Für die "große Wäsche", bei der Restaurateure mit Hilfe von Lasern das Tor Zentimeter für Zentimeter reinigten, war das 65 Meter breite und mit der Quadriga etwa 26 Meter hohe Portal mit seinen 56 kleinen und zwölf großen Säulen vollständig eingerüstet und verhüllt worden. Bei der endgültigen Farbe des Tores nach der Sanierung konnten die Berliner ein Wörtchen mitreden. In einer "Pfennig-Aktion" konnten sie zwischen Natursteinton, Marmorweiß, Grau und Ocker wählen. Der Senat als Eigentümer des Tores folgte dem Votum der Hauptstädter, und so ist das Tor "steinsichtig" - also gereinigter Naturstein pur.
Ursprünglich hatte das Tor einen marmorweißen Kalkanstrich. Als es etwa 50 Jahre später gelblich umgestrichen wurde, waren die Berliner über das mit "Café au lait widerlich besudelte Tor" empört, wissen Kunsthistoriker. Nach mehreren anderen "Teints" schimmerte vor 100 Jahren erstmals der pure Sandstein durch. Insgesamt hatte das "steinalte" Tor im Laufe der Jahrhunderte schon mindestens acht Anstriche.
Die Oberfläche des Monumentalbaus war angegriffener als zunächst vermutet. Die Poren des Sandsteins waren nach Angaben von Marion Uhrig, Sprecherin der privaten Stiftung Denkmalschutz Berlin, die die 4,3 Millionen Euro teure Reinigung mit Hilfe von Sponsoren finanzierte, regelrecht verstopft. Eine dunkle Kruste aus Staub und Ruß machte dem Gemäuer schwer zu schaffen. Besonders schmutzig war das Wahrzeichen an seiner Wetterseite zum Tiergarten hin.
Dafür fühlen sich von der Ostseite die Tauben besonders angezogen, sagt Uhrig. Die Tiere bevorzugten "Fronten, die der Stadt zugewandt sind." Leider erledigen sie dort auch ihr Geschäft, was der strapazierten Haut des ehrwürdigen Portals nicht gut tut. Deshalb erhielt der gesäuberte Naturstein neben einer Schutzschicht vor Graffiti im unteren Teil des Tores auf den Vorsprüngen der Ostseite Seilspannungen. Diese sollen den Landeanflug der Tauben verhindern.
Alles in allem ist das Tor trotz seines beträchtlichen Alters stabil. Immerhin musste und muss es einiges aushalten. Unweit rattert im Untergrund die S-Bahn entlang. Durch das Tor drängte sich außerdem der Straßenverkehr. Zudem drehen sich in der Nähe seit Jahren die Baukräne.
Das Brandenburger Tor ist das einzig erhalten gebliebene von einst 14 Berliner Stadttoren. Es gilt als erstes bedeutendes Werk des Berliner Klassizismus. Der Entwurf orientierte sich an den Propyläen, dem Eingang zur Athener Akropolis. Allerdings fehlte zur Eröffnung die Quadriga, weil Bildhauer Johann Schadow in Verzug geraten war. Erst im Sommer 1793 nahm die Wagenlenkerin als griechische Friedensgöttin ihren Platz auf dem Portal ein.
Im Dezember 1806 wurde sie auf Befehl von Napoleon demontiert und in Kisten verpackt nach Paris gebracht. Nach dem Sieg der Allianz über Napoleon kam die Quadriga 1814 nach Berlin zurück. Die Göttin erhielt als Trophäe den Stab mit dem Preußenadler und dem Eisernen Kreuz und wurde zum Symbol des Sieges.