DIE Internet-Zeitung
Mehr Sicherheit auf der Ostsee

Notfallschlepper "Fairplay 25" ab sofort einsatzbereit

Am

Ein neuer Schlepper soll künftig mehr Sicherheit rund um und östlich von Rügen gewährleisten. "Mit der Charter der 'Fairplay 25' setzen wir das Notschleppkonzept für die Ostsee weiter um", sagte die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Verkehr, Bau- und Wohnungswesen Angelika Mertens am Mittwoch in Saßnitz/Rügen. Der Schlepper stehe ab sofort mit 67 Tonnen Pfahlzug rund um die Uhr bereit.


Gleichzeitig würden nach erfolgter Ausschreibung die bestehenden Charterverträge für die Schlepper "Bülk" mit Stationierung in Kiel sowie "Fairplay 26" in Warnemünde sowie für das "Boarding-Team" für Notfall-Einsätze auf Havaristen verlängert, erklärte die Staatssekretärin.

"Wir streben für die Ostsee ein vergleichbares Sicherheitsniveau wie in der Nordsee an", betonte Mertens. Angestrebt seien Eingreifzeiten von höchstens zwei Stunden, wofür nach dem Notschleppkonzept der Bundesregierung in der endgültigen Umsetzung insgesamt fünf Notschlepper erforderlich seien.

Das ebenfalls in das Konzept einbezogene Mehrzweckschiff der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes "Scharhörn" befinde sich zur Zeit in einer Werft, wo es mit Notschleppfähigkeiten ausgerüstet werde. Ab November 2002 werde die "Scharhörn" auch für Notschleppaufgaben zur Verfügung stehen.

Für das fünfte Schiff der "Notschleppflotte" für die Ostsee, das neue Schadstoff-Unfall-Bekämpfungsschiff (SUBS), werde derzeit die Auftragsvergabe für den Neubau dieses Schiffes für den Bund vorbereitet. Die Indienststellung sei für 2004 vorgesehen.

Ein Jahr freiwillige Umweltarbeit in einem Ostsee-Land - bis Ende Mai bewerben

Baltic Youth Cooperation

Raus aus dem Trott! Abenteuer erleben! Endlich mal was Praktisches, selbständig tun! Ein Jahr ins Ausland? Wie? ... Zum Beispiel mit B.Y.Co. (Baltic Youth Cooperation), dem Jugend-Umwelt-Netzwerk rund um die Ostsee. In B.Y.Co. können sich Jugendliche rund um die Ostsee freiwillig für ein Jahr aktiv mit anderen Jugendlichen im Umweltschutz engagieren. Das B.Y.Co.-Netzwerk besteht aus insgesamt 15 Gruppen aus 8 Län-dern rund um die Ostsee sowie Bulgarien. Der neue Jahrgang beginnt im September 2003, Bewerbungsfrist ist Ende Mai 2003. B.Y.Co. basiert auf dem Europäischen Freiwilligendienst (EFD), es gibt ein Taschengeld (je nach Land unterschiedlich), Unterkunft und Verpflegung. Es wird die Teilnahme an mehreren Seminaren finanziert. Ein besonderer Höhepunkt bei B.Y.Co. sind die internationalen Seminare und Projekte, an denen alle B.Y.Co.-Freiwilligen gemeinsam teilnehmen. Einsatzstellen sind z.B. bei den schwedischen Feldbiologen oder bei der polnischen Grünen Föderation. Dort kann bei lokalen Umweltprojekten an

Schulen, in der Kampagne "Bio-piraterie" (Patentierung von Genen wildlebender Pflanzen und Tiere) oder der Urwaldkampagne in Nordschweden mitgeholfen werden. Auch eigene Ideen können umgesetzt werden.

Freie Einsatzstellen gibt es in Estland, Lettland, Litauen, Polen, Bulgarien, Schweden und Finnland. Wer ein B.Y.Co.-Freiwilligenjahr machen möchte, sollte Interesse an dem jeweiligen Land und dessen Sprache haben, möglichst selbständig arbeiten können und Interesse und besser noch Erfahrungen im Umweltschutz oder Jugendarbeit mitbringen.

Am 02-05-2003

Einzige Ostsee-Wale stehen vor dem Aussterben

Tag des Ostsee-Schweinswals

Der Schweinswal in der Ostsee braucht dringend Schutz. Ohne Maßnahmen zur Rettung des Kleinen Tümmlers, wie der nur rund 1,60 m lange Meeressäuger auch heißt, könnte er in der Ostsee schon bald ausgestorben sein. Es gibt nur noch etwa 600 dieser kleinen Wale mit der stumpfen Schnauze. Umweltverschmutzung, Unterwasserlärm und die Fischerei machen ihm das Überleben schwer. Viel zu viele sterben in nicht für sie ausgebrachten Fischernetzen, im "Beifang". Sie können die modernen Netze aus dünnem Kunststoffgarn weder sehen noch mit ihrem Echolot orten. Sie verheddern sich und ersticken elendig. Um den kleinen Walen aus großer Not zu helfen, wurde unter dem "Abkommen zur Erhaltung der Kleinwale in Nord- und Ostsee ASCOBANS (Agreement on the Conservation of Small Cetaceans of the Baltic and North Seas) ein Rettungsplan entwickelt. Er rät zur Umrüstung von gefährlichen Fangtechniken auf weniger gefährliche: Von Treibnetzen auf Langleinen und von Stellnetzen auf Fischreusen. Mitte August wird die 4. Vertragsstaatenkonferenz von ASCOBANS im dänischen Esbjerg über den Plan entscheiden. Der dritte Samstag im Mai wurde zum Tag des Ostsee-Schweinswals erklärt.

Die GSM (Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere), bittet, wie schon 2002, Segler und andere Seefahrer um Mithilfe: Melden Sie uns Ihre Schweinswalsichtungen, möglichst mit ausführlichen Angaben, wie GPS-Daten. Wir werden die Daten gemeinsam mit Wissenschaftlern des FTZ, Forschungs- und Technologie Zentrum Westküste, Büsum, und dem Deutschen Meeresmuseum in Stralsund auswerten.

Der Rettungsplan rät auch zu Öffentlichkeitsarbeit. Jedes Lebenszeichen kann helfen, den Plan zu verteidigen. Manche Politiker und Fischer würden nur zu gerne sein Scheitern sehen. Das Motto: Wo keine Schweinswale sind, ist der Plan überflüssig. Dabei haben auch die Fischbestände schon lange drastische Maßnahmen und Schonzeiten bitter nötig. Die Sichtungsdaten können mithelfen zu entscheiden, wo Deutschland und andere EU-Staaten Schutzgebiete ausweisen, wie in der Nordsee vor Sylt/Amrum. Die EU-Länder sind verpflichtet, Schutzgebiete ("Flora-Fauna-Habitat-Gebiete") einzurichten. Die Angaben können auch ausschlaggebend dafür sein, wo und ob Windparks errichtet werden dürfen, für die fast überall Umweltverträglichkeits-prüfungen fehlen.

Wie historische Dokumente belegen, lebten Schweinswale einst in weiten Bereichen der Ostsee. Sie wurden auch gefangen und als "Meerschwein" gegessen. Heute kommen sie fast nur noch im südwestlichen Teil, vor den Küsten Dänemarks, Deutschlands und teilweise vor Schweden, Finnland und Polen vor. Eine etwaige Grenze liegt in Höhe der dänischen Insel Bornholm.

Dies bestätigten auch Untersuchungen vom IFAW (Internationaler Tierschutz-Fonds). Ein Rettungsplan kann aber nur funktionieren, wenn dem einzigen Wal der Ostsee keine tödlichen Fallen mehr gestellt werden und er eine Chance bekommt, seine angestammte Heimat wieder zu erobern: die ganze Ostsee.

Nicht ganz so schlecht geht es den Schweinswalen in der Nordsee, obwohl ihre fischereiliche Sterberate auch hier mit hochgerechneten 10 000 Schweinswalen pro Jahr höher ist, als der Bestand verkraften kann. Wie anlässlich der Nordseeschutzkonferenz von 2002 angekündigt, wird sich Deutschland dafür einsetzen, dass auch ein Rettungsplan für den Nordsee-Schweinswal erarbeitet wird.

Am 13-05-2003

Ölteppich in der Ostsee driftet nach Norden

Chinesischer Frachter gesunken

Nach dem Untergang des chinesischen Frachters Fu Shan Hai, zieht der Ölteppich weiter in Richtung Norden. Das ausgetretene Öl bedrohe jetzt auch die besonders sensible schwedische Felsküste, berichten WWF-Beobachter vor Ort. Die felsigen Strände gelten als besonders sensibles Gebiet und sind schwer zu säubern. Derweil beginnt die Suche nach den Ursachen und Schuldzuweisungen zwischen den zuständigen Behörden in Dänemark und Schweden. "Es bringt nichts, sich gegenseitig den Schwazen Peter zuzuschieben", kritisiert Jochen Lamp Leiter des WWF-Ostseebüros in Stralsund. Gebraucht werde nun ein international einsatzfähiges Havariekommando für die Ostsee. Im Gerangel um die Zuständigkeiten verliere man im Notfall unnötig kostbare Zeit. Die Mitgliedstaaten des so genannten HELCOM-Abkommens zum Schutz der Ostsee haben angekündigt, die Ostsee als besonders empfindliches Meeresgebiet' (PSSA) zu klassifizieren.

"Die Einstufung ist richtig und längst überfällig," betont Lamp. Der vor der Küste wachsende Tanggürtel bilde die Kinderstube vieler Fische. An den Stränden brüteten zahlreiche Seevögel wie Sandregenpfeifer und Küstenseeschwalben. Die Zahl der verölten Seevögel nimmt nach WWF Angaben stetig zu.

Der aktuelle Unfall zeige erneut Defizite in der Länder übergreifenden Ölbekämpfung "Die internationale Zusammenarbeit muss schneller und effektiver werden, um künftig Schäden nach einem Unfall zu begrenzen", sagt Lamp. Ein internationales Havariekommando sei besonders wichtig, zumal der Schiffsverkehr und damit die Unfallgefahr in der Ostsee erheblich zugenommen habe. Seit 1997 hat sich der Verkehr in diesem sensiblen Gebiet verdoppelt. Bis 2005 rechnet der WWF mit einer weiteren Verdopplung insbesondere durch der Öl-Transporte von den russischen Seehäfen auf 80 Millionen Tonnen pro Jahr.

Am 06-06-2003

Wirtschaftliche Nutzung zerstört Nord-und Ostsee

Konferenz der Umweltminister

Am Eröffnungstag der Umweltministerkonferenz zum Schutz von Nordostatlantik und Ostsee in Bremen protestiert der WWF gegen den Missbrauch unserer Meere durch umweltschädliche Fischerei, wachsenden Schiffsverkehr und hohe Schadstoffeinträge. Die wirtschaftliche Nutzung von Nord- und Ostsee habe in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen: Schifffahrt, Offshore Gas- und Ölplattformen, Kabeltrassen, Windparks sowie Fisch-Trawler, die mit ihren Fanggeräten die Meeresböden durchpflügen, hätten die empfindlichen Lebensräume stark geschädigt. Der Naturschutzbund NABU begrüßte dagegen Pläne des Bundesumweltministeriums zur Ausweisung von Meeresschutzgebieten in der deutschen Nord- und Ostsee. Wichtig sei dabei, dass nun konkrete Schutzmaßnahmen für die biologische Vielfalt der Meere ergriffen werden. Die Grenzen der Schutzgebiete müssten daher auch tatsächlich die nach europäischem Recht zu schützenden Lebensräume von Seevögeln und Säugetieren wie Schweinswale oder Robben umfassen.

Dabei deckten sich die Schutzgebietsvorschläge weitgehend mit der vom NABU bereits im November 2002 geforderten Schutzgebietskulisse. Angesichts des stetig steigenden Nutzungsdrucks durch Windkraft, Fischerei und Bodenabbau in den Meeren müsse nun rasch mit der Umsetzung von Schutzgebieten begonnen werden. Die vom Bundesamt für Naturschutz vorgeschlagenen Schutzbereiche bestätigten auch die vom NABU eingereichte EU- Beschwerde gegen den Offshore-Windpark Butendiek nördlich von Sylt.

Eine kürzlich veröffentlichte WWF Studie habe hingegen gezeigt, dass Nordostatlantik und Ostsee stark bedroht seien: Meeresvögel- und Meeressäugerbestände hätten stark abgenommen, wertvolle Lebensräume wie die bis zu 4.500 Jahre alten Kaltwasserkorallenriffe seien zu weiten Teilen gestört oder bereits zerstört. Viele Fischbestände wären überfischt, und jährlich fielen allein in der südlichen und zentralen Nordsee über 7.500 Schweinswale als Beifang der Stellnetzfischerei zum Opfer. Durch den zunehmenden Schiffsverkehr steige die Gefahr einer Ölkatastrophe ständig. Die Umweltminister müssten daher dringend ein Netz von Meeresschutzgebieten einrichten und die verschiedenen konkurrierenden Aktivitäten gemeinsam planen und umweltverträglich gestalten.

Bereits jetzt sei durch die Vielzahl von Ölunfällen die Zahl der Eisenten im Nordostatlantik stark zurückgegangen, durch den Tankerunfall der Prestige ist vor der Küste Spaniens der Mittelmeer-Sturmtaucher verschwunden. "Die Zeit läuft uns davon", warnte WWF-Sprecher Stephan Lutter.

Darüber hinaus will der WWF die Ausweisung der Ostsee sowie der Fahrwasser des Nordostatlantik von Schottland bis Gibraltar als Besonders Empfindliches Seegebiet (PSSA Particularly Sensitive Sea Area) mit Lotsenpflicht, satellitengestützten Verkehrsmelde- und Lenksysteme wie in der Luftfahrt üblich seien, sowie Nothäfen, Pflichtrouten und Fahrverbote für gefährliche Öl- und Chemikalientanker.

Am 25-06-2003

Ostsee weiter ungeschützt

Umweltministerkonferenz

Als Misserfolg für die Meeresumwelt bewertet er WWF die Entscheidungen der Umweltministerkonferenz zum Schutz von Nordostatlantik und Ostsee, die am Donnerstag in Bremen zu Ende ging. Die Umweltministerhätten auf Grund des russischen Vetos die Chance verpasst, die Ostsee als Besonders Empfindliches Seegebiet (PSSA Particularly Sensitive Sea Area) auszuweisen. Damit Entschluss habe die russische Delegation die Entscheidung von Präsident Putin ausgehebelt, der kürzlich auf dem G8-Gipfel in Evian eine Erklärung für mehr Schiffsicherheit in der Ostsee unterzeichnet hatte. So sei dieses wertvolle Meeresgebiet auch künftig nicht vor Ölkatastrophen geschützt. "Dieser Beschluss führt zu einem Tod auf Raten für die Ostsee!" kritisiert WWF-Sprecher Stephan Lutter. Der Schiffsverkehr habe sich dort von 1997 bis heute verdoppelt und werde sich innerhalb der nächsten Jahre noch verdreifachen. Damit steige die Gefahr einer Katastrophe. Bei einem großen Tankerunglück wie dem der Prestige vor Spanien wäre das Leben in der Ostsee innerhalb von Tagen auf Jahrzehnte zerstört.

Im Gegensatz zur Ostsee sollten aber die Fahrwasser des Nordostatlantik von Schottland bis Gibraltar als Besonders Empfindliches Seegebiet (PSSA Particularly Sensitive Sea Area) ausgewiesen werden. "Damit diese Gebiete künftig vor Schiffsunfällen besser geschützt sind, müssen hier jedoch unbedingt Schutzmaßnahmen wie Lotsenpflicht, Satelliten gestützte Verkehrsmelde- und -Lenksysteme wie in der Luftfahrt üblich sowie Nothäfen, Pflichtrouten und Fahrverbote für gefährliche Öl- und Chemikalientanker eingeführt werden", fordert Lutter.

Der WWF kritisiert darüber hinaus die Entscheidung der Minister zur Fischerei: Diese hätten es versäumt darauf hinzuwirken, die Fischereiflotten zu verringern und umweltschonende Fischereimethoden sowie Wiederaufbaupläne für überfischte Bestände umzusetzen.

Als sehr positiv bewertet der WWF dagegen die Entscheidung der Minister, bis 2006 ein Netzwerk von Meeresschutzgebieten auszuweisen und diese bis 2010 einzurichten und zu managen, um gefährdete Meereslebewesen und besonders empfindliche Lebensräume wie die bis zu 4.500 Jahre alten Kaltwasserkorallenriffe besser zu schützen.

Am 27-06-2003

Algenpest durch Hitze und Überdüngung gefährdet die kränkelnde Ostsee

Wasserschutz

Baden in der Ostsee ist unangenehm, vielleicht auch gefährlich geworden. Die Behörden von Großenbrode und Heiligenhafen haben Anfang August ein Badeverbot verhängt. Der Grund: Algenblüte durch Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Sie haben sich explosionsartig vermehrt und können giftig sein. Die Algen profitieren vom üppigen Sonnenlicht und den Nährstoffen, die ihnen vor allem die Landwirtschaft liefert. Während Nitrate und Phosphate von Natur aus sogenannte Minimumstoffe sind, die das Algenwachstum einst begrenzten, sorgen die Düngemittel der modernen Landwirtschaft mit ihrer Massenproduktion für "Eutrophierung" oder Überdüngung - in fast allen Gewässern. In Fäden zusammengesetzt, lassen die Blaualgen die Ostsee plötzlich wie eine Nudelsuppe aussehen, ehe Strömung und Wind sie zu ekligen Teppichen zusammentreiben. "Die Ostsee ist zur Zeit in einer ökologischen Grenzsituation", wie der Meeresbiologe Prof. Dr. Olav Giere, Universität Hamburg, sagt, die in einer "ökologischen Katastrophe enden kann." Nach dem Zusammenbruch der Blaualgen-Blüte werden die Reste am Boden abgebaut, unter massivem Schwund von Sauerstoff. Weite Bereiche der Ostsee können dabei ökologisch "umkippen".

Schon jetzt sind fast alle Tiefenzonen der Ostsee ökologisch tot und können wegen fehlenden Eintrags von frischem, sauerstoffhaltigem Wasser aus der Nordsee kaum noch regenerieren. Die Teppiche aus Blaualgen und abgestorbenem Seegras kommen hinzu. Was für so manch eine Kurverwaltung ein Albtraum, ist für die Ostsee fast ein Segen: Abgestorbenes Seegras, das vom Strand abgefahren wird und nicht im Meer verfault - unter weiterer Sauerstoffzehrung. Grün-braune Fadenalgen, die sich ebenfalls prächtig vermehren, legen sich als "Leichentücher" auf Muschelbänke und andere am Boden lebende Tiere und bringen den Tod durch Ersticken. Eine Genesung der kränkelnden Ostsee wird immer schwerer.

Als Belastung für das Ostsee-Ökosystem kommt die Massenentwicklung von Quallen hinzu, wie zu Beginn des Sommers 2003. Zu viele Quallen fressen zu viele junge Fische und andere Kleinlebewesen. Der Sauerstoffmangel wird zu Massensterben bei Fischen und anderen Lebewesen führen, wie Krebsen, Seepocken und Miesmuscheln, die als Filtrierer unter normalen Umständen für Sauberkeit im Wasser sorgen. Die Blaualgen, von denen es weltweit mehr als 2 000 Arten gibt, können durch ihr Absterben Giftstoffe freisetzen mit bedenklichen Folgen für die Wasservögel, die von dem Wasser trinken. Sie können daran sterben.

Als 1988 im nördlichen Atlantik eine "Algenpest" ausbrach, starben nicht nur Fische in Massen, sondern auch viele Delfine. Sie hatten vergiftete Fische gefressen. Für den Schweinswal in der Ostsee können vergiftete Fische das Ende bedeuten. Es gibt nur noch etwa 600 Schweinswale in der Ostsee. Die Algenpest in der Ostsee des Sommers 2003 macht deutlich, dass auch die Meere, besonders die ohne offenen Zugang zum Ozean, eine Agrarreform mit weniger Massenproduktion bitter nötig haben.

Am 11-08-2003

Naturverträgliche Nutzung von Nord- und Ostsee erfordert Schutzgebiete

Meeresschutz

Der Naturschutzbund NABU hat die gestrigen Ausführungen der CDU-Bundestagsabgeordneten Carstensen und Connemann zum Meeresnaturschutz als unsachlichen Sommerloch-Populismus kritisiert. "Die Ausweisung von Meeresschutzgebieten bedeutet nicht - wie behauptet - Wettbewerbsnachteile, sondern im Gegenteil Planungs- und Investitionssicherheit für die potenziellen Nutzer", so NABU-Bundesgeschäftsführer Gerd Billen. Die geplanten Schutzgebiete wären ein echter Fortschritt und erlaubten eine naturverträgliche und gesellschaftlich akzeptierte Nutzung der Nord- und Ostsee. Es werde so klar definiert, wo Nord- und Ostsee beispielsweise für die Offshore-Windenergie genutzt werden könnten und wo Tabuflächen lägen. Die Meereslebensräume beherbergten laut NABU eine eindrucksvolle Vielzahl von Tieren und Pflanzen, die nicht durch Überfischung, Wasserverschmutzung und Lebensraumzerstörung gefährdet werden dürften.

Der Nutzungsdruck in Nord- und Ostssee nehme rasant zu. So lägen nicht nur für über 30 Prozent der deutschen Nordseefläche Anträge zum Bau von Offshore-Windparks vor, in weiten Bereichen solle der Meeresboden für den Kiesabbau regelrecht umgepflügt werden. "Mit den marinen Schutzgebieten in der Ausschließlichen Wirtschaftszone können dann zumindest die Kernlebensräume von gefährdeten Arten wie Schweinswal, Kegelrobbe und Sterntaucher geschützt werden", so Billen. Auch die beiden Unionspolitiker sollten erkennen, was viele Nutzer längst verstanden hätten: Eine Ausbeutung wertvoller Ressourcen in "Wildwest-Manier" ist nicht dauerhaft.

Auf Unverständnis stoße beim NABU auch die von den beiden Abgeordneten befürchtete Beeinträchtigung der Fischerei. "Mit ihrer kurzsichtigen Wirtschaftsweise der letzten Jahrzehnte ist die Fischerei ihr eigener Hauptgegner", betonte Billen mit Hinblick auf die vollkommen überfischten Bestände. Der NABU hatte bereits im November 2002 ein eigenes Meeresschutzkonzept vorgelegt und forderte die Bundesregierung heute erneut auf, die Ausweisung der Schutzgebiete rasch über die Bühne zu bringen.

Am 12-08-2003

Treffen der Ostsee-Anrainerstaaten in Stralsund

Baltic 21

Am 23. und 24. Oktober 2003 treffen sich Vertreter staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen aus den Ostseeanrainerstaaten. Sie beraten über die Umsetzung von Umweltkooperationen im Ostseeraum, den Stand laufender Projekte und deren Weiterentwicklung. Die Ostseeanrainerstaaten haben sich mit der so genannten Agenda Baltic 21 ein umfangreiches Aktionsprogramm zur ökologisch, wirtschaftlich und sozial verträglichen Entwicklung dieser Region gegeben. Das Umweltbundesamt (UBA) koordiniert im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) die deutschen Aktivitäten und unterstützt die Agenda Baltic 21 mit zahlreichen Projekten. So soll das vom UBA finanzierte Forschungsprojekt "Umsetzung der Agenda 21 in europäischen Häfen am Beispiel Lübeck -Travemünde" Lösungsvorschläge liefern, wie der Ausstoß von Luftschadstoffen sowie die Lärmbelästigung und Vibration durch Schiffe und Fährbetrieb vermindert werden können. Die Ergebnisse dienen dann als Modell für andere Häfen. Zusätzlich betreut das UBA zahlreiche Projekte in den osteuropäischen Anrainerstaaten der Ostsee im Beratungshilfeprogramm des BMU. Diese befassen sich etwa mit der Substitution von Kernenergie durch erneuerbare Energien in Litauen oder der Chemikalienkontrolle im Baltikum. Künftige Aktivitäten des Programms richten sich verstärkt auf die regionale Zusammenarbeit mit den neuen Nachbarn der erweiterten Europäischen Union.

Baltic 21 ist eine regionale Agenda, die für eine nachhaltige Entwicklung im Ostseeraum eintritt. Sie wurde 1998 von den Außenministern der Anrainerstaaten gegründet und setzt sich aus Vertretern der Europäischen Kommission, der Europäischen Investitionsbank, der Union of Baltic Cities (UBC) und anderer Institutionen und Nichtregierungsorganisationen zusammen. Wesentlicher Bestandteil von Baltic 21 ist ein Aktionsprogramm, das in die Sektoren Energie, Fischerei, Forst- und Landwirtschaft, Industrie, Verkehr, Tourismus und Umwelterziehung gegliedert ist.

Für die Verwirklichung ist die vom Ostseerat eingesetzte Senior Officials Group zuständig, die sich zweimal im Jahr in einem der Mitgliedstaaten trifft - diesmal auf Einladung des Bundesumweltministeriums und des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern in Stralsund.

Am 22-10-2003

Chemikalien und Übernutzung gefährden Nord- und Ostsee massiv

Gutachten des Umweltrates

Überfischung, Schadstoffeinträge, Eutrophierung und die intensive Nutzung der Meere durch Schifffahrt, Rohstoffabbau und Tourismus gefährden die Meeresumwelt von Nord- und Ostsee nach wie vor massiv. Ein wirksamer Meeresumweltschutz erfordert einschneidende politische Initiativen und grundlegende Korrekturen insbesondere in der Fischereipolitik, der Agrarpolitik und bei der Chemikalienregulierung. Dies ist die Bilanz des "Sondergutachtens zum Meeresumweltschutz", das der Sachverständigenra für Umweltfragen am Dienstag an Umweltminister Trittin übergeben hat. Zum Schutz der beiden Meere vor giftigen Chemikalien fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) neue Zulassungsverfahren und ein Verbot des Einsatzes gefährlicher Substanzen. Der Umweltverband kritisierte die Haltung der Bundesregierung, die den Eintrag gefährlicher Substanzen weiterhin der Selbstkontrolle der Chemieindustrie überlassen wolle. Die massive Überfischung der kommerziell genutzen Fischarten hat viele Fischbestände dramatisch dezimiert, so das Gutachten des Umweltrates. So befinden sich die Kabeljaubestände in der Nordsee bereits seit mehreren Jahren weit unterhalb der sicheren biologischen Erhaltungsgrenze. Einige Arten, wie der Europäische Aal, drohen bereits auszusterben. Bedroht ist jedoch die gesamte ökologische Vielfalt der Meeresumwelt. Anhaltend hohe Phosphat- und Stickstoffeinträge insbesondere aus der landwirtschaftlichen Düngung führten zu übermäßigem Algenwachstum, zu Sauerstoffmangel, hohen Schwefelwasserstoffkonzentrationen und großflächigem Absterben bodennaher Organismen, so die Gutachter.

Ein Übriges zur Gefährdung der Meeresnatur tun die weiterhin hohen Konzentrationen zahlreicher Schadstoffe im Meerwasser und in den Sedimenten. Diese liegen auch heute noch deutlich über den meeresökologischen und ökotoxikologischen Unbedenklichkeitsschwellen - allen Rückgängen der Schadstoffeinträge zum Trotz. Viele Stoffe, die vom Menschen eingetragen werden, seien hinsichtlich ihrer Wirkungen und Risiken zudem noch kaum erforscht.

Der BUND forderte daher eine konsequente Minimierung und Vermeidung aller schädlichen Einträge. Besonders gefährdet sei das Meer durch langlebige Schadstoffe. Aufgrund ihrer Fähigkeit, in das Hormonsystem von Mensch und Tier einzugreifen seien vor allem die in Elektronikartikeln enthaltenen bromierten Flammschutzmittel zu nennen. Trotz des Rückgangs von Einträgen wie PCB und DDT nach jahrelangen Verboten ließen sich auch diese noch immer in erheblichen Konzentrationen in Meereslebewesen und Fischen nachweisen. Deshalb müssten alle Substanzen mit entsprechend hohem Gefährdungspotential aus dem Verkehr gezogen werden. Dies könne nur durch eine konsequente Reform der Chemikalienpolitik gelingen.

Rund ein Drittel der Chemikalien, die z.T. seit Jahrzehnten im Einsatz seien, hätten nie eine Sicherheitsüberprüfung durchlaufen. Die Industrie müsse sich endlich zu ihrer Verantwortung bekennen und die erforderlichen Sicherheitsdaten erheben und offen legen. Die Umweltschützer verlangen ein Ende des Eintrags gefährlicher Chemikalien in die Meere bis zum Jahr 2020, Zulassungsverfahren für langlebige und sich anreichernde Chemikalien und für solche mit hormoneller Wirksamkeit sowie ein konsequentes Verwendungsverbot für Gifte bei Vorliegen von Alternativen.

Am 10-02-2004

Ostsee-Lachse mit Dioxin verseucht

Warnung vor Verzehr

Umweltschützer warnen vor dem Verzehr von Lachsen aus der Ostsee. Der Dioxingehalt der Fische liege um bis zu 60 Prozent über dem EU-weit erlaubten Grenzwert, sagte die Sprecherin der Aktionskonferenz Nordsee, Nadja Ziebarth, am Mittwoch in Bremen unter Berufung auf entsprechende Untersuchungen. In Dänemark sei bereits seit Anfang April die Anlandung von Lachsen aus der Ostsee verboten. Das Lachsfangverbot für dänische Fischer schließt die gesamte Ostsee ein. Im Gegensatz zu Dänemark habe Deutschland bisher kein Lachsfangverbot für die Ostsee ausgesprochen, sagte Ziebarth. Die deutschen Fischer fingen ihren Lachs zwar in der weniger belasteten westlichen Ostsee. Doch schütze das nicht davor, dass stark mit Dioxin belasteter Lachs in Deutschland in den Handel gelange. Es müsse für die Verbraucher sichergestellt werden, "dass sie keinen Lachs auf dem Tisch haben, der ihre Gesundheit gefährdet", forderte Ziebarth.

Der Verzehr von belasteten Lachsen kann den Angaben zufolge durch die Anreichung von Dioxin im Körper zu Gesundheitsschäden wie Hauterkrankungen, Leberschäden, Immunschwäche und Krebs führen. Eine akute gesundheitliche Gefährdung durch den Verzehr von Ostseelachsen bestehe jedoch nicht. Dioxine werden als unerwünschte Verunreinigungen im Spurenbereich bei vielen industriellen Prozessen gebildet.

Am 07-04-2004

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