"Heute haben wir 15 bis 20 Prozent unter den Strafgefangenen, die eigentlich gar nicht in ein Gefängnis sollten, weil diese Kleinkriminellen zu Geldstrafen verurteilt worden sind, die sie aber nicht zahlen konnten", hatte die Ministerin in der "Hannoverschen Allgemeinen" (Mittwochausgabe) gesagt. Dass für diese Menschen, die sich nur geringe Taten wie Schwarzfahren haben zuschulde kommen lassen, Haft sogar schädlich sei, meint auch Vollzugsbeirats- Vorsitzender Heischel: "Die Menschen werden aus ihren sozialen Zusammenhängen gerissen und kommen im Knast mit echten Kriminellen in Kontakt. Wenn sie dagegen gemeinnützige Arbeit leisten, können sie soziale Verbindungen aufbauen und werden stabilisiert." Im Sinne einer Verhinderung weiterer Straftaten sei dies eindeutig der bessere Weg, meint Heischel.
Zudem gibt er der Justizministerin recht, die darauf hinweist, dass die Vollstreckung von Ersatzfreiheitsstrafen enorme Summen kostet. "Wenn wir endlich die Armen, die nur ihre Geldstrafe nicht zahlen können, aus den Haftanstalten raus haben", meint Heischel, "steigen auch die Möglichkeiten, Langstrafer zu resozialisieren. Wenn uns der Strafvollzug schon so viel Geld kostet, dann soll er wenigstens auch was bringen." Wenn Straftäter nur weggeschlossen würden, lernten sie nur, wie man sich dort in der Subkultur zurecht finde, nicht im "richtigen Leben" - und sie lernten möglicherweise kriminelles Verhalten dazu. "Und wenn die Gefängnisse leerer sind", so Heischel. "sinkt die Aggression und steigen die Chancen, dass die Entlassenen später nicht mehr straffällig werden." Nur das sei im Sinne der Gesellschaft, ebenso wie die gemeinnützigen Tätigkeiten der Gesellschaft nutzten.
"Schwitzen statt Sitzen ist billiger, dient der Stabilisierung der Täter und der Gesellschaft. Der neue Bundestag sollte entsprechende gesetzliche Regelungen schnellstmöglich beschließen. In Berlin haben wir mit dem Modell bereits sehr gute Erfahrungen gemacht", so Heischel.