"Mädchen werden mit dem Alter flexibler", wie die Studienautorin Betty Repacholi im Fachmagazin Sex Roles berichtet. Buben klebten förmlich an ihren "maskulinen" Instrumenten. "Es ist erstaunlich, wie schwer es ihnen fällt, ein Instrument zu wählen, das als weiblich gilt", ergänzt Repacholi. Wie sich diese Stereotypen entwickeln ist allerdings unklar. Möglicherweise liegt es an der Größe, der Form oder am Klang des Instruments, so die Expertin, die diese "weiblich" oder "männlich" machen. Die geschlechtsabhängigen Präferenzen sind bereits seit den 70er Jahren bekannt, was die Forscher bewog der Frage nachzugehen, ob nach drei Jahrzehnten der Emanzipation auch heute noch derartige Stereotypen bei Kindern zu finden sind.
Zur Beantwortung dieser Frage testete Repacholi zusammen mit Samantha Pickering von der University of Sydney 600 Kindergarten-Kinder und Kinder der vierten Schulstufe. Für die Studie wählten sie acht Instrumente, die von Erwachsenen in den USA, England und Australien einer Geschlechterrolle zugeordnet werden. So gelten Flöte, Violine, Klarinette und Cello als feminine, Schlagzeug, Saxophon, Trompete und Posaune als maskuline Instrumente. Anschließend wurde einer Gruppe von Kindern Filme gezeigt, in denen ältere Schüler eines der acht Instrumente gemäß ihrem Geschlecht spielten. Die zweite Gruppe sah Videofilme, bei denen die Schüler das Instrument des "anderen" Geschlechts spielten. Die Kontrollgruppe sah die Solisten nicht.
Fragten die Forscher anschließend nach dem Instrument, das die Kinderam liebsten lernen würden, antworteten hauptsächlich jene der ersten (Stereotypen-Gruppe) und der Kontrollgruppe gemäß der von den Erwachsenen gefundenen Stereotypen. Eine abweichende Tendenz zeigte sich bei Mädchen der vierten Schulstufe. Rund 70 Prozent wählten ein "männliches" Musikinstrument, Buben zeigten sich von "weiblichen" Instrumenten dagegen wenig beeindruckt. "Kindergartenkinder halten Steretoypen wahrscheinlich für Regeln und nicht für gesellschaftliche Konventionen", schätzt Repacholi. Die Studie bestätige, dass auf Buben noch immer der Druck lastet, als maskulin gelten zu müssen. "Ein kleiner Junge wird alles tun, um nicht weiblich zu wirken", resümiert die Forscherin.