"Gifte in Lebensmitteln sind keine Unfälle, sondern drohen offenbar Bestandteil des Systems zu werden," sagt Brigitta Poppe, Ernährungsexpertin der Verbraucher Initiative. Massenproduktion und die globale Verflechtung der Lebensmittelindustrie seien zum Risiko für die Lebensmittelsicherheit geworden. Nahrungsmittel seien heute nur noch so gut, wie die Kontrollen, die sie durchlaufen. "Bessere Kontrollen führen deshalb auch zu mehr Schadstofffunden," betont Poppe. "Die Forderung von Ministerin Künast nach einer Positivliste für Futtermittel und strengeren Kontrollen unterstützen wir daher nachdrücklich. Hier müssen EU und die Bundesländer mitziehen."
Nach Ansicht der Verbraucher Initiative bedarf es zudem harter Sanktionen gegen alle auffällig gewordenen Betriebe, so etwa der dauerhafte Entzug der Produktionserlaubnis, die Leistung von Schadensersatz und harte Strafen bei Gesetzesverstößen. Außerdem müsse auch gegen Betriebe in Übersee vorgegangen werden. "Die EU könnte beispielsweise auffällig gewordenen Betrieben die Exporterlaubnis in den Europäischen Binnenmarkt entziehen", schlägt Poppe vor.
Die Häufung der Skandale mache aber auch deutlich, dass die politischen Rahmenbedingungen nicht stimmen. Die Stärkung regional eingebundener Tierhaltungsformen im Wettbewerb gegenüber den Agrarfabriken müsse ein vorrangiges Ziel der Agrarpolitik sein. "In Deutschland und der EU muss die Agrarwende konsequent weiter verfolgt werden", fordert Poppe.
Zurzeit stünden Verbraucherinnen und Verbraucher der Welle von gifthaltigen Nahrungsmitteln hilflos gegenüber. Nach Nitrofen in Bio-Erzeugnissen wurden Hormone im Schweinefleisch und Antibiotika in Puten entdeckt. Dazu kommen Acrylamide in Gebackenem und Nitrofurane in Schrimps und Geflügelfleischprodukten, zum Beispiel in Chicken Nuggets.
Die Verbraucher Initiative e.V. rät deshalb vorerst zur Vorsicht bei konventionell erzeugtem Fleisch. Der Bundesverband bietet online Informationen über die Schadstofffunde und Hilfen für den Einkauf.