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BUND und NABU fordern

"Agrarwende darf vor Futtermittelindustrie nicht Halt machen"

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Angesichts des jüngsten Skandals um hormonbelastete Futtermittel fordert der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) ein schnelles und hartes Durchgreifen von Bundesregierung und EU gegen die Futtermittelindustrie. Die Serie von Landwirtschaftsskandalen der vergangenen zwei Jahre - von BSE über illegale Antibiotika bis zu Nitrofen - habe ihren Ursprung immer wieder in den kriminellen Energien dieser Branche gehabt. Die erneuten Vorfälle zeigten, dass Futtermittel in Zukunft nur nach strengen Vorschriften hergestellt und vertrieben werden dürften. Langfristiges Ziel müsse der Ausstieg aus der industriellen Agrarproduktion sein. Die einzige Alternative sei eine bäuerliche Landwirtschaft, die Pflanzenbau und Tierhaltung wieder in einem Betrieb integriere und durch größtmögliche Selbstversorgung die Kontrolle über ihre Futtermittel zurückgewinne. Ähnlich äußerte sich der NABU. Der Verband fordert ein "Reinheitsgebot" für Futtermittel. Gerade die Schweinehaltung zeichne sich durch agrarindustrielle Strukturen aus, die ihre Futtermittel auf dem Weltmarkt bezögen und regelmäßig Leistungsförderer und Antibiotika beimischten. Nach Auffassung des NABU ist jetzt zu befürchten, dass bis zu eine Million Schweine von dem MPA-Skandal betroffen sind.


Auf EU-Ebene solle über eine Positivliste von Inhaltsstoffen genau festgelegt werden, was verfüttert werden dürfe und was nicht. In die entsprechenden Abstimmungsprozesse müssten hierzu allerdings Verbraucher- und Umweltverbände eng einbezogen werden. Der NABU fordert die Bundesregierung auf, zu prüfen, an wen Schadensersatzforderungen gerichtet werden können. Da der belgische Lieferant des mit Sondermüll versetzten Glucosesirup Konkurs angemeldet habe, müsse jetzt geklärt werden, ob Schadensersatzansprüche an den US-Pharmahersteller Wyeth gerichtet werden könnten. "Sollten sich Hinweise ergeben, dass der irische Ableger dieses US-Konzerns die Entsorgung von Altmedikamenten nicht ordnungsgemäß durchgeführt hat, trifft Wyeth eine Mitverantwortung für die Schadensfälle", so NABU-Geschäftsführer Gerd Billen. Wyeth ist ein weltweit agierender Pharmakonzern mit einem Jahresumsatz von über 14 Mrd. Dollar. Möglicherweise könnten die betroffenen bundesdeutschen Landwirte über Sammelklagen in den USA einen Teil ihrer Verluste wettmachen.

"Die Agrarwende darf auch vor der Futtermittelindustrie nicht Halt machen", fordert Hubert Weiger, BUND-Agrarexperte. Futtermittel seien immer noch "der Abfalleimer unserer Gesellschaft". Erlaubt sei alles, was nicht ausdrücklich verboten sei. Die billigsten Reststoffe würden verwertet, ohne Rücksicht auf Mensch, Tier und Umwelt. "Die jetzt in den Niederlanden und Belgien aufgedeckten Machenschaften müssen als Chance genutzt werden, um die seit langem diskutierten Verschärfungen des Futtermittelrechts umgehend durchzusetzen", meint Weiger. Dazu gehörten scharfe Sanktionen bei Verstößen, die lückenlose Registrierung der Futtermittelhersteller, die Einführung einer Positivliste aller erlaubten Futtermittelinhaltsstoffe sowie Produkthaftung gegenüber geschädigten Bauern. Wenn Grund zu der Annahme bestehe, dass ein Futtermittel eine Gesundheitsgefahr darstelle, dann müssten die zuständigen Behörden sofort informiert und die belasteten Chargen zurückgerufen werden. "Wir brauchen endlich Transparenz: Auf jedem Futtersack muss geschrieben stehen, was drin ist, zu welchen Anteilen, woher es stammt und wie es verarbeitet wurde."

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