DIE Internet-Zeitung
Lehren aus der Flut

Elbexperte Dörfler zieht Bilanz: Energie sparen und Flüssen Raum lassen

Am

„Bislang hat der Mensch diese sogenannten Naturkatastrophen eher verschärft. So durch seinen ständig angewachsenen Energieverbrauch, durch Bebauung natürlicher Überflutungsflächen, durch den Umbau der Flüsse zu „Wasserstraßen“. Nun kommen die Fluten schneller auf uns zu. Die Hochwasserspitzen fallen höher und höher aus. Die Risiken wachsen.“, resümiert Ernst Paul Dörfler, Elbexperte des BUND nach der aktuellen Flutkatastrophe.


Er schlägt Massnahmen zur Abwendung der nächsten Hochwässer vor:

1. Rigoros Energie sparen

Dörfler: „Wir müssen nicht Jahrzehnte warten, bis der Klimawandel zweifelsfrei wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Klug handelt, wer Vorsorge trifft. Jeder kann sofort beginnen, seinen Energieverbrauch drastisch zu reduzieren. Es gibt viele Möglichkeiten Energie einzusparen. Man muss es nur wirklich wollen. Jedes Jahr fünf Prozent weniger Energie zu verbrauchen ist machbar. Gewinner sind wir alle.“

2. Einhundert Jahre falsche Flusspolitik korrigieren

„Statt Wasserwege weiter zu gefährlichen "Schnellstraßen" umzubauen, müssen möglichst viele "Bremsen" eingebaut werden, um den Wasserabfluss zu verzögern, um die extremen und gefährlichen Hochwasserspitzen erst gar nicht entstehen zu lassen.“, so Dörfler. Nicht der weitere Ausbau von Flüssen zu Wasserstraßen, sondern deren Rückbau müsse jetzt auf die Tagesordnung. Nicht begradigen, sondern entgradigen, nicht beschleunigen, sondern entschleunigen, nicht einengen, sondern aufweiten der Flüsse und ihrer Auen sei die beste Vorsorge. Man müsse dem Fluss wieder mehr Platz einräumen, den er in Hochwasserzeiten nutzen kann, ohne unsere Wohnstätten zu überfluten. Gerade die letzten erhaltenen großen Auenwälder zwischen Wittenberg und Barby hätten einen großen Anteil daran, dass Sachsen-Anhalt verhältnismäßig glimpflich davongekommen ist.

3. Sich engagieren

Dörfler weiss aus eigener Erfahrung: „Eine vorsorgende Hochwasserschutzpolitik und eine neue Flusspolitik setzen sich nicht von selbst durch. Beispiel Donau: Seit zwanzig Jahren kämpfen die Initiativen gegen die Kanalisierung des letzten, noch freifließenden Donauabschnittes. Die rot-grüne Bundesregierung hat dieses Projekt Anfang 2002 zwar gestoppt, Kanzlerkandidat Stoiber hält jedoch weiter daran fest. Beispiel Elbe: Selbst mitten im akuten Katastrophenfall hält die CDU in Sachsen-Anhalt daran fest, die sogenannten "Instandsetzungen" an der Elbe nach uralten Plänen fortzusetzen, die Saale weiter zu begradigen und eine Staustufe zu bauen. Die FDP-Generalsekretärin Cornelia Piper verlangte angesichts der Hochwasserflut gar den beschleunigten Ausbau der Flüsse. Wenn aber nachweislich die Kosten höher sind als der Nutzen (UBA-Studie, April 2002) und die Risiken künftiger Hochwässer steigen, dann sind die Bürgerinnen und Bürger aus existentiellem Interesse gefragt, Einfluss zu nehmen und sich zu engagieren.

Auswahl an Beiträgen zu den Stichworten