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Eine Analyse

In den 16 deutschen Schulsystemen gibt es vor allem Unterschiede

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Der Süden fühlt sich als Sieger. Bayern, Baden-Württemberg und Sachsen liegen bei der nationalen Vergleichsstudie PISA-E auf den Spitzenrängen. Dennoch warnen Forscher und Fachverbände davor, dies als Beleg für ein besseres Schulsystem in den jeweiligen Bundesländern zu werten. "PISA ist nur ein Ausschnitt von dem, was Schule leisten muss", sagt der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Ludwig Eckinger. Statt "armseliger Kleinstaaterei" würden endlich nationale Bildungsstandards und eine Vereinheitlichung der rund 1.000 Lehrpläne in Deutschland gebraucht.


Wie dringend nötig dies zu sein scheint, zeigt ein Blick in eine Studie der Universität Essen. Hier werden mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten der 16 deutschen Schulsysteme festgehalten. Diese reichen von der Dauer der Primarstufe über die Gestaltung des Übergangs in weiter führende Schulen und die Zusammensetzung der angebotenen Sekundarstufen bis hin zur Länge des Bildungswegs. Gemeinsam sei allen Schulsystemen, dass Schüler zunächst in einer einheitlichen Schulform unterrichtet werden, "die überall als Grundschule bezeichnet wird", heißt es. Auch die Sekundarstufenform des Gymnasiums gibt es deutschlandweit. Darüber hinaus ließen sich aber "nur noch Unterschiede" feststellen.

Das "klassische" dreigliedrige Schulsystem in der Sekundarstufe gibt es nur in Baden-Württemberg - und nach dem Ende der Teilintegration der Jahrgänge 5 und 6 demnächst auch in Bayern. Mehr als die Hälfte der Bundesländer, darunter die meisten östlichen Länder, bietet unterdessen eine "Schulart in mehreren Bildungsgängen" an: Haupt- und Realschule werden darin zusammengeführt. Drei ostdeutsche Länder - Brandenburg, Sachsen und Thüringen - haben ganz auf Hauptschulen verzichtet. Hier besuchen über die Hälfte der Jugendlichen integrierte Schulformen. Dagegen werden Haupt- und Realschulen in den westlichen Bundesländern zusätzlich angeboten.

Entsprechend groß sind auch die Unterschiede zwischen den Schulabschlüssen, zumal nur 7 der 16 Länder ein Zentralabitur vorschreiben. Jedoch warnen die Bildungsforscher davor, aus dem Anteil höherer Schulabschlüsse und der entsprechenden Selektion auf die Leistungen der Schüler zu schließen. PISA habe gezeigt, dass die besten Ergebnisse international von Ländern erreicht würden, die besonders hohe Abiturquoten hätten.

In Deutschland sind in 14 Bundesländern der Realabschluss und die Hochschulreife am stärksten besetzt. Nur in Bayern und Schleswig-Holstein überwiegen Hauptschul- und Realabschluss. Bei den Hochschulzugangsberechtigungen erreicht Bayern mit 29 Prozent den niedrigsten Wert, in Hamburg ist es immerhin jeder zweite Jugendliche. Allerdings "importieren" die Stadtstaaten wie Hamburg einen Teil ihrer Abiturienten aus dem Umland.

Für das Institut für Schulentwicklungsforschung IFS der Universität Dortmund ist diese Entwicklung "bedenklich". Der Wunsch der Eltern nach einem Abitur für ihre Kinder ist den Erhebungen zufolge von 52 Prozent (1991) auf mittlerweile 45 Prozent gesunken. Überhaupt erhielt bei der jüngsten IFS-Befragung vom Frühjahr das deutsche Schulsystem ein schlechtes Zeugnis. Nur 19 Prozent gaben die Schulnote 1 oder 2, dagegen griffen 45 Prozent zur Note 4 oder schlechter. Parallel dazu glaubten nur noch 15 Prozent der fast 3.000 Befragten, die Leistungsanforderungen an den Schulen seien zu hoch. 1979 lag diese Quote - damals nur in Westdeutschland - bei immerhin 60 Prozent. Selbst bei der ersten gesamtdeutschen Erhebung 1991 meinten noch fast 50 Prozent, es würde den Schülern zu viel abverlangt.

VBE-Chef Eckinger, selbst jahrelang Lehrer an einer Grundschule, ist über dieser Trend nicht verwundert. "Der Trend zur Spaßgesellschaft an unseren Schulen muss gestoppt werden", lautet sein Fazit. Statt hektischer Maßnahmen würden Maßstäbe für eine neue Bildungspolitik gebraucht. Auch müsse die Schule wieder ein Ort des Lernens werden, da Wissen die Voraussetzung für Kompetenz sei: "Das Auswendiglernen eines Gedichts ist noch lange keine Körperverletzung."

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