KirchMedia bündelt das lukrative Kerngeschäft des Kirch-Konzerns: Rechtehandel, Sport, Free-TV, Produktion und Filmtechnologie. Dazu gehören unter anderem auch die Sendergruppe ProSiebenSat.1, ein legendäres Filmarchiv sowie die Übertragungsrechte für die Fußballweltmeisterschaften 2002 und 2006. Die Gläubigerbanken (HypoVereinsbank, Bayrische Landesbank, DZ Bank, Commerzbank) wollen laut Medienberichten in Kürze eine Auffanglösung mit neuen Investoren präsentieren.
Die Investorengruppe um Murdoch und Berlusconi, die 21 Prozent an KirchMedia hält, hatte sich bis zuletzt geweigert, sich - wie von den Banken gefordert - an einem Überbrückungskredit in der Höhe von mindestens 150 Mio. Euro zu beteiligen. Zu den Minderheitsgesellschaftern gehören auch der saudische Prinz Al-Walid, die Bank Lehman Brothers sowie die US-Investmentgruppe Capital Research. Neben KirchMedia hält Kirch auch die Mehrheit an der Formel 1-Holding SLEC sowie 40 Prozent am Axel Springer Verlag. Insgesamt sind im Kirch-Konzern rund 10.000 Mitarbeiter beschäftigt.
Die Gläubigerbanken wollen das Kerngeschäft der insolventen KirchMedia GmbH & Co KGaA erhalten. Ziel des Insolvenzverfahrens sei die Entwicklung eines tragfähigen Konzeptes für eine neue KirchMedia und der Erhalt des "wesentlichen Teils" der rund 5500 Arbeitsplätze, sagte der Sprecher der vier Gläubigerbanken, Wolfgang Hartmann von der Commerzbank, am Montag in München vor der Presse. Die Banken seien bereit, notwendige Massenkredite bereit zu stellen. Nötig seien aber auch "substanzielle Beiträge" der bisherigen Investoren der KirchMedia. In den nächsten zwei bis drei Monaten solle ein Auffangkonzept ausgearbeitet werden.
Verwirrung stifteten unterschiedliche Angaben über einen Insolvenzantrag für die KirchPayTV. Van Betteray hatte am Nachmittag gesagt, für das defizitäre KirchPayTV werde "in diesen Minuten" beim Amtsgericht München ein Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Eine Sprecherin der KirchPayTV GmbH & Co KGaA in Ismaning dementierte dies jedoch. Allerdings könne die Gesellschaft über die weiteren zeitlichen Entwicklungen derzeit keine Aussagen treffen. Ein Sprecher des Amtsgerichts sagte, es sei am Montag bis Dienstschluss kein Insolvenzantrag von KirchPayTV eingegangen.
Welche Folgen die Insolvenz des Unternehmens für den Gesamtkonzern hat, ist noch unklar. Die börsennotierte ProSiebenSat.1 Media AG, in der die Fernsehsender ProSieben, Sat.1, Kabel 1 und N24 zusammengefasst sind, ist den Angaben zufolge nicht direkt betroffen. Die Senderfamilie sei ein eigenständiges, finanziell unabhängiges Unternehmen, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Die Geschäfte würden "wie gehabt weitergeführt". KirchMedia hält 52,5 Prozent am Grundkapital der Aktiengesellschaft.
Unterdessen teilte ein Sprecher der Dresdner Bank mit, ein fälliger Kredit an die KirchGruppe werde zunächst nicht zurückgefordert. Die British Sky Broadcasting Group (BSkyB) des Medienunternehmers Rupert Murdoch will an ihrer Put-Option beim Bezahlfernsehen der KirchGruppe hingegen festhalten. Das teilte das Unternehmen in London mit. BSkyB hält eine Verkaufs-Option für ihren 22-Prozent-Anteil am Kirch-Bezahlfernsehsender Premiere im Wert von 1,7 Milliarden Euro, die im Oktober ausgeübt werden kann.
Hohe Wellen schlägt die Insolvenz der KirchMedia auf politischer Ebene. Schröder sagte in Berlin, die Kirch-Insolvenz beweise die "wirtschaftliche Inkompetenz" der bayerischen Regierung. Stoiber versuche, jede Form von Verantwortung zu "verwischen". Wenn der Insolvenzverwalter die Hilfe der Bundesregierung für nützlich halte, werde diese ihren Beitrag leisten: "Was bei Holzmann richtig war, ist bei 10 000 Arbeitsplätzen auch bei Kirch richtig", betonte Schröder. Die bayerische SPD wertet die Kirch-Insolvenz als "Totalschaden für die bayerische Medienpolitik".