Der Untersuchung liegt eine Befragung von rund 6.000 Fahrschülern zugrunde. Deutlich zeigte sich, dass die Weichenstellung für Verkehrsverstöße bei den meisten tatsächlich schon vor der Erteilung der Fahrerlaubnis erfolgt. Bereits in der Fahrschule könnten die zukünftigen "schwarzen Schafe" auf Grund ihrer eigenen Angaben mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit vorausgesagt werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung des Psychologischen Seminars der Universität Köln unter der Leitung des Psychologen Egon Stephan, die am Freitag der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Interessant ist, dass auch bei den anderen Verkehrsverstößen wie Geschwindigkeitsübertretungen oder Nötigung deutliche geschlechtsspezifische Unterschiede erkennbar sind. Junge Männer äußern sich viel eher kritisch über den Sinn und die Notwendigkeit von Verkehrsvorschriften als junge Frauen. "Unter den jungen Männern gehören diejenigen, die diesen Vorschriften zum Zeitpunkt des Führerscheinerwerbs besonders kritisch gegenüberstehen, zu den Fahrschülern, die später dann auch besonders häufig mit Punktedelikten vertreten waren", so der Studienleiter. So werde eine Null-Promillegrenze mehrheitlich akzeptiert, aber Geschwindigkeitsbegrenzungen würden von Männern, aber auch von Frauen abgelehnt, da diese den "Spaßfaktor" beschränken. Wesentlich mehr Männer als Frauen sehen im Auto ein Statussymbol und verbinden damit Aspekte wie "Luxus".
"Die Studie zeigt deutlich, dass vor allem junge Männer mit niedriger Schulbildung verkehrsauffällig werden", so Stephan. Ihr Punktekonto im Verkehrszentralregister ist besonders hoch. Junge Leute mit Abitur, Studenten und Verheiratete fallen hingegen selten auf. Verkehrsunfälle werden im Allgemeinen bei jungen Leuten viermal häufiger von Männern verursacht als von Frauen. "Wirksam sind präventive Maßnahmen, die möglichst während der Fahrschulausbildung angesetzt werden sollten", erklärt der Kölner Psychologe. Dazu zähle etwa eine bessere Kooperation von Psychologen und Fahrlehrern während der Fahrausbildung von Fahranfängern, die einen problematischen Umgang mit Alkohol oder kritische Einstellungen zu den Verkehrsvorschriften aufweisen. Diese Betreuung sei auch nach dem Erwerb des Führerscheins sinnvoll, meint der Wissenschaftler.