DIE Internet-Zeitung
14. Welt-Aidskonferenz in Barcelona

Care begrüßt globalen Aktionsplan gegen Aids, aber keine Hilfe für Kinder

Am

Care begrüßt die Ankündigung eines globalen Aktionsplans im Kampf gegen Aids auf der Weltkonferenz in Barcelona. Experten des Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria, hatten erklärt, sie rechneten mit einem konkreten Handlungsplan innerhalb der nächsten drei Monate. World Vision beklagt dagegen, dass die vielen Aids-Waisen und anderweitig betroffenen Kinder auch im neuen Aktionsplan nicht erwähnt werden. "Wieder scheint die Bedürftigkeit dieser Kinder keine Rolle zu spielen", kommentiert Ken Casey, Leiter des internationalen Aidsprogramms "Hope Initiative" von World Vision.


Philippe Lévèque befürwortet als Vertreter von Care International den neuen Plan, weil er eine exakte Aufschlüsselung über die Beiträge verspreche, die die Regierungen reicher Länder zu leisten hätten: "Der Globale Fonds hat in der internationalen "Mobilmachung" gegen Aids, Tuberkulose und Malaria im letzten Jahr eine wichtige Rolle gespielt; er hat es jedoch nicht geschafft, konkrete Unterstützung zu erreichen - nicht zuletzt, weil es nicht gelungen ist, genügend Druck auf die Geber auszuüben. Der neue Plan soll die prozentualen Anteile festlegen, die die reichen Regierungen zu leisten haben - wie auch einen Zeitrahmen, innerhalb dessen diese Anteile fällig werden. Der Countdown hat begonnen: In 90 Tagen wird sich kein Land mehr vor seiner Verantwortung im weltweiten Kampf gegen Aids verstecken können. Wir haben hohe Erwartungen an den Globalen Fonds und werden sowohl die UN als auch die Regierungen der Geberländer für ihre Versprechen verantwortlich machen."

Das Schicksal der 13,2 Millionen Kinder, die einen oder beide Elternteile an Aids verloren haben, findet in der Diskussion um Maßnahmen im Kampf gegen HIV/AIDS auf der 14. Welt-Aidskonferenz in Barcelona kaum Beachtung, beklagt Marwin Meier, HIV/AIDS-Referent von World Vision Deutschland. "Dabei sind sie es, die als schwächste Gesellschaftsmitglieder am stärksten von der tödlichen Immunschwäche betroffen sind." Das Hilfswerk appelliert an die Regierungen der Geberländer, die Bedürfnisse der von HIV/AIDS betroffenen Kinder stärker als bisher zu berücksichtigen.

"Wenn nicht bald konkrete Schritte unternommen werden, kann die Zahl der Aids-Waisen bis zum Jahr 2010 auf 40 Millionen ansteigen. Es ist erschreckend, wie wenig Aufmerksamkeit diesem Thema hier geschenkt wird. Auch in der Summe von 10 Millionen US-Dollar, die der Weltgesundheitsfonds zur Bekämpfung der Seuche laut Kofi Annan jährlich benötigt, ist noch kein Cent für die von HIV/AIDS betroffenen Kinder enthalten", kritisiert Meier, der mit einem internationalen Experten-Team die Interessen von World Vision in Barcelona vertritt. „Vernachlässigen wir die Bedürfnisse der Kinder, so vernachlässigen wir die Zukunft der Menschheit."

Von den weltweit 13,2 Millionen Aids-Waisen leben allein 12 Millionen in Schwarzafrika. Etwa die Hälfte aller HIV/AIDS-Opfer infizieren sich noch vor ihrem 25. Geburtstag und sterben, bevor sie das 35. Lebensjahr erreicht haben. Sie hinterlassen Kinder, von denen viele ihren eigenen Haushalt führen und die Geschwister groß ziehen müssen. Gleichzeitig sind sie zu arm, um in die Schule zu gehen. In Swasiland ist die Zahl der Einschulungen bereits um 36 Prozent gefallen. Allzu schnell geraten sie so in den Teufelskreis aus Armut und Unwissenheit.

Dies sind Fakten, mit denen sich World Vision nicht abfindet. Mit rund 60 Programmen zur Krankheitsverhütung und -aufklärung sowie zur Betreuung von Aids-Waisen, HIV-Infizierten und Aids-Erkrankten und ca. 14 Millionen US-Dollar pro Jahr ist World Vision seit über zehn Jahren im Kampf gegen die Seuche aktiv. Weil dies noch nicht genug ist, entwickelt das Hilfswerk im Rahmen seiner Aids-Programme in Uganda und Sambia neue Lernmodelle, die anschließend weltweit umgesetzt werden sollen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Aids-Waisen und anderweitig betroffenen Kinder.

Durch integrierte Entwicklungshilfemaßnahmen sollen die Dorfgemeinschaften, in denen die Kinder leben, gestärkt und die Bevölkerung in die Lage versetzt werden, aktiv Verantwortung für die betroffenen Kinder zu übernehmen. Die Gründung von Waisenheimen stellt in den Augen von World Vision keine diskussionswürdige Alternative dar. World Vision Deutschland e.V. ist ein überkonfessionelles, christliches Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten langfristige Entwicklungshilfe und humanitäre Nothilfe.

Aktionsbündnis gegen Aids verurteilt illegalen Handel

Nach Aids-Medikamentenskandal

"Dieser Skandal darf auf keinen Fall dazu führen, dass Pharmafirmen ihre Medikamente nicht mehr zu einem Vorzugspreis nach Afrika liefern", sagt Bernd Pastors, ein Sprecher des Aktionsbündnisses gegen Aids und Geschäftsführer des Medikamenten-Hilfswerks action medeor. Er bezieht sich auf den großangelegten Schmuggel mit Aids-Medikamenten, den der belgische Zoll letzte Woche aufgedeckt hat. Medikamente im Wert von 18 Millionen Euro sind aus Afrika zurück in die Niederlande und nach Deutschland auf den Markt gebracht worden. Bei den Medikamenten handelt es sich um drei Therapeutika von GlaxoSmithKline für die Langzeitbehandlung von HIV-Infizierten. Der Medikamentenschmuggel ist lukrativ, da mehrere Pharmafirmen ihre Medikamente aus humanitären Gründen deutlich billiger verkaufen als in Europa und den USA. "Die Schmuggler haben mit diesem Re-Import auf Kosten afrikanischer HIV-Kranker Millionen für sich abgezweigt", verurteilt Pastors die verbrecherischen Machenschaften aufs Schärfste: "Der Medikamentenschmuggel ist nur aufgrund der Korruption in Afrika und Europa möglich. Den Ärmsten der Armen werden dadurch lebensrettende Medikamente vorenthalten." Das große Preisgefälle locke Kriminelle. Während die Kosten für die Therapie in Europa und den USA für einen Aidskranken im Jahr aufgrund der Patente bei 10.000 Euro liegen, ist die Behandlung in Entwicklungsländern mit verbilligten Aids-Präparaten aufgrund des Preisnachlasses einiger Pharmafirmen für 1000 Euro möglich.

Um solche Verbrechen in Zukunft zu verhindern, sollten die Medikamente für Entwicklungsländer kenntlich gemacht werden, schlägt Pastors vor. "Wenn die Tabletten mit den gleichen Wirkstoffen in anderer Farbe und Form produziert und anders verpackt werden, könnten sie auf legalem Wege in Europa und Amerika nicht mehr vertrieben werden." Schon Großpackungen wie sie von action medeor verwendet werden, würden den Rückfluss auf den deutschen Markt erschweren. Außerdem sollte die sichere und nachvollziehbare Struktur des Vertriebsweges gewährleistet sein. Im vorliegenden Fall wurden die geschmuggelten Aids-Medikamente einer etablierten Pharma-Re-Import-Firma untergejubelt.

Das Aktionsbündnis gegen Aids ist ein Zusammenschluss von über 30 Organisationen und Hilfswerken der Entwicklungszusammenarbeit, das mit einer bundesweiten Kampagne auf die weltweite Aids-Katastrophe aufmerksam macht. Das Aktionbündnis fordert von der Bundesregierung eine drastische Erhöhung der finanziellen Mittel auf 350 Millionen Euro zur Bekämpfung und Prävention von HIV und Aids.

Am 10-10-2002

Kleiner Erfolg in der Aids-Forschung

HIV-Behandlung

US-Forscher haben auf dem HIV-Molekül ein neues Ziel für eine HIV/Aids-Behandlung entdeckt. Sie entdeckten nach eigenen Angaben ein neues Angriffsziel im HI-Virus, das mit neuartigen Substanzen wirksam bekämpft werden kann. Labortests verliefen bereits erfolgreich. Nach weiteren Untersuchungen sollen klinische Tests starten. Die Erkenntnisse könnten zu einer neuen antiviralen Medikamentenklasse führen, um das Virus zu bekämpfen, so die Forscher. "Die größte Herausforderung in der heutigen HIV-Behandlung ist die Medikamenten-Resistenz. Diese kommt dadurch zustande, dass das Virus mutiert und dies die Wirkung bestehender Medikamente, die virale Replikation zu stoppen, zunichte macht", erklärt Studienleiter und Biochemiker Michael Summers vom Howard Hughes Medical Institute (HHMI). Die entdeckten Substanzen unterbrechen den Aufbau des HIV-1-Kapsid-Proteins. Dies sei ein grundlegender Schritt in der Verwandlung eines nicht infektiösen, unreifen HI-Virus in die reife und infektiöse Form.

"Rund um die Welt untersuchen Forscher seit mehr als einem Jahrzehnt das HIV-1-Kapsid-Protein als mögliches Ziel eines antiviralen Medikaments", so Summers. Labortests mit den Substanzen verliefen bereits vielversprechend, Patientenversuche seien aber erst nach weiteren Test möglich. Drei Patente wurden aber bereits angemeldet.

HIV/Aids ist nach wie vor ein weltweit nicht einzudämmendes Gesundheitsproblem. Laut Angaben der WHO lebten 2002 mehr als 40 Millionen Menschen mit HIV/Aids. Das Centers for Disease Control in den USA schätzt, dass sich mehr als die Hälfte aller US-HIV/Aids-Patienten mit einem HIV-Stamm infiziert haben, der auf mindestens eine existierende Medikamentenklasse resistent ist. So genannte "Medikamenten-Cocktails" gelten als die Standard-Behandlung zur Unterdrückung der HIV-Replikation in Patienten.

Am 03-04-2003

Weniger Aids-Todesfälle durch neue Therapie

HAART

Die Zahl der Aids-Todesfälle ist durch die Medikamenten-Kombination der Highly Active Antiretroviral Therapy (HAART) zwischen 1997 und 2001 um mehr als 80 Prozent zurückgegangen. Wie die Forscher des britischen Medical Research Council (MRC) bekanntgaben, könnten HAART-Patienten derzeit zehn Jahre oder länger weiterleben. Die Studie wird im Lancet Medical Journal veröffentlicht. Bei der Therapie werden drei oder mehr Medikamente miteinander kombiniert, die mindestens aus zwei unterschiedlichen Anti-Aids-Klassen stammen müssen. Die unterschiedlichen Zyklusphasen des Virus liessen sich somit effektiv bekämpfen. "Neun von zehn Menschen könnten unabhängig vom Alter, in dem sie sich infiziert haben, eine Lebenserwartung von weiteren zehn Jahren haben. Da wir die Reichweite des Mittels noch nicht abschätzen können, wären sogar 17 bis 20 Jahre möglich - im Moment können wir es einfach noch nicht sagen", so Kholoud Porter vom MRC.

Vor der Behandlung mit der Kombination konnte nur die Hälfte der HIV-infizierten Personen damit rechnen, noch zehn Jahre oder länger zu leben. Die Lebenserwartung sank, wenn die Betroffenen zum Zeitpunkt der Infektion bereits über 40 Jahre alt waren. Nun spiele es keine Rolle mehr, wie alt die Infizierten seien. Ältere Patienten hätten die gleiche Lebenserwartung wie jüngere. Allerdings habe die Studie gezeigt, dass Drogenabhängige, die sich spritzen, viermal häufiger an AIDS sterben würden als Männer, die sich durch Sexualkontakte angesteckt hätten. Die Forscher sehen die Ursache darin, dass Drogenabhängige die mitunter komplizierten AIDS-Medikamente nicht sorgfältig genug anwenden. Abhängige, die sich Drogen intravenös spritzen, bekämen außerdem oft weitere Infektionen wie Hepatitis C.

Am 20-10-2003

Vereinfachung der Aids-Behandlung scheitert an Pharma-Konzernen

Welt-Aids-Tag

Millionen von Menschen, die an Aids erkrankt sind, könnten überleben, wenn sie mit antiretroviralen Medikamenten behandelt würden. Dies ist nach Ansicht der internationalen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen jedoch nur möglich, wenn die Therapie an die Alltagswirklichkeit in ärmeren Ländern angepasst wird. Hierbei spielen Kombinationspräparate, in denen mehrere Wirkstoffe in einer Tablette vereint sind, eine wichtige Rolle. Allerdings müssten die Pharmakonzerne dafür Patentmonopole fallen lassen. "Wenn die Aids-Therapie nicht geändert wird, werden Millionen Menschen, die heute eine Behandlung brauchen, sterben", erklärte Tobias Luppe, der für die Medikamentenkampagne bei ÄRZTE OHNE GRENZEN zuständig ist. "Anpassung bedeutet weniger Tabletten, weniger Laboruntersuchungen und kostenlose Behandlung dort, wo die Menschen leben, also in den Gemeinden."

Der Einsatz von so genannten Kombinationspräparaten, die alle notwendigen Medikamente der sonst üblichen Dreifachtherapie in einer Tablette vereinen, spielt für die Vereinfachung der Aids-Behandlung eine zentrale Rolle. In Malawi behandelt ÄRZTE OHNE GRENZEN mehr als 2.000 Patienten mit einer solchen Tablette, die zweimal täglich eingenommen wird. Der Einsatz dieser Kombinationspräparate, die Schulung und die verstärkte Übertragung der Verantwortung auf Krankenschwestern und Pfleger hat es ÄRZTE OHNE GRENZEN zufolge ermöglicht, erheblich mehr Patienten zu behandeln.

Der Einsatz dieser Kombinationspräparate wird bislang jedoch durch das Verhalten einiger Pharmaunternehmen erschwert. Die existierenden Präparate stammen fast ausschließlich aus der Produktion von Generikaherstellern. Sie dürfen daher aus patentrechtlichen Gründen in vielen Ländern nicht eingesetzt werden.

Das deutsche Unternehmen Boehringer-Ingelheim hält beispielsweise weiterhin an seinem Patentmonopol auf den Wirkstoff Nevirapin (Viramune(R)) fest. Nevirapin ist ein Bestandteil der beiden wichtigsten Kombinationspräparate. "Durch die Freigabe des Patentmonopols hätte Boehringer-Ingelheim die historische Chance, Millionen von Menschen eine Aidsbehandlung zu ermöglichen", sagte Tobias Luppe.

ÄRZTE OHNE GRENZEN behandelt zurzeit mehr als 9.000 Patienten in 19 Ländern mit der Dreifachtherapie. Die Therapie wird begleitet von Aufklärungs- und Präventionsmaßnahmen, Aidstests und psychosoziale Betreuung, der Behandlung von Begleiterkrankungen sowie Ernährungsprogrammen.

Am 26-11-2003

Aids-Situation in Deutschland bereitet Gesundheitsexperten Sorge

Risikobewusstsein nimmt ab

Gesundheitsexperten schlagen angesichts der zunehmenden Sorglosigkeit gegenüber der Immunschwächekrankheit Aids Alarm. Insbesondere das Risikobewusstsein homosexueller Männer sei in den vergangenen Jahren erheblich gesunken, teilten das Robert Koch Institut und die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung am Mittwoch in Berlin mit. "Diese Entwicklung bietet Anlass zur Sorge und muss ernst genommen werden", sagte Reinhard Kurth, Präsident des
Robert Koch Instituts.

Im Jahr 2003 registrierte das Institut 1950 Neuinfizierungen, 41 Prozent davon bei homosexuellen Männern. Die neuen Fälle konzentrieren sich vor allem auf die Großstädte Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt am Main. Auch die Zahl von Syphillisinfektionen sei erheblich gestiegen, betonten die Gesundheitsexperten. Obwohl in Deutschland die grundsätzliche Bereitschaft zum Schutz mit Kondomen vorhanden sei, seien viele Menschen "bereit, ein höheres Risiko einzugehen", sagte Osamah Hamouda, Leiter des Fachgebiets Sexuell übertragbare Infektionen am Robert Koch Institut.

Vor allem in riskanten Situationen gehe die Kondomnutzung zurück, fügte Elisabeth Pott, Direktorin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, hinzu. Zu Beginn neuer Sexualbeziehungen verwendeten nur noch 73 Prozent der Alleinlebenden unter 45 Jahren Kondome, im Jahr 2000 waren es noch 78 Prozent. Auch bei sexuellem Kontakt mit Urlaubsbekanntschaften würden seltener Kondome benutzt. Erfreulich sei hingegen, dass 62 Prozent der Frauen stets Kondome bei sich führten.

Kurth übte scharfe Kritik an der Pharmaindustrie. Deren Werbung für Mittel zur Bekämpfung von Aids erwecke den Eindruck, die Krankheit könne geheilt werden. "Dadurch werden HIV-Infektionen verniedlicht. Aber Aids ist kein Schnupfen", sagte Kurth. In Deutschland sind 43 000 Menschen mit HIV infiziert, 33 500 davon sind Männer. Im Jahr 2003 starben etwa 600 Menschen an der Krankheit.

Am 24-03-2004

Krankenhaus muss über Aids-Risiko bei Transfusionen aufklären

Schadensersatz für Patienten-Ehefrau

Wenn Ärzte einen Patienten nicht über das HIV-Infektionsrisiko bei einer Bluttransfusion aufklären, haften sie im Falle einer Ansteckung auch gegenüber dessen Ehepartner. Das hat der Bundesgerichtshof (BGH) am Dienstag in Karlsruhe entschieden. Ärzte hätten die "Verpflichtung, die Weiterverbreitung von gefährlichen Infektionen zu verhindern". Sie müssten deshalb im Falle von Bluttransfusionen dem Patienten nachträglich "zu einem HIV-Test raten". Der BGH sprach einer mit dem Aids-Virus infizierten jungen Frau einen Anspruch auf Schmerzensgeld und Schadenersatz gegen den Träger eines Krankenhauses zu. Ärzte der Klinik hatten ihrem heutigen Ehemann nach einem schweren Unfall im Jahre 1985 Blutprodukte verabreicht, von denen zumindest eines HIV-verseucht war. Bei ihrem Ehemann, den die Klägerin erst 1988 kennen lernte, wurden Ende 1997 HIV-Antikörper in einer Blutprobe festgestellt. Anfang 1998 stellte sich heraus, dass auch die Klägerin HIV-infiziert ist.

Sie machte geltend, dass ihr Ehemann nicht auf die Gefahr einer transfusionsbedingten HIV-Infektion hingewiesen worden sei und deshalb keine Schutzmaßnahmen habe ergreifen können. Das Landgericht Trier hatte die Klage abgewiesen, weil der ursächliche Zusammenhang zwischen der HIV-Infektion der Klägerin und der Behandlung ihres Mannes mit Blutprodukten nicht erwiesen sei. Das Oberlandesgericht Koblenz gab jedoch in der Berufung der Klage der Frau statt. Die Revision des Krankenhausträgers wies der BGH jetzt zurück.

Die Bundesrichter sahen für den Schadenersatzanspruch der Klägerin kein Hindernis darin, dass sie 1985 ihren Mann noch gar nicht kannte. In den Schutzbereich der ärztlichen Aufklärungspflicht sei "nicht nur der behandelte Patient, sondern auch dessen zukünftiger, zum Behandlungszeitpunkt noch nicht bekannter, Ehepartner einbezogen", heißt es in dem Urteil. Der BGH ging damit weiter als bei der Arzneimittelhaftung, wo nur die Empfänger fehlerhafter Medikamente, nicht aber Drittgeschädigte einbezogen sind.

In der Verhandlung war auch diskutiert worden, ob die Arzthaftung in Fällen einer HIV-Infektion durch Blutprodukte nicht nur auf den Ehepartner, sondern auch auf andere Sexualpartner eines Patienten auszuweiten sei. Der Krankenhaus-Anwalt befürchtete in diesem Fall eine "Haftungsausweitung in epidemischem Ausmaß". Der BGH sah aber offenbar keinen Anlass, diese Frage anhand des vorliegenden Sachverhalts zu beantworten.

Der Anwalt des Krankenhauses hatte auch betont, das HIV-Infektionsrisiko bei Blutprodukten sei nicht höher als bei einer Behandlung durch den Notarzt oder Zahnarzt und liege bislang lediglich bei 100 bis 200 Fällen. Im vorliegenden Fall sei zudem nicht nachgewiesen, dass die HIV-Infektion des Ehemannes auf eines der ihm verabreichten Blutprodukte zurückgehe. Dem folgte der BGH nicht. Es sei von der HIV-Verseuchung zumindest eines Blutproduktes "auszugehen, weil das behandelnde Krankenhaus nicht die erforderlichen Angaben über Chargen-Nummern und Hersteller gemacht hat".

Die Aufklärungspflicht der Ärzte bestand laut Urteil auch schon 1985, obwohl es damals noch keine völlig sicheren Erkenntnisse über HIV-Infektionen in Verbindung mit Bluttransfusionen gegeben habe. Die Möglichkeit eines solchen Infektionswegs sei zumindest "in medizinischen Fachkreisen ernsthaft in Betracht gezogen" worden. (AZ: VI ZR 179/04 - Urteil vom 14. Juni 2005)

Am 14-06-2005

Angeblich weniger Mittel gegen Aids, Tuberkulose und Malaria

Welt-Aids-Tag

Am Dienstag wurde in Berlin der jährliche HIV/Aids-Bericht der Vereinten Nationen (UNAIDS) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Aktionsbündnis gegen AIDS sieht in dem aktuellen Statusbericht ein Alarmsignal, das auch die Bundesregierung endlich aufrütteln sollte. Der Bericht zeige, so Christel Rüder, Sprecherin des Aktionsbündnis, dass die Finanzierung noch immer eine zentrale Schwachstelle sei. Von 18,1 Milliarden US-Dollar, die nach UNAIDS-Schätzungen im Jahr 2007 gebraucht würden, seien aktuell nur 10 Milliarden US-Dollar zugesagt. Die Koalition plane, die Mittel für Aids, Tuberkulose und Malaria zu kürzen. Während die Zahl der Menschen, die mit HIV/Aids lebten, weltweit steige und HIV/Aids in vielen Ländern die Sterberaten drastisch nach oben treibe, plane der Haushaltsausschuss des deutschen Bundestages für 2007 zugesagte Mittel für den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria zu kürzen. Die unzureichende Finanzierung gefährde eine umfassende und wirksame Aids-Politik.

"Da aktuell deutlich zu wenig Personal und zu wenig Geld zur Verfügung stehen, fallen Geberstaaten oftmals zurück in die fatale Trennung von Prävention und Behandlung", so Aktionsbündnis-Sprecher Rolf Goldstein. "Prävention gegen Behandlung abzuwägen ist unmenschlich und widerspricht allen bisherigen Erfahrungen, die zeigen, dass sich die beiden Ansätze gegenseitig stärken."

Beratung und HIV-Test stünden weltweit nur für einen von acht Menschen zur Verfügung. Von 6,5 Millionen Aids-Patienten, die in ärmeren Ländern die antiretrovirale HIV-Behandlung bräuchten, werde bislang nur ein Viertel behandelt. Am deutlichsten sichtbar seien die Folgen der Epidemie in Afrika; 72 Prozent der weltweiten Aids-bedingten Todesfälle würden dort verzeichnet.

Am 21-11-2006

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