Offenbar war der 53-jährige Kapitän nicht weit genug in die Schleuse gefahren und hatte die Begrenzungsmarkierungen missachtet. Beim Abschleusen setzte das Heck des 95 Meter langen Schiffs auf einen Betonpfeiler auf. Dabei wurden zwei der 14 Kammern aufgerissen, die mit 220 000 Liter des hoch entzündlichen Benzin-Zusatzstoffes gefüllt waren - fast alles lief in das Schleusenbecken.
Feuerwehren aus Straubing, Regensburg und München waren bis zum Nachmittag damit beschäftigt, einen Spezialschaum in das Becken zu spritzen, um den Stoff zu binden und eine Explosion zu verhindern. Die Schleusentore hielten zwar relativ dicht, dennoch ergoss sich die giftige Chemikalie auch in die Donau. Flussabwärts bildeten sich Kilometer lange Schlieren. Spezialtaucher, die das Leck hätten schließen können, konnten nach Angaben der Polizei nicht eingesetzt werden, weil der aggressive Stoff vermutlich die Taucheranzüge zersetzt hätte.
Zusätzlich erschwert wurden die Arbeiten durch starken Regen, der den Schaum wieder aufzulösen drohte. "Nicht auszudenken, wenn ein Blitz in die Schleuse einschlägt", warnte Polizeisprecher Klaus Pickel. Dennoch begann am Nachmittag das Abpumpen des hoch explosiven Stoff-Gemischs aus dem Becken in einen Tanklastzug. Die Schleuse war bereits am frühen Morgen weiträumig abgesperrt worden. Ebenso die Westtangente, eine der wichtigsten Zufahrtsstraßen nach Straubing. Auf der Donau stauten sich in beiden Richtungen die Schiffe. Bis auf Weiteres ist die Schifffahrt auf einer der wichtigsten Wasserstraßen Europas blockiert. Nach Auskunft des Polizeisprechers dürften die Sperrungen bis mindestens Donnerstagmorgen andauern. Dann, so hofft man, könnte das Becken vollständig leer gepumpt und der Tanker abgeschleppt sein.
Das havarierte Schiff namens "Eiltank 3" einer deutschen Reederei war auf dem Weg von Amsterdam nach Wien. Zum Unfallzeitpunkt befanden sich zwei weitere Güterschiffe im Schleusenbecken, deren Besatzungen sofort evakuiert wurden. Die Bewohner der Straubinger Stadtteile Sossau und Kagers wurden am Vormittag über Lokalradio aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten.