Als Reaktion auf die von vielen Seiten vorgetragene vehemente Kritik an dem Pipeline-Projekt hat die WestLB von der Firma Stone & Webster Consultants ein zweites Gutachten anfertigen lassen und jetzt vorgelegt ("Gutachten zur Einhaltung der Weltbankstandards beim Bau einer Erdöl-Pipeline in Ecuador"). Im Auftrag der Nichtregierungsorganisationen haben die Weltbankspezialistin Heffa Schücking (Urgewald) und der Regenwald- und Ecuadorexperte Klaus Schenck (Rettet den Regenwald) das Stone & Webster-Gutachten eingehend geprüft und kommen zu dem Schluss, es sei nicht mehr als eine Gefälligkeit gegenüber dem Projektbetreiber OCP und der WestLB als Hauptfinanzier des Projekts.
"Es liefert keine Antwort auf die Frage, ob Weltbankstandards eingehalten werden, da Stone & Webster die ökologischen und sozialen Sachverhalte nicht geprüft, sondern lediglich die diesbezüglichen Angaben von (dem Pipelinebetreiber) OCP abgeschrieben hat." Zudem würden wesentliche Inhalte der Weltbank-Standards verschwiegen oder falsch dargestellt. Das Gutachten enthalte ausserdem viele sachliche Fehler und setzte sich nicht mit kritischen Hinweisen von unabhängigen Experten, zivilgesellschaftlichen Organisationen und Umweltschutzorganisationen auseinander.
Die Unterzeichner, zu denen unter anderem der Naturschutzbund Deutschland, Greenpeace und der WWF Deutschland gehören, weisen darauf hin, es sei kein Zufall, dass der Hauptsitz der Firma Stone & Webster Consultants in Houston, Texas, der Heimat von 'big oil' liege. "Die Ölindustrie ist einer der wichtigsten Kunden dieser Firma. Mit dem vorliegenden Gutachten zur Einhaltung der Weltbank-Standards bearbeitet die Firma jedoch Fragestellungen, die eindeutig nicht in ihrem Kompetenzbereich liegen."
Der Eine-Welt-Ausschuss im Düsseldorfer Landtag wird sich am 10. Juni 2002 mit dem Bericht von Stone & Webster befassen. Eine Forderung des Ausschusses an die WestLB, sämtliche Gutachten zu dem Projekt offen zu legen, hat die Bank bisher nicht erfüllt.