Seit Montag ist der Streiks auf Berlin und Brandenburg ausgeweitet worden. 10000 Metaller in 25 Betrieben lassen dort die Arbeit ruhen. Damit wuchs die Kritik an der Haltung der IG Metall. Arbeitgeber, Wirtschaftspolitiker und Ökonomen warnten am Wochenende nachdrücklich vor den Folgen eines langen Arbeitskampfes für den Aufschwung.
Unterdessen wies Gesamtmetall-Chef Martin Kannegiesser einen "Spiegel"-Bericht zurück, wonach ein Einigungversuch an den Arbeitgebern gescheitert sei. Der Chef des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Horst Siebert, kritisierte das Verhalten der Gewerkschaften. "An die Arbeitslosen denken die Gewerkschaften bei diesem Streik anscheinend nicht", sagte Siebert der "Bild am Sonntag". Der Streik verzögere unnötig den Konjunkturaufschwung. Dagegen zeigt der Wirtschaftsweise Jürgen Kromphardt Verständnis für die Ausdehnung der Streiks. Die Wahl der geeigneten tarifpolitischen Instrumente sei Sache der Gewerkschaften, sagte Kromphardt der "Berliner Zeitung".
Deutliche Kritik an dem Arbeitskampf kommt erstmals auch aus dem Regierungslager. Ein andauernder Streik wirke sich negativ auf den Standort Deutschland aus und ziehe "großen volkswirtschaftlichen Schaden nach sich", sagte der SPD-Wirtschaftspolitiker Uwe Jens der "Welt am Sonntag". Grünen-Finanzexpertin Christine Scheel forderte die Tarifparteien auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. "Alle Wirtschaftsdaten weisen drauf hin, dass es langsam aufwärts geht. Ein Streik wirkt da kontraproduktiv", sagte sie dem Blatt.
Unterdessen setzen die Metall-Arbeitgeber in Berlin und Brandenburg auf eine Schlichtung des Tarifstreits. Es sei "ein Gebot der wirtschaftlichen Vernunft, den volkswirtschaftlichen Schaden nicht noch größer werden zu lassen", sagte der Verhandlungsführer des Verbandes der Metall- und Elektroindustrie in Berlin und Brandenburg (VME), Roland Fischer, der Berliner Morgenpost (Montagausgabe). Ein neues Angebot der Arbeitgeber werde es aber nicht geben. Die IG Metall fordert für die 3,6 Millionen Beschäftigten der deutschen Metall- und Elektroindustrie bundesweit 6,5 Prozent mehr Lohn und Gehalt. Die Arbeitgeber haben bislang Einkommenserhöhungen von 3,3 Prozent sowie eine Einmalzahlung in Höhe von 190 Euro angeboten.