Die zunehmend ablehnende Haltung junger Männer gegenüber der Bundeswehr wird auch dadurch deutlich, dass im gleichen Zeitraum die Zahl der Musterungen rückläufig war: Sie sank von 199.393 im ersten Halbjahr 2001 auf 190.640 in den ersten sechs Monaten dieses Jahres. Erfahrungsgemäß stellen die Musterungsjahrgänge den Hauptanteil der Kriegsdienstverweigerer.
"Weniger Musterungen, aber gleichzeitig mehr Verweigerungen - deutlicher lässt sich nicht ausdrücken, wie wenig die jungen Männer mittlerweile von der Bundeswehr halten", fasst Erwin Eisenhardt die Zahlen zusammen.
Die DFG bewertet es als positives Signal, dass immer weniger Männer dazu bereit sind, in der Bundeswehr zu dienen. "Damit wird auch eine Ablehnung der aktuellen Sicherheits- und Verteidigungspolitik der Bundesregierung ausgedrückt. Viele Kriegsdienstverweigerer schreiben in ihren Begründungen, dass sie die Interventionspolitik der Bundesregierung nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren können. Sie erwarten, dass Konflikten und dem Terror mit zivilen Mitteln begegnet wird", so Eisenhardt.
Das Problem der Wehrungerechtigkeit bleibt jedoch aktuell: Angesichts der abnehmenden Zahl von Wehrdienstplätzen in der Bundeswehr kann schon heute ein knappes Drittel der Wehrpflichtigen nicht zum Wehrdienst einberufen werden - aus Mangel an vorhandenen freien Stellen. Dieses Missverhältnis wird sich in den kommenden Jahren auf rund 50 Prozent steigern. Demgegenüber beträgt die Einberufungsquote bei anerkannten Kriegsdienstverweigerern fast 100 Prozent. Dies stellt einen eklatanten Verstoß gegen das Gebot der Wehrgerechtigkeit dar. Die Verbände der Kriegsdienstverweigerer, darunter auch die DFG, raten jungen Wehrpflichtigen daher, mit dem Stellen eines Kriegsdienstverweigerungs-Antrages zu warten, bis sie tatsächlich einberufen werden. Häufig wird dies der Bundeswehr gar nicht möglich sein. Und wenn doch, kann immer noch ein Verweigerungsantrag im Eilverfahren gestellt werden.