die Arbeitslosenquote würde sich damit bundesweit auf rund 9,9 Prozent
erhöhen. Im Jahresdurchschnitt 2002 werde die Erwerbstätigenzahl um rund 230 000 (oder 0,6 Prozent) niedriger sein als im Vorjahr. Am Jahresende werde die Vorjahreszahl sogar um 360 000 oder 1,0 Prozent unterschritten. Die Belebung im zweiten Halbjahr 2003 werde so schwach ausfallen, dass zum Jahresende etwa gleich viel erwerbstätige Personen registriert werden wie 2002. Die Inflationsrate erwarten die Ifo-Experten 2003 bei durchschnittlich 1,3 Prozent.
Das Ifo-Institut verweist ausdrücklich darauf, dass alle Prognosen mit erheblichen Risiken behaftet sind. Die genannten Erwartungen seien daran geknüpft, dass der Irak-Konflikt "zwar bis weit in das kommende Jahr hinein schwelen wird, es aber nicht zu großen militärischen Auseinandersetzungen kommt". Der Rohölpreis werde im Jahresschnitt bei ständigen Schwankungen wohl bei 25 US-Dollar pro Barrel liegen, in den ersten Monaten des Jahres eher darüber. Die Notierungen an den Aktienmärkten hätten inzwischen "ihren Boden gefunden".
Dreh- und Angelpunkt der des weltwirtschaftlichen Umfelds für die deutsche Konjunktur bleibe die Entwicklung in den USA, hieß es weiter. Hier sei der mögliche Vertrauensverlust in den Dollar angesichts des hohen Leistungsbilanzdefizits bedenklich.