Zum ersten Mal seit fünf Jahren hat sich der Bundestag zur Situation der medizinischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen geäußert. Im November 1997 stellte bereits die Gesundheitskonferenz der Länder fest, dass ein erheblicher Anteil von Kindern in Krankenhäusern auf Erwachsenenabteilungen nicht kindgerecht behandelt wird.
Experten schlagen schon seit Jahren Alarm, dass die kinderärztliche Versorgung, besonders in deutschen Flächenregionen wie z.B. Ostbayern/Regensburg, gefährdet ist. Rund 40 Prozent der stationären Behandlung von Kindern erfolgt in Krankenhäusern auf Erwachsenenabteilungen, oftmals ohne Hinzuziehung eines Kinderarztes.
Zur Verdeutlichung dieser unhaltbaren Situation braucht man sich nur den Umkehrschluss vorzustellen: ein Erwachsener geht mit unklaren Beschwerden ins Krankenhaus und erfährt dort, dass man für ihn nur ein Kinderbett frei hätte und er sich mit einem Kinderarzt als Therapeut begnügen müsse.“
Der Skandal liegt für Julia von Seiche-Nordenheim von der Regensburger STERNSCHNUPPE, einem Verein für kleine Patienten, nicht alleine in diesem jüngsten Bundestagsbeschluss, der über sechzehn Seiten hinweg in der medizinischen Kinderversorgung ähnliche Defizite konstatiert, wie sie die PISA-Studie im Bildungsbereich festhält. „Wir wissen alle, dass wir für eine ungetrübte Zukunft in Deutschland zu wenig Kinder haben - und dann gehen wir mit diesen wenigen Kindern auch noch so schlecht und leichtfertig um. Das ist der eigentliche Skandal. Längst überfällig sind - wie in anderen Bereichen auch - konkrete Ansätze zur Verbesserung dieser Situation. Wie schon vor längerem unser Alt-Bundespräsident Roman Herzog feststellte: wir haben kein Erkenntnis- sondern ein Umsetzungsproblem“.