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DIHK räumt drohendes Defizit ein

Leerstellen bei betrieblichen Lehrstellen

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Der Start in das neue Lehrjahr war für einen Teil der Jugendlichen ein Fehlstart. Nachdem bereits die Bundesanstalt für Arbeit, bis Jahresende vor einem "rechnerischen Defizit" gewarnt hat, räumte jetzt auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) eine Schere zwischen Angebot und Nachfrage bei Ausbildungsplätzen ein. In Industrie, Handel und Dienstleistungen seien die Neuverträge "weit hinter dem Vorjahresstand" zurückgeblieben, erklärte der Verband am Freitag. Nach stetigen Steigerungen in den Jahren 1994 bis 2001 belaufe sich der Rückgang im August 2002 auf minus 7,4 Prozent. IG-Metall-Chef Klaus Zwickel zog den Schluss, die Industrie habe ihre im Bündnis für Arbeit gegebenen Zusagen nicht erfüllt. Wer freiwillige Verpflichtungen künftig nicht einhalte, müsse dazu gesetzlich verpflichtet werden.


In den alten Bundesländern gab es laut Angaben des Verbandes bei den Ausbildungsverträgen einen Rückgang um 8,1 Prozent. Nur in zwölf IHK-Bezirken zeigt sich ein kleines Plus, während in 26 ein zweistelliges Minusergebnis registriert wurde. Zwar ging die Zahl der Bewerber aufgrund der demografischen Entwicklung ebenfalls zurück, jedoch nicht so stark wie der Rückgang bei den Angeboten. Der DIHK schränkt zugleich ein, dies seien vorläufige Zahlen, die noch um die laufenden Nachvermittlungen der Arbeitsämter bereinigt werden müssten.

Die Ursache für den Rückgang bei den Lehrstellen-Angeboten sieht der DIHK vor allem in der labilen wirtschaftlichen Situation vieler Unternehmen. Wenn Betriebe die Belegschaftszahl aus Kostengründen vermindern müssten, werde auch bei den Neueinstellungen von Auszubildenden der Rotstift angesetzt. Bei den Konkurs-Unternehmen würden Ausbildungsplätze überhaupt nicht mehr besetzt. Der Verband sieht eine weitere Ursache in "tariflichen Zwängen", mit denen Betriebe zu Übernahmegarantien für ausgebildete Azubis verpflichtet würden. Kritik übte der DIHK auch an der "Blockadehaltung" der Gewerkschaften, das Ausbildungssystem zu ändern und für eher praktisch begabte Jugendliche eine verkürzte Lehrzeit einzuführen.

DIHK-Präsident Ludwig Georg Braun hatte erst kürzlich betont, rund 15 Prozent aller Auszubildenden, also etwa 90.000, seien nicht "ausbildungsfähig", weil ihnen entweder die intellektuellen Fähigkeiten oder aber wichtige Kenntnisse in Mathematik und Schreiben fehlten. Braun plädierte deshalb für eine Reform des Ausbildungssystem. Die Grundausbildung solle auf zwei Jahre festgesetzt werden. Es könnte den Jugendlichen freigestellt werden, ob sie dann noch eine höhere Qualifikation erwerben möchten.

Die Bemühungen der Industrie- und Handelskammern, die durch die Jahrhundertflut gefährdeten Ausbildungsverhältnisse zu retten, seien erfolgreich. Alle betroffenen Auszubildenden konnten vorübergehend oder auf Dauer in anderen Ausbildungsbetrieben untergebracht werden. Darüber hinaus liegen den betroffenen Kammern Angebote aus allen Teilen Deutschlands zur Übernahme von Lehrlingen aus den Hochwassergebieten vor.

Der IG-Metall-Chef Klaus Zwickel warf in einem Interview der "Berliner Zeitung (Freitagausgabe) der Bundesregierung vor, sie sei gegenüber den Arbeitgebern nicht konsequent genug gewesen und habe zu sehr auf die freiwillige Selbstverpflichtung der Verbände vertraut. Die Wirtschaft habe zwar die Vorteile der Steuerreform kassiert, die Bundesregierung aber ansonsten "stehen gelassen". Zwickel sprach sich nun dafür aus, solche Zusagen künftig verbindlich festzuschreiben. Wenn es dann wiederum nicht funktioniere, komme man um eine Ausbildungspatzabgabe nicht herum.

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