Auch Deutschland sei Ziel der Kinderhändler, sagte Boris Scharlowski, der die Internationale terre des hommes-Kampagne gegen Kinderhandel in Deutschland koordiniert. So seien im vergangenen Jahr an der deutsch-tschechischen Grenze 1150 Fälle von Kinderprostitution bekannt geworden. In den Großstädten gebe es das Problem der so genannten "Klaukinder". Für 250 bis 500 Euro kauften Händler Kinder etwa in Nordostrumänien und leiteten sie zum Diebstahl in Deutschland an, wobei die Kinder pro Tag geschätzt rund 1000 Euro erbeuteten. In Berlin habe die Polizei im vergangenen Jahr 250 solche Kinder bis zu 14 Jahren festgenommen, die wegen ihres Alters noch nicht strafmündig waren.
Da Deutschland einen Vorbehalt gegen den Artikel 22 der Kinderrechtskonvention hat, werden solche Kinder als Illegale behandelt. Nötig sei jedoch ein "Perspektivwechsel, dass gehandelte Kindern nicht als Täter, sondern als Opfer wahrgenommen werden müssen", betonte Scharlowski. Bislang würden Kinder bis 16 Jahren zwar versorgt, aber es gebe etwa keine Schulpflicht. Kindern über 16 Jahren drohe die Abschiebung in ihr Heimatland, sofern sie nicht einen Asylantrag stellen. Die Kinder benötigten jedoch die gleichen Rechte wie einheimische Kinder, damit sie aus dem Teufelskreis des Kinderhandels ausbrechen könnten.