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Deutschlands wilde Papageien-Importe

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Noch immer stammen neun von zehn importierten Papageien aus freier Wildbahn. Dies zeigt eine aktuelle Pro Wildlife-Analyse der deutschen Importstatistiken. Allein zwischen 1995 und 2000 führte Deutschland 43.000 der begehrten und geschützten Vögel ein, obwohl für viele Arten kaum Informationen über die Bestände in der Natur und die Folgen des Massenhandels vorliegen.


Nach den Skandalen im Wildvogelhandel der 80er Jahre geriet die Tatsache, dass Amazonen, Graupapageien oder Kakadus noch immer in großen Zahlen und mit zum Teil horrenden Verlusten der Wildnis entrissen werden, völlig in Vergessenheit, so Pro Wildlife Expertin Daniela Freyer. Die absoluten Importzahlen gingen zwar seit den 80ern zurück, aber der Anteil an Wildentnahmen blieb mit 90% inakzeptabel hoch. Immer neue Papageienarten gerieten durch den Handel an den Rand der Ausrottung. Auch auf der im Herbst stattfindenden Artenschutzkonferenz stehen strengere Schutzmaßnahmen für verschiedene Papageien zur Diskussion.

Die am häufigsten nach Deutschland importierten Papageien sind Mohrenkopf-und Graupapageien aus Afrika , doch auch Aras und Amazonen aus Lateinamerika sowie Kakadus aus Asien gehören zur Importware.

Fast 11.000 Graupapageien (Psittacus erithacus) gelangten zwischen 1995 und 2000 nach Deutschland. Die meisten Tiere stammen aus Kamerun, Zaire, Sierra Leone, Guinea und der Demokratischen Republik Kongo. Über die Wildbestände in diesen Ländern gibt es kaum Informationen, zudem werden die offiziell zulässigen Exportquoten aus Kamerun, Kongo und Sierra Leone regelmäßig und massiv überschritten. Vier von zehn Tieren sterben noch im Herkunftsland, so Pro Wildlife. Trotzdem finden Importe großer Stückzahlen nach Deutschland auch weiterhin statt.

Etwa 13.000 Mohrenkopfpapageien (Poicephalus senegalus) wurden 1995-2000 nach Deutschland eingeführt, vorwiegend aus dem Senegal und Guinea. Die Bestände im Senegal, Mali und Guinea gehören zu einer gemeinsamen "Megapopulation", zu deren Schutz die EU bereits 1986 ein Importverbot aus Mali erließ. Doch Einfuhren aus den Nachbarländern Senegal und Guinea sind weiterhin möglich, obwohl Bestandszahlen fehlen und aus Senegal regelmäßig eklatante Überschreitungen der Exportquoten bekannt werden. Die Verlustraten können während Fang und Zwischenlagerung beim Exporteur bis zu 100% betragen.

Rund 1.800 Kakadus (Cacatua spp.) importierte Deutschland 1995 bis 2000, darunter vor allem Gelb- und Weißhauben- sowie Salomonenkakadus. Die meisten Tiere stammen aus Indonesien und den Philippinen. Indonesien sei, so Pro Wildlife, tief in den illegalen Tierhandel verstrickt und exportiere sogar vom Aussterben bedrohte Arten.

Zahlreiche weitere Papageienarten sind im internationalen Tierhandel vertreten und finden ihren Weg auch nach Deutschland. Auf der im November stattfindenden Konferenz des Washingtoner Artenschutzübereinkommens steht ein absolutes Handelsverbot für vier Arten zur Diskussion:

Gelbnackenamazone, Gelbkopfamazone, Blaukopfara und Kap-Papagei. Auch Deutschland war für zumindest zwei dieser Arten Abnehmerland und trägt somit Mitverantwortung am Schwund der Wildbestände.

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