Umfang und Qualität der staatlichen Telefonüberwachung werden dabei Zug um Zug ausgebaut. Welche Daten der Netzbetreiber den Ermittlern zu übergeben hat, ist in der "Telekommunikations-Überwachungsverordnung" (TKÜV) akribisch geregelt. Selbst wenn ein überwachter Teilnehmer eine Telefonnummer nur unvollständig anwählt und dann auflegt, wird dies für die Ermittler erfasst. Und auch der Standort des Handys ist neben den Verbindungsdaten zu protokollieren. Geht es nach der Mehrheit im Bundesrat, werden die Netzbetreiber demnächst auch noch verpflichtet, die Einbuchungszeiten "in Echtzeit" zu übermitteln, und zwar schon dann, wenn der Betroffene das Handy lediglich eingeschaltet hat.
Technisch ist das Abhören schon längst kein Problem mehr. "Bis zu 10.000 Teilnehmer einer Vermittlungsstelle gleichzeitig überwachen, geräuschlose Datenerfassung", wirbt laut "connect" ein Lieferant von Vermittlungsstellen in einer Broschüre für sein Abhörsystem. Dabei geraten auch unbescholtene Bürger ins Visier der Fahnder. Etwa durch den sogenannten mobilen IMSI-Catcher, der zwangsläufig auch unbeteiligte Handy-Benutzer im Umkreis von 300 Metern ausspioniert. Kritiker mutmaßen zudem, dass sich anhand der IMSI gezielt Telefonate des betroffenen Handy-Nutzers zwischen Mobilfunk-Basisstation und der Handy-Vermittlungsstelle abhören lassen.
Nahezu unvorstellbare Dimensionen hat auch die globale Schnüffelei von Echelon, dem weltweiten Spionagenetzwerk der USA, an dem auch Kanada, Neuseeland, Australien und Großbritannien beteiligt sind. Erst Mitte der 90er Jahre sei das öffentliche Internet größer geworden als das Netzwerk der Abhörstationen und Auswertungscomputer von Echelon, heißt es in einem Bericht für das Europäische Parlament. Abhörstationen auf allen Kontinenten verschaffen dem Computernetzwerk Zugang zu den meisten Kommunikationssatelliten. E-Mails, Faxe und Verbindungsdaten wie Telefonnummern werden so Tag für Tag auf bestimmte Inhalte gefilzt, aber auch Tiefseekabel und lokale Stadt-zu-Stadt-Verbindungen werden in aller Welt abgehört.
Neben den nahezu unbegrenzten staatlichen Zugriffsmöglichkeiten haben es selbst kriminelle Lauscher leicht. Nach "connect"-Informationen kann man mit weniger als 1.000 Euro und minimalem Zeitaufwand jedes beliebige Telefon oder die Telefondose in der Wand zur Wanze umbauen, die sich über das Telefonnetz aus der Ferne unbemerkt aktivieren lässt. Aus Handys können innerhalb von wenigen Minuten und mit geringen Materialkosten Wanzen gemacht werden, die - irgendwo "vergessen" - Gespräche übertragen, solange die Batterie hält. Auch trojanische Pferde, die das Mikrophon im Computer zum Lauschen bringen, sind wie das Abhören aus einem halben Kilometer Entfernung durch Fenster hindurch mittels moderner Lasertechnik problemlos möglich.
Und selbst die handelsübliche Kommunikationsanlage im Büro oder zuhause kann leicht durch integrierte Sonderfunktionen missbraucht werden. Wer einen Anruf weiterleitet, kann beispielsweise weiter unbemerkt mithören, wenn der Empfänger des Anrufs ein Telefon ohne Display benutzt. Mit Manipulationen wird auch die Funktion "Direktansprechen" zur Abhöranlage umfunktioniert, ohne dass die betreffende Person einen Hinweis auf dem Display bekommt. Potenzielle Ziele für Amateur-Lauscher sind auch die Babyfon-Funktion in Schnurlos-Telefonen bei Festnetzgeräten oder die eingebaute Raumüberwachung. Entsprechende Codes sollten regelmäßig geändert werden.