Die EU reiste mit einer neuen Initiative im Gepäck nach Johannesburg. Die 15 EU-Mitgliedsländer wollen in den nächsten Jahren über 1,4 Milliarden Euro für Wasserprojekte in Entwicklungsländern zur Verfügung stellen. Damit sollen Kläranlagen gebaut und das Management von Trinkwasser verbessert werden. Europas Kommunen sind angehalten, ihr Know-how afrikanischen Partnerorten zur Verfügung zu stellen.
Dieses Vorgehen findet auch Unterstützung bei Umwelt- und Menschenrechtsverbänden. Greenpeace plädiert bereits seit längerem dafür, zur gerechten Verteilung von Trinkwasser die Anrainerstaaten von Flüssen und Seen zusammenzuführen und ein Süßwassermanagement zu installieren. Ziel müsse sein, dass die Länder gemeinsam ihre Süßwasserquellen verwalten, sagt Alexander de Roo, Umweltexperte der Grünen im Europäischen Parlament.
Deshalb stoßen auch Versuche, Trinkwasser zum neuen Handelsgut auszurufen, bei de Roo auf Ablehnung. "Das führt nur zu neuen Abhängigkeiten", argumentiert er. Für die Türkei allerdings entwickelte sich der Wasser-Handel zu einem lukrativen Geschäft. Sie schloss nach langen Verhandlungen mit Israel einen Vertrag über eine jährliche Lieferung von 50 Millionen Kubikmetern Trinkwasser. Das teure Gut wird in Schiffen nach Israel gebracht und dort ins Wassersystem eingespeist. Doch in der wasserarmen Krisenregion Nahost löst das Geschäft keine Freude aus. Wasser gilt als Allgemeingut, schon jetzt tobt der Konflikt etwa um die wasserreichen Golanhöhen, die Israel besetzt hält.
Vorschläge zum Weg aus der Krise kommen auch von Verbraucher- und Umweltverbänden. Ihre Prämisse lautet "Wasser sparen". In Johannesburg machte die Initiative "Wash" auf den hohen Wasserverbrauch in den Industriegesellschaften aufmerksam. Allein in Deutschland liegt der tägliche Pro-Kopf-Verbrauch laut Statistischem Bundesamt im Schnitt bei 129 Liter Trinkwasser.
Um den Wasserzugang in den Entwicklungsländern zu sichern, ist aber auch ein besseres Management zur Erschließung von Süßwasserquellen nötig. Zudem müssen Kläranlagen erneuert oder überhaupt erst installiert werden. Das Worldwatch Institute appelliert an die Entwicklungsländer, Abwasserreinigung und Trinkwasserzufuhr nicht voreilig zu privatisieren, sondern selbst die Versorgung in die Hand zu nehmen. Dazu gehöre die vielerorts dringend notwendige Erneuerung von Kanalisation und Wasserleitungen. Manchen Trockenregionen gehen 30 Prozent ihres Trinkwassers durch verrostete Rohre verloren, schätzt der internationale Umweltverband.
In Johannesburg werden deshalb noch weitere Projekte zum Schutz des Wassers erwartet. Zwar wird in dem geplanten Umsetzungsprogramm über die allgemeine Formulierung des UN-Millenniumsgipfels von New York, die Zahl der Menschen, die keinen Zugang zu sauberem Wasser haben, bis zum Jahr 2015 zu halbieren, nicht hinausgegangen werden. Doch selbst die USA kündigten milliardenschwere Hilfsprojekte für Entwicklungsländer jenseits der völkerrechtlichen Verhandlungen an.