DIE Internet-Zeitung
Keine Werbung mehr für Produkte des Herstellers

Aids-Stiftung protestiert gegen Preispolitik von GlaxoSmithKline

Am

Einer der größten Anbieter von Spezialbedarf für HIV-Patienten, die Aids Healthcare Foundation (AHF), will Produkte des britischen Pharmariesen GlaxoSmithKline (GSK) in ambulanten Einrichtungen nicht mehr bewerben. Die Organisation protestiert mit dieser Maßnahme gegen die Preispolitik des Pharmaunternehmens.


Obwohl GlaxoSmithKline in Entwicklungsländern bereits Aids-Medikamente zu reduzierten Preisen anbietet, behauptet die Aids Healthcare Foundation, dass das Pharmaunternehmen noch immer doppelt so hohe Preise veranschlagt wie seine Konkurrenten. Den Vorwurf dementiert GlaxoSmithKline mit der Stellungnahme, dass aus den Verkäufen kein Profit geschlagen würde.

AHF hofft, dass durch den Ausschluss der GSK-Produkte aus ihren medizinischen Ämtern die "direkte Hauptleitung" des Unternehmens zur Information der Ärzte über Produktneuheiten gekappt wird. Schätzungen zufolge wendet die Pharmaindustrie jährlich 13 Milliarden Dollar für Direktmarketing auf. "GSK hat über die Grenzen der unternehmerischen Verantwortung hinaus geschossen", so AHF-Präsident Michael Weinstein. Größere Spenden für wohltätige Zwecke habe es von GSK nie gegeben. "Unverständlich, wenn man bedenkt, dass Aids dem Unternehmen Milliarden Dollar gebracht hat."

Der Leiter der Öffentlichkeitsarbeit von AHF, Cesar Portillo, betonte, dass zwei Aids-Medikamente von GSK, Combivir und Trizivir, tatsächliche Reformulierungen bestehender Aids-Medikamente seien. Diese hätten keine kostenintensive Forschung benötigt. Die sich dadurch ergebenden geringen Entwicklungskosten würden eine niedrige Preisgestaltung vermuten lassen. Während sich AHF von GSK durch die Maßnahme eine Preisreduktion erhofft, kontert GSK-Sprecherin Nancy Pekarek: "Die Entscheidung der AHF hat keinen Einfluss auf den Verkauf im Außendienst."

Welt-Aids-Tag

Ärzte ohne Grenzen fordert mehr Geld für HIV-Patienten in armen Ländern

Anlässlich des Welt-Aids-Tages ruft die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen Regierungen, internationale Organisationen und Geberländer auf, die Programme zur Behandlung von HIV/Aids-Patienten in ärmeren Ländern auszuweiten. Die Organisation fordert die Regierungen der Industrieländer auf, mehr Geld für die Behandlung bereitzustellen und den Schutz der Gesundheit in ärmeren Ländern nicht zu Gunsten eigener Interessen einzuschränken. Zudem müssen die Arzneimittelpreise drastisch gesenkt werden. "Für uns ist jeden Tag Aids-Tag. In unseren Projekten zeigen wir, dass es möglich ist, Menschen in ärmeren Ländern mit antiretroviralen Medikamenten zu behandeln", sagt Dr. Bernard Pécoul, Leiter der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. In Pilotprojekten in zehn Ländern behandelt die Organisation inzwischen rund 2.300 HIV/Aids-Patienten mit der so genannten Dreifachtherapie.

"Die Hilfsorganisationen können jedoch niemals alle Betroffenen erreichen. Die Regierungen müssen nationale Behandlungsprogramme einrichten, in denen die Therapie kostenfrei oder zu erschwinglichen Preisen angeboten wird", so Pécoul. "Dafür sind kostengünstige Medikamente und einfachere Behandlungsprotokolle nötig, die in ärmeren Ländern anwendbar sind: Erforderlich ist eine Therapie in Form einer täglichen Tablette für den Preis von 20 Cents." Ärzte ohne Grenzen unterstützt den Vorschlag der Weltgesundheitsorganisation, die Behandlung für 70 US-Dollar pro Jahr anzubieten.

Bislang wurden anstelle der von UN-Generalsekretär Kofi Annan jährlich geforderten sieben bis zehn Milliarden US-Dollar lediglich 2,1 Milliarden US-Dollar in den Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria eingezahlt. Die drei reichsten Länder der Welt - die USA, Japan und Deutschland - haben bisher lediglich sieben Prozent des von ihnen erwarteten Beitrags geleistet. Ärzte ohne Grenzen fordert die Bundesregierung auf, mindestens 350 Millionen Euro jährlich zur Verfügung zu stellen.

Am 29-11-2002

In Entwicklungsländern ist Aids-Medikament Viracept nun billiger

HIV

Der Schweizer Pharmakonzern Roche senkt den Preis für das Aids-Medikament Viracept in Entwicklungsländern. In Zukunft werde das Medikament zu Non-Profit-Preisen Regierungen und Nicht-Regierungs-Organisationen (NGO) in Ländern südlich der Sahara und den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt zur Verfügung gestellt, berichtet das Untenehmen. Der Schritt, das Medikament zu Selbstkostenpreisen zu verkaufen, sei nicht auf den Druck von Aids-Interessensgruppen zurückzuführen, heißt es weiter. Vielmehr sei die seit längerem ins Auge gefasste Preisreduktion durch die Lizenz-Partner Pfizer und Japan Tobacco verzögert worden. Japan Tobacco halte bisher die Patentrechte an Viracept. "Um zu garantieren, dass Viracept nur in den vorgesehenen Ländern zu diesem Preis erhältlich ist und nicht in andere Länder verkauft wird, wird nach Wegen gesucht, die Verpackungen unterschiedlich zu gestalten", sagte ein Unternehmenssprecher.

Ab 1. März werde der Preis für eine Viracept-Monatspackung bei 62 Euro liegen. Die Kosten für eine Jahresversorgung liegen bei 545 Euro. Damit liege der Preis zwar im Vergleich zu anderen Aids-Medikamenten noch immer höher, die Kosten seien aber mit Preisen für andere so genannte Protease-Inhibitoren vergleichbar. Diese haben nach der Einführung Mitte der 90er-Jahre die Behandlung von HIV/Aids wesentlich verbessert und sind heute zentraler Bestandteil in der Dreifach-Therapie. In den vergangenen Jahren ist der Druck auf Aids-Medikamentenhersteller, die Preise zu senken, zunehmend größer geworden. Als Folge reduzierten sich in Afrika die Preise um 85 bis 90 Prozent. Roche wurde allerdings angelastet, nur schleppend zu agieren. Im vergangenen Jahr kritisierte die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen das Unternehmen scharf, da einem Aids-Patienten in Kamerun eine Virarecpt-Behandlung jährlich rund 4.000 Euro kostete.

Am 13-02-2003

HIV durch infizierte Spritzen

Aids

Experten gehen davon aus, dass unhygienische Injektionsnadeln hunderttausende HIV-Fälle in Südafrika verursacht haben. Nach jüngsten Angaben des Human Research Council of South Africa sind 5,6 Prozent der Kinder zwischen zwei und 14 Jahren HIV-positiv. Einige der Forscher sind der Ansicht, dass gebrauchte Injektionsnadeln an bis zu 40 Prozent der HIV-Infektionen schuld sind. UNO-Behörden dagegen bestreiten diese Zahlen. Für sie ist ungeschützter Geschlechtsverkehr immer noch der Hauptinfektionsherd, berichtet BBC-Online. Forscher der Universität von Tübingen kritisieren, dass unhygienische Injektionsnadeln für den Großteil der HIV-Infizierten verantwortlich sind. Von den 670.000 HIV-positiven Kindern in Südafrika seien die meisten durch mangelnde Impfhygiene mit dem Virus infiziert worden. Einige der Kinder hätten das Virus von ihrer Mutter übertragen, die Zahlen liegen aber nach Ansicht der Forscher weit unter den bisher geschätzten Fällen. Das Forscherteam aus Tübingen hat die Erkenntnisse in der jüngsten Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Journal of Obstetics and Gynaecology" veröffentlicht.

"Injektionen sind bei afrikanischen Patienten sehr beliebt: Bei rund 90 Prozent der Arztbesuche werden sie verabreicht. Häufig sind die injizierten Medikamente unnötig und die Spritzen und Nadeln sind nicht-steril", so das Ergebnis der Forscher. Der häufige Irrglaube, dass das HI-Virus in erster Linie durch heterosexuellen Kontakt übertragen werde, werde dadurch entkräftet, meinen die Wissenschaftler. Die UN-Behörden warnen jedoch davor, diese Ergebnisse an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen: Sämtliche Kampagnen, die eine Verwendung von Kondomen propagieren, könnten dadurch hinfällig werden.

Die Wissenschaftler fordern rasche Schritte zur Schaffung besserer hygienischer Umstände in den zahlreichen Kliniken und Arztpraxen in Afrika. Neben einem höheren Standard sollte auch die Bevölkerung vor nicht-sterilen Injektionsnadeln gewarnt werden. Südafrika hat die höchste HIV-Population der Welt. Jeder Fünfte ist mit dem HI-Virus infiziert.

Am 06-05-2003

Aids-Medikamente gegen SARS

Ähnlicher Angriff

Medikamente, die derzeit zur Behandlung von Aids eingesetzt werden, könnten sich auch zur Behandlung von SARS eignen. Diese Behauptung stellt eine Forschergruppe der Universität von Hongkong gemeinsam mit dem Aids-Experten David Ho auf, nachdem sie entdeckte, dass das SARS-Virus offensichtlich ähnlich wie das Aids-Virus menschliche Zellen angreift. Als vielverprechend hätten sich nach vorangegangenen Labortests an SARS- Virenproben synthetische Peptide erwiesen. Die künstlich hergestellten und für das SARS-Coronavirus maßgeschneiderten Peptide schützten die Zellen vor einer Infektion. "Das SARS-Virus teilt mit dem HIV-Virus einige Merkmale", zitiert die Online-Ausgabe des Hongkong Standard den Mikrobiologen Malik Peiris von der Universität von Hongkong. Daher werde das bereits vorhandene Wissen über HIV den Kampf gegen das SARS-Virus unterstützen. Die Peptide seien aber nicht notwendiger Weise das Medikament für "heute oder den nächsten Monat", so Ho, wissenschaftlicher Leiter des Aaron Diamond Aids Research Centre in New York . Man sei aber mit den durch die Peptide erzielten Ergebnisse zweifellos zufrieden, obwohl es sich erst in der ersten Testphase befinde.

Hongkonger Ärzte behandeln SARS-Opfer bereits mit einem Medikamentencocktail aus dem antiviralen Medikament Ribavirin und Steroiden. Expertengruppen bezweifeln die Wirksamkeit der Behandlung. Der Cocktail solle neben Herz auch Lungen und Leber schädigen. Inzwischen wurde, wie die Regierung bekannt gegeben hat, die Behandlung modifiziert. Ribavirin wird zwar in der ersten Behandlungsphase weiterhin eingesetzt, in einigen Fällen werde aber nur der Proteasehemmer Kaletra beziehungsweise Kaletra in Kombination mit Ribavirin eingesetzt. In der zweiten Phase setze man vorwiegend auf Steroide, auch diese besitzen Nebenwirkungen. Die derzeit zur Diskussion stehenden Peptide zählen zu einer Gruppe von Aminosäuren, die im Aids- Medikament Fuzeon Einsatz finden. Sie haben den Nachteil, dass sie in der Herstellung sehr teuer sind.

Am 12-05-2003

Schutz vor Aids stagniert

Aufklärung

In Deutschland stagniert der Schutz vor Aids durch Kondome. Dies geht aus neuen Studienergebnissen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) hervor. Der Anteil der unter 45-jährigen Alleinlebenden, die immer, häufig oder gelegentlich Kondome nutzen, habe 1996 71 Prozent erreicht und sei seitdem nicht weiter angestiegen. Auch die Benutzung von Kondomen bei Personen mit mehreren Sexualpartnern, sowie bei Jugendlichen zwischen 16 bis 20 Jahren stagniere seit sechs Jahren. Allerding sei die Nahcfrage nach der Aids-Aufklärung unvermindert groß. Jene, die in den vergangenen zwölf Monaten eine neue Sexualbeziehung begonnen hatten, würden sich zu 75 Prozent vor HIV schützen, ebenfalls 75 Prozent hätten bei Urlaubsbekanntschaften immer Kondome benutzt. Bei spontanen Sexualkontakten mit unbekannten Partnern waren es 48 Prozent. Gegenüber dem Vorjahr sei jedoch keiner dieser drei Indikatoren weiter angestiegen. Als positiv vermerkt die Studie, dass sich gerade bei jüngeren allein lebenden Frauen der Kondombesitz etabliert habe.

Nach wie vor groß sei das Interesse der Bevölkerung an der Aids-Aufklärung. Bei den unter 45-jährigen Alleinlebenden ist das Interesse, wie man sich vor einer HIV-Infektion schützen kann, sogar von 71 Prozent 2001 auf 75 Prozent im darauf folgenden Jahr gestiegen. Auch die verstärkte Berichterstattung über Aids in den Medien in den vergangenen zwei Jahren werde als positiv vermerkt. Diese hätten ebenso wie das neu hinzukommende Engagement von privaten Fernsehanstalten das Bewusstsein über Aids gestärkt. "Die Studie zeigt, dass es uns gelungen ist, wieder mehr Menschen mit den Botschaften der Aidsaufklärung zu erreichen. Gleichzeitig reicht aber die Intensität der Information noch nicht aus, um den Gebrauch von Kondomen zum Schutz vor Aids weiter zu erhöhen", erklärt Elisabeth Pott, Direktorin des BZgA. Gerade in einer Zeit, in der sich die Aufmerksamkeit auf SARS konzentriert, dürfe nicht vergessen werden, dass weltweit Aids immer noch deutlich weiter verbreitet ist und deshalb eine große Bedrohung für die Bevölkerung darstellt.

Am 14-05-2003

Zu wenig Geld für Aids-Prävention

HIV-Infektion

Nicht einmal jeder Fünfte all jener, die sich in größter Gefahr einer Aids-Infektion befinden, hat eine Ahnung, wie man sich selbst vor einer Infektion schützen kann. Der Grund dafür ist laut dem aktuellen Bericht der Arbeitsgruppe "Global HIV Prevention Working Group", dass weniger als die Hälfte der notwendigen Mittel für die Aids-Prävention ausgegeben werden. Gleichzeitig seien weltweit die jährlichen Ausgaben zur Prävention drastisch gefallen. Laut Bericht wurden im Jahr 2002 insgesamt nur 1,9 Milliarden Dollar ausgegeben. Damit weitaus weniger als jene 5,7 Millarden Dollar pro Jahr, die laut Schätzungen von UNAIDS bis 2005 unbedingt notwendig seien. Bis 2007 sollen mit 6,6 Milliarden Dollar pro Jahr noch mehr Mittel zur Aids-Prävention nötig sein.

"Die Ressourcen werden dringend benötigt, aber bis dato haben viele Regierungen ihren Anteil nicht beigetragen", erklärt Drew Altman von der Arbeitsgruppe. Entwicklungsländer selbst leisteten - was auch wichtig sei - den größten finanziellen Beitrag für Aids-Programme, so Altman. Aber Industrieländer müssten viel mehr beisteuern. "Viele Regierungen leisten Beiträge in Größenordnungen, die man bei Privatstiftungen erwarten würde, aber nicht bei wohlhabenden Ländern", kritisiert Altman. Nach Schätzungen der Arbeitsgruppe haben Entwicklungsländer 2002 rund 782 Millionen Dollar zur Aids-Prävention beigetragen. Die Beiträge von NGOs und Stiftungen lagen bei 160 Millionen Dollar. Schlusslicht bildete die Weltbank mit 64 Millionen Dollar.

"Hätten wir vor zehn Jahren jenen Betrag gespendet, wie wir ihn heute zur Prävention einsetzen, würde es um die Hälfte weniger Neuinfektionen geben", erklärt Helene Gayle, Leiterin des weltweiten HIV/Aids-Programms der Bill & Melinda Gates Foundation. Damit hätten 90 Milliarden Dollar, die für die Betreuung der Aids-Opfer und Waisen ausgegeben werden, ersparen können. Werde nicht umgehend in die Prävention investiert, bedeutet dies höchstwahrscheinlich eine "HIV-Explosion" in Ländern wie China und Indien, so Gayle.

Am 14-05-2003

Fehlende Aids-Prävention wird teuer

HIV

Gelingt es den USA in den nächsten zwei Jahren nicht, die Zahl neuer HIV-Infektionen zu reduzieren, wird dies nicht nur menschliche Konsequenzen nach sich ziehen. Das Versagen könnte den USA bis zum Jahr 2010 mehr als 18 Milliarden Dollar kosten. Dies geht aus einer Studie an der Emory University hervor. Basierend auf der Kostenanalyse prognostiziert die Universität zusätzliche 130.000 HIV-Infektionen bis 2010, wenn bis 2005 die Reduktion von 50 Prozent nicht erreicht werde. Die Ergebnisse erscheinen in der Juni-Ausgabe der Fachzeitschrift "Journal of Acquired Immune Deficiency Syndrome". Das Centers for Disease Control and Prevention (CDC) hatte es sich im Januar 2001 das Ziel gesetzt, die Zahl der neuen HIV- Infektionen bis zum Jahr 2005 um die Hälfte zu senken. Im Geschäftsjahr hatte das CDC dafür ein HIV-Präventions-Budget von rund 692 Millionen Dollar zur Verfügung. Vorangegangene Studien hatten ermittelt, dass 300 bis 334 Millionen Dollar zusätzlich für jedes weitere Jahr nötig wären, um das Ziel zu erreichen. Die Beträge könnten für die Ausdehnung der HIV-Beratung und - Tests sowie Bildungs- und Präventionsprogramme eingesetzt werden. "Basierend auf der Annahme, dass die Investition in diese Programme die Zahl der HIV-Neu-Infektionen auf 20.000 pro Jahr senkt, würde dies der US-Wirtschaft bis 2010 18,4 Millionen Dollar ersparen", so Leiter David Holtgrave.

In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Neuinfektionen in den USA mit rund 40.000 pro Jahr aber konstant hoch geblieben. Epidemiologische Studien hätten ferner gezeigt, dass in Bezug auf HIV riskante Verhaltensweisen ebenso stiegen wie Geschlechtskrankheiten. Aufgrund dieser Faktoren erscheine es den Forschern "sehr wahrscheinlich, dass das HIV- Präventions-Ziel bis 2005 in den USA nicht erreicht wird." "Viele Menschen sind durch Botschaften zur HIV-Prävention etwas ausgebrannt. Genauso verhält es sich eben auch bei den staatlichen Investitionen in die Prävention," betont Holtgrave.

Am 06-06-2003

Einstellung der Spritzenvergabe in Haft wird teuer

AIDS und Hepatitis

Durch die Beendigung des Spritzentauschprogramms in niedersächsischen Haftanstalten muss dort mit einem Anstieg der HIV- und Hepatitisinfektionen gerechnet werden. Zu diesem Ergebnis kamen letzte Woche die Teilnehmer/innen einer Podiumsdiskussion, die gemeinsam von der Niedersächsischen Aids-Hilfe (NAH) und der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) in Hannover veranstaltet wurde. Hauptargument des Justizministeriums sind die Ergebnisse einer Untersuchung, die seit 5 Jahren existieren soll. Diese Untersuchung soll belegen, dass durch die Spritzentauschprogramme nicht mehr Infektionen vermieden werden als ohne dieses Angebot. "Schleierhaft bleibt, wie solche Ergebnisse erzielt wurden", erklärte Brigitte Litfin, Vorstandsmitglied der NAH. "Seit 20 Jahren sind die Infektionswege von HIV bekannt, der Gebrauch bereits benutzter Spritzen gehört dazu. Der Fachöffentlichkeit wurde diese Untersuchung auch nie präsentiert - die Gründe liegen auf der Hand."

Der Einladung waren Vertreter/innen des Justizministeriums, aus Medizin und Wissenschaft, vom Bundesverband der Eltern für akzeptierende Drogenarbeit und der AIDS-Hilfen gefolgt. Mit der Einstellung der Programme werden nicht nur - wie die Geschäftsführerin der Deutschen AIDS-Hilfe e.V., Hannelore Knittel, feststellt - den Gefangenen wichtige Schutzmöglichkeiten entzogen, die ihnen im Strafvollzugsgesetz garantiert sind; zu erwarten sind auch erhebliche finanzielle Konsequenzen, die auf eine kurzsichtige politische Entscheidung schließen lassen:

"Jede HIV-Infektion, die durch infizierte Nadeln weitergegeben wird, kostet die Gesellschaft pro Jahr und Patient etwa 25.000 Euro an Behandlungskosten, jede chronische Hepatitis C durch infizierte Spritzen 30.000 bis 50.000 Euro", erklärte Dr. Jörg Gölz, Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin. "Die Entscheidung geht zu Lasten der Versicherten, die die Kosten jeder weiteren HIV- und Hepatitisinfektion über ihre Beiträge zur Gesetzlichen Krankenversicherung zu finanzieren haben", so Dr. Konrad Cimander, Vorsitzender der KVN-Bezirksstelle Hannover und Vorsitzender der Qualitätssicherungskommission der KVN. "Warum diese Entscheidung auf Landesebene getroffen wurde, bleibt unverständlich, da sie zu keinerlei Einsparungen im Landeshaushalt führt."

Auch der Bundesvorsitzende des Elternverbandes für akzeptierender Drogenarbeit, Jürgen Heimchen, ist empört: "Das erfolgreiche Spritzentauschprojekt in Niedersachsen hat unsere Hoffnung gestärkt, dass Politik die Gesundheitsfürsorge auch für unsere Kinder in Haft ernst nimmt. Als Eltern erleben wir täglich aufs Neue ein grausames Wechselbad der Gefühle, nun kommt durch einen Gefängnisaufenthalt auch noch die erhöhte Angst vor einer HIV- oder Hepatitisinfektion hinzu. Unsere Kinder haben das Recht auf ein Überleben in Menschenwürde!"

Am 23-06-2003

Marodes Gesundheitssytem begünstigt HIV-Erkrankungen

Aids-Konferenz in Singapur

Eine Warnung vor einer wahren Aids-Epidemie hat die Direktorin des US-Centers for Disease Control and Prevention an die beiden bevölkerungsreichsten Staaten Asiens, China und Indien, gerichtet. Das Potenzial der weiteren starken Ausbreitung der Immunschwächekrankheit in Asien sei gegeben, so Julie Gerberding bei einer Aids-Konferenz in Singapur. Nach Berichten von BBC Online sieht die Expertin ähnliche Voraussetzungen wie in Afrika vor Jahrzehnten. Grund für die Annahme der Expertin sei das schwach entwickelte Gesundheitssystem in diesen Staaten. Neben Indien und China sei die Aids-Gefahr auch in Kambodscha relativ hoch. Allein in China sind derzeit mindestens eine Million Menschen an Aids erkrankt. Experten warnen davor, dass bis zum Ende der Dekade die Zahlen bei zehn Millionen liegen könnten. Die meisten infizierten sich mit gebrauchten Nadeln von Injektionen und nach der Verabreichung von verunreinigten Blutkonserven. In Indien gehen die Schätzungen der Aids-Fälle sogar an die vier Miollionen. Diese Zahlen könnten bis 2010 bis auf 25 Millionen ansteigen warnen Experten. Auch Kambodscha ist von der Immunschwächekrankheit stark betroffen: 2,6 Prozent der Kambodschaner, etwa 160.000, sind heute HIV-positiv.

Gerberding warnt davor, dass gerade in diesen Staaten, in denen die Gesundheitssysteme schwach und der Level der Volksgesundheit niedrig seien, sich Aids in einem unwahrscheinlichen Tempo ausbreite. Ohne Intervention sei die Katastrophe vorbestimmt. "Wir sind wirklich globalisiert, wenn eine einzelne Person in einem Land gefährdet ist, ist jeder gefährdet", so die Expertin, die mit den asiatischen Gesundheitsbehörden über eine mögliche technische Unterstützung zur Verhinderung einer Katastrophe berät.

UNAIDS hat derweil bekannt gegeben, dass weltweit 42 Millionen Menschen HIV-positiv sind, 29,4 Millionen davon allein in Afrika . Insgesamt habe die Erkrankung bisher etwa 25 Millionen Todesopfer gefordert. Bei gleichbleibenden Vorzeichen würden bis 2020 70 Millionen Menschen der heimtückischen Erkrankung zum Opfer gefallen sein.

Am 07-07-2003

Zu wenig Geld gegen Aids

Internationale Aids-Konferenz

Bei der Internationalen Aids-Konferenz in Paris sind die Defizite in den Kassen der weltweiten Fonds zur Bekämpfung der Immunschwächekrankheit, TBC und Malaria bekannt gegeben worden. Nach Angaben des US-Staatssekretärs Tommy Thompson beträgt das finanzielle Defizit rund 800 Millionen Dollar. An einem runden Tisch sollen Gesundheitsministern afrikanischer Staaten, die Direktoren von WHO und UNAids sowie Vertretern der südafrikanischen Treatment Action Campaign mit Thompson über das weitere Vorgehen beraten. Allein in Afrika sind nach Angaben der UNAids 60 Millionen Menschen an Aids erkrankt. Der globale Aidsfonds wurde vor drei Jahren gegründet, um die Immunschwächekrankheit sowie TBC und Malaria effektiv zu bekämpfen. Die drei Erkrankungen fordern in den Ländern der Dritten Welt die meisten Menschenleben. Im ersten Jahr nach der Gründung sei der Fonds noch ausreichend gefüllt gewesen, allerdings hätten die Organisatoren den Überblick über die finanzielle Situation gänzlich verloren, so die Kritik. Derzeit verfügt der Fonds über eine Summe von etwa 300 Millionen Dollar. Allerdings kosteten einige Projekte, die bereits begonnen wurden, wesentlich mehr. Präsident George Bush hat angekündigt, dass er dem Fonds eine Milliarde Dollar zahle, wenn sich auch die EU mit einer Zahlung in der gleichen Höhe beteilige.

Experten glauben aber nicht, dass es zur Zahlung der Summe kommen werde. Aktivisten kritisierten schon im Vorfeld mangelndes Engagement der westlichen Welt bei der Bekämpfung der Krankheiten der Entwicklungsstaaten. Auch Wissenschaftler schließen sich den Forderungen der Aktivisten an. Sie fordern mehr Geld, damit die Medikamente, die sie entwickelt haben, auch tatsächlich für alle leistbar sind.

Am 17-07-2003

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