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Flugzeugunglück in Überlingen

Black Boxes gefunden - eine beschädigt

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Am dritten Tag nach der Flugzeugkatastrophe am Bodensee haben die Angehörigen der russischen Opfer am Donnerstag den Unglücksort besucht. An einem Wrackteil des russischen Flugzeugs in der Nähe von Überlingen in Baden-Württemberg legten sie Blumen nieder. Zuvor nahmen sie auf einer Gedenkfeier Abschied von den Toten. Unterdessen waren 68 der 71 Toten geborgen. Über die Ursache und den genauen Hergang des Unglücks gab es bis zum frühen Donnerstagnachmittag noch keine gesicherten Erkenntnisse.


An dem Trauerempfang auf Schloss Salem nahmen unter anderem der baden-württembergische Innenminister Thomas Schäuble (CDU), Bundesfamilienministerin Christine Bergmann (SPD) sowie Minister Baschkiriens und der Russischen Föderation teil. Der große Teil der rund 150 Angehörigen wird nach Angaben des Innenministers noch am Abend oder in der Nacht in die Heimat zurückreisen. Einige sollen zunächst im Bodenseeraum bleiben, um medizinisch betreut zu werden. Innenminister Schäuble sagte, in den betroffenen Familien herrsche "Entsetzen und Fassungslosigkeit".

Ein Polizeisprecher sagte: "Die Angehörigen haben aus Pietätsgründen darum gebeten, abgeschottet zu werden." Sie wurden von rund 50 Helfern und Dolmetschern unter der Regie des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) betreut.

Die Auswertung der Voice Recorder und Flugschreiber der abgestürzten Flugzeuge verzögerte sich unterdessen. Die aus den Geräten entfernten Bänder seien "in stark beschädigtem Zustand", sagte der Leiter des Flugschreiberlabors bei der Braunschweiger Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung (BFU), Axel Thiel. Die Bänder müssten zunächst gereinigt und aufbereitet werden, bevor sie ausgewertet werden können.

Ungeklärt sind weiterhin neue Vorwürfe gegen die Schweizer Flugsicherung skyguide. Weder der zuständige Konstanzer Oberstaatsanwalt Franz Klaiber noch die BFU bestätigten einen Bericht, demzufolge skyguide von der Tupolew-Besatzung vor dem Zusammenstoß gewarnt wurde. skyguide selbst wollte sich dazu nicht äußern. Zuvor hatte die russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf russische Ermittler gemeldet, die Besatzung der Passagiermaschine habe skyguide bereits eineinhalb Minuten vor dem Zusammenstoß mit der Boeing auf die Gefahr hingewiesen. Erst 40 Sekunden später habe der Flugverkehrsleiter reagiert.

skyguide wies zugleich Vorwürfe zurück, ihr Radarsystem habe möglicherweise die Flugzeugkatastrophe über dem Bodensee verursacht. Das Schweizer Büro für Flugunfalluntersuchung (BFU) hatte in einer Untersuchung Mängel des Radarsystems festgestellt. Ein skyguide-Sprecher sagte, die Ergebnisse der Untersuchung hätten mit dem Unglück nichts zu tun.

Von den Opfern konnten erst zwei gesichert identifiziert werden. Die Identifizierung der restlichen Toten wird Schäuble zufolge mindestens ein bis zwei Wochen dauern. Erst dann könnten die Toten in ihre Heimat überführt und bestattet werden. Die Angehörigen haben zur Identifizierung unter anderem medizinische Unterlagen mitgebracht.

Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig (SPD) forderte als Konsequenz aus dem Unglück eine Neuordnung der europäischen Flugsicherung, um eine einheitliche Luftraumüberwachung zu schaffen.

Bei der Kollision einer Passagiermaschine vom Typ Tupolew mit einem Frachtflugzeug vom Typ Boeing 757 waren in der Nacht zum Dienstag vor allem Kinder und Jugendliche aus Russland ums Leben gekommen.

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