DIE Internet-Zeitung
Kirchliche Initiative

"Ökumenischer Friedensdienst" für Palästina und Israel

Am

Fünf kirchliche Organisationen haben einen Ökumenischen Friedensdienst in Palästina und Israel (ÖFPI) ins Leben gerufen. Eine Gruppe von "Begleitern" soll in die Konfliktregion reisen und dort gemeinsam mit ökumenischen Begleitern aus anderen Ländern gewaltfreie Friedensinitiativen und -aktionen unterstützen, die das Ziel haben, die Besatzung der palästinensischen Gebiete zu beenden. Eine weitere wichtige Aufgabe soll sein, über Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen internationales Recht zu berichten.


Die Organisationen Evangelischer Entwicklungsdienst (EED), Brot für die Welt sowie die katholische Organisation Pax Christi, das Evangelische Missionswerk in Südwestdeutschland (EMS) und das Evangelische Missionswerk in Deutschland (EMW) beteiligen sich damit an einem Programm des Ökumenischen Rates der Kirchen in Genf, der im Rahmen der Dekade zur Überwindung von Gewalt den israelisch-palästinensischen Konflikt in diesem Jahr zum Schwerpunkt seiner Arbeit gemacht hat.

Ziel dieses Programms ist es, die Gewalt der Besatzung und das brutale Vorgehen gegen die Zivilbevölkerung sichtbar zu machen und Aufklärungsarbeit in den Heimatländern der Friedensaktivisten zu leisten. Damit soll die Solidarität mit israelischen und palästinensischen Friedensgruppen zum Ausdruck gebracht werden. Außerdem sollen christliche Gemeinden und Kirchen in Palästina durch die internationale Präsenz gestärkt werden.

Die Mitarbeitenden des Friedensdienstes werden zwischen drei und zwölf Monate bei Kirchen und Menschenrechtsorganisationen mitarbeiten. Geplant ist, dass im Juni die ersten ökumenischen Begleiter ausreisen können. Die fünf Organisationen folgen mit ihrer Initiative dem Ruf der palästinensischen Kirchen, nicht länger nur Erklärungen abzugeben, sondern Schritte konkreter Solidarität zu unternehmen.

"Angesichts der militärischen Eskalation in Palästina und Israel können und dürfen die Kirchen sich nicht zurückhalten, für eine universale Geltung der Menschenrechte und für Gerechtigkeit aktiv zu werden. Der Ökumenische Friedensdienst soll helfen, die öffentliche Aufmerksamkeit auf das zu lenken, was selten im Rampenlicht der Medien steht - auf Initiativen der Zivilgesellschaft und der Kirchen, die sich für friedliche Lösungen engagieren", so EED-Vorstandsmitglied Monika Huber, Leiterin des Ressorts Internationale Programme.

Gewalt in Palästina überschattet Friedensdemos

Ostermärsche

Die Spirale der Gewalt in Israel/Palästina hat die Osteraktionen der Friedensbewegung überschattet. Bei allen Veranstaltungen wurde die Besetzung der palästinensischen Autonomiebehörde und die Isolation Arafats scharf verurteilt, die Rückkehr zu Verhandlungen gefordert und Solidarität mit den israelischen und palästinensischen Friedensgruppen zum Ausdruck gebracht. Die Eskalation zum offenen Krieg bringe auch für das israelische Volk nicht mehr, sondern weniger Sicherheit, betonte das Bonner Netzwerk Friedenskooperative. Shalom und Sharon gingen offensichtlich nicht zusammen. Israel/Palästina ist für die Gruppen der Friedensbewegung auch das deutlichste Beispiel dafür, dass Krieg generell eine falsche und kontraproduktive Antwort auf Terrorismus ist, die nur neuen Hass und neuen Terror erzeuge. Gemeinsam mit der Bewegung der GlobalisierungskritikerInnen werden Wege gesucht, die weltweite Gewaltspirale zu durchbrechen. Erinnert wurde bei den Osteraktionen an die Notwendigkeit, den 11. September 2001 als Zäsur für eine neue Politik zu begreifen, eine gerechtere Weltwirtschaftsordnung aufzubauen und die sozialen Folgen der Globalisierung zu mildern. Westliche Politik müsse sich um Prävention, zivile Konfliktbearbeitung und Entwicklung bemühen und auf militärische Intervention verzichten.

Beobachtet wird das Gegenteil. Der Terrorismus sei nur noch Vorwand, um Südostasien aufzurollen und die Gas- und Ölinteressen militärisch durchzusetzen - bis hin zum Einsatz von Atomwaffen ("Mini-Nukes"). Friedensorganisationen warnen vor den Kriegsplanungen gegen Irak und fordern eine Absage der Bundesregierung an jede Art der Beteiligung und den sofortigen Abzug der Bundeswehr-Spührpanzer aus Kuweit.

Die Friedenskooperative zieht eine positive Bilanz der Aktionen. Bei den Ostermärschen habe sich eine neu formierende Bewegung gegen die derzeitigen und drohenden Kriege gezeigt und das Image der "in die Jahre gekommenen" unattraktiven Veteranenbewegung abgestreift. Die sich neu entwickelnde Bewegung klage zu Recht den Bankrott rot-grüner Außenpolitik und der gesamten politischen Kaste an, formuliere die Alternativen zum Militär als Mittel der Politik und ermuntere die Politiker-verdrossenen Mitbürgerinnen und Mitbürger, sich einzumischen, Demokratie zu wagen und Mitwirkung an den politischen Entscheidungsprozessen einzufordern, so das Fazit.

Am 01-04-2002

Verheerende Situation in Ramallah

Kirchenverbände: Verheerende Situation in Ramallah

Ramallah ist eine Stadt im zentralen Westjordanland, etwa 10 Kilometer nördlich von Jerusalem gelegen. Sie fungiert als de facto Verwaltungshauptstadt der Palästinensischen Autonomiegebiete, obwohl der endgültige Status der Stadt ein zentraler Streitpunkt im israelisch-palästinensischen Konflikt ist. Ramallah hat eine lebendige Kulturszene mit Theatern, Kunstgalerien und Musikveranstaltungen. Außerdem beherbergt sie mehrere internationale Organisationen und diplomatische Missionen. Die Fläche von Ramallah beträgt ungefähr 16 Quadratkilometer, und die Bevölkerungszahl liegt je nach Quelle zwischen 27.000 und 40.000 Einwohnern.

Ist Ramallah die Hauptstadt von Palästina?

Ramallah ist die de facto Verwaltungshauptstadt der Palästinensischen Autonomiegebiete. Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass der endgültige Status von Ramallah und die Frage, ob sie offiziell als Hauptstadt Palästinas anerkannt wird, ein zentraler Streitpunkt im israelisch-palästinensischen Konflikt sind. Viele Palästinenser betrachten Jerusalem als die Hauptstadt ihres zukünftigen Staates, während Israel Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt betrachtet.

Was befeutet Ramallah

Der Name "Ramallah" stammt aus dem Arabischen. Es wird angenommen, dass er aus zwei Wörtern besteht: "Rām" und "Allāh". "Rām" könnte sich auf einen Ort oder eine Höhle beziehen, während "Allāh" das arabische Wort für Gott ist. Insgesamt könnte "Ramallah" also "Höhe Gottes" oder "Höhe Allahs" bedeuten, wobei die genaue Bedeutung umstritten ist.

Wie hieß Palästina früher?

Palästina war historisch ein Gebiet, das verschiedene Namen und Bezeichnungen hatte, abhängig von den verschiedenen Herrschaften und Perioden der Geschichte. In der Antike wurde es oft als "Kanaan" bezeichnet. Unter römischer Herrschaft wurde es als "Provincia Syria Palaestina" bekannt, was auf die Philister zurückzuführen ist, eine der antiken Völker, die in der Region lebten. Im Laufe der Geschichte wurden verschiedene Namen verwendet, einschließlich "Filastin" in arabischer Sprache und "Palestina" in europäischen Sprachen.

Wer lebt in Ramallah?

In Ramallah leben hauptsächlich Palästinenser, sowohl Muslime als auch Christen. Es ist eine multikulturelle Stadt, die eine Vielzahl von Menschen aus verschiedenen Regionen und Hintergründen beherbergt. Neben den Einheimischen beherbergt Ramallah auch eine beträchtliche Anzahl von internationalen Arbeitnehmern, Diplomaten und Mitarbeiter von Nichtregierungsorganisationen, die in der Stadt tätig sind.

Kirchenvertreter aus <a href="/tags/israel/">Israel</a> und Palästina klagen über Gewalt gegen Zivilisten beim Vorgehen der israelischen. George Kopti, Priester der Anglikanischen Gemeinde in Ramallah berichtete, dass viele Menschen in Ramallah kein Wasser und keine Elektrizität mehr hätten. Generell gelte eine Ausgangssperre für alle Menschen. Deswegen könne das staatliche Krankenhaus die Toten nicht beerdigen. Er selbst sei zu einer Beerdigung gerufen worden, hätte aber sein Haus nicht verlassen dürfen.

Außerdem komme es immer wieder zu entwürdigenden Szenen. Junge unbewaffnete Palästinesner müssten sich inströmendem Regen ausziehen und durchsuchen lassen, berichtete Kopti. Dr. Sumaya Farhat-Naser, Professorin der Birzeit-Universität bei Ramallah berichtete, dass israelische Soldaten den palästinensischen Sender "Watan" besetzt hätten und über seinen Kanal pornografische Filme ausgestrahlt hätten.

Bischof Riah Abu El Assal von der Anglikanischen Kirche in Jerusalem und dem Mittleren Osten berichtete in einem Brief von einer amerikanishe Bürgerin von Ramallah, Stephanie Koury. Sie sei von zehn Soldaten, die ihr Haus durchsuchten, grundlos gedemütigt worden. Sie hätten die letzten Lebensmittel aufgegessen und von ihr verlangt, sie zu massieren. Einen Nachbarjungen hätten sie in die Knie gezwungen und ihm ein Gewehr gegen den Kopf gerichtet. Als sie das Haus verliessen, hätten sie ihr Auto mit dem Panzer zerstört. Bischof El-Assal berichtete weiter, dass er sich am Ostermontag vergeblich bemüht habe als Vermittler nach Ramallah zu gelangen.

Der Prior der Benediktinerabtei Hagia Maria Sion in Jerusalem, Thomas Geyer, ruft alle Kirchen in Jerusalem zu einem Friedensläuten auf. Angesichts der steigenden Gewalt könne man nicht länger schweigen.

Olivenproduktion Ramallah

Die Olivenproduktion in Ramallah und im Westjordanland insgesamt ist eine bedeutende wirtschaftliche Aktivität. Die Region ist für ihre hochwertigen Oliven und Olivenöl bekannt. Olivenbäume sind ein charakteristisches Merkmal der Landschaft und spielen eine wichtige Rolle im agrarischen Sektor. Die Erntezeit der Oliven, die im Herbst stattfindet, ist ein wichtiger Zeitpunkt im Jahreskalender vieler Bauern in Ramallah und Umgebung. Die Oliven werden entweder zur Ölgewinnung oder zum Verzehr verwendet, und die Olivenölproduktion ist ein wichtiger Wirtschaftszweig, der sowohl für den lokalen Verbrauch als auch für den Export von Bedeutung ist.

Am 03-04-2002

Ärzte gegen Präimplantationsdiagnostik und Krieg in Palästina

105. Deutscher Ärztetag

Für ein Verbot der Präimplantationsdiagnostik (PID) hat sich am Wochenende der 105. Deutsche Ärztetag in Rostock ausgesprochen. Die Bundesärztekammer soll sich im Rahmen anstehender gesetzlicher Regelungen für ein solches Verbot einsetzen. So verständlich und beachtenswert der Wunsch von Eltern mit genetischen Vorbelastung auf ein gesundes Kind sei, könne aber die PID nicht als gesellschaftlich akzeptiertes Verfahren zur Lösung des Problems angesehen werden. Der Hauptzweck dieser genetischen Diagnostik vor Einpflanzung des Embryos in die Gebärmutter sei ausschließlich die Selektion. "Das Verfahren ist immer mit der Tötung embryonalen menschlichen Lebens, nämlich dem, was nicht als gesund oder als wünschenswert definiert ist, verbunden", heißt es in dem Beschluss des Ärztetages. Inzwischen seien weltweit mehrere Fälle bekannt, bei denen durch künstliche Befruchtung und anschließende PID Schwangerschaften herbeigeführt wurden, um kranke Geschwisterkinder zu heilen. "Diese Beispiele zeigen, dass die Einwände der PID-Kritiker, nämlich grundlegender Wertewandel und Paradigmenwechsel in der Reproduktionsmedizin mit schwerwiegenden gesellschaftlichen Auswirkungen, berechtigt sind", erklärte das Ärzteparlament.

Nach dem Tod eines 19-jährigen verdächtigen Drogendealers in Hamburg hat der 105. Deutsche Ärztetag in Rostock entschieden die gewaltsame Verabreichung von Brechmitteln kritisiert. Die gewaltsame Vergabe solcher Mittel über eine Magensonde stelle ein nicht unerhebliches Risiko dar. "Beweissicherungsmaßnahmen sind staatliche Maßnahmen, zu deren Teilnahme Ärzte nicht gezwungen werden können. Ärzte beteiligen sich nicht an Maßnahmen der Gewaltanwendung", erklärten die Delegierten. Die deutsche Ärzteschaft unterstütze die staatliche Verfolgungsbehörden bei zulässigen körperlichen Untersuchungen, wenn sie für das Verfahren von Bedeutung sei. Eingriffe seien aber nur ohne Einwilligung des Beschuldigten zulässig, wenn kein gesundheitlicher Nachteil zu befürchten sei.

Des weiteren haben die Delegierten eine Beendigung der Kampfhandlungen zwischen Israel und Palästina gefordert. Weder terroristische Selbstmordanschläge noch die militärische Eskalation der anderen Seite könne dauerhaften Frieden für die Region bringen. Aus ärztlicher Sicht könne nicht hingenommen werden, dass Ärzte und Sanitäter in ihrer Arbeit behindert, beschossen oder gar getötet werden. Die Gesundheitsversorgung weiter Teile der palästinensischen Bevölkerung dürfe nicht unterbrochen werden. Der Ärztetag regte an, nach Einstellung der Kampfhandlungen den Aufbau einer gemeinsamen Gesundheitsversorgung zu fördern. Von der Bundesregierung forderten die Delegierten zudem einen massiven Ausbau der Hilfen für effektive Gesundheitssysteme der so genannten Dritten Welt als Beitrag zur Bekämpfung von Gewalt und Ungerechtigkeit.

Auf das Schärfste haben die Delegierten des 105. Deutschen Ärztetages in Rostock die genitale Verstümmelung von Mädchen verurteilt. Dieses Delikt wird in Deutschland strafrechtlich als Körperverletzung verfolgt. Um die betroffene Patientinnen angemessene behandeln zu können, sind Diagnose- und Therapieschlüssel notwendig, um die ärztliche Leistungen wahrheitsgemäß zu dokumentieren und zu honorieren.

Der 105. Deutsche Ärztetag hat die Arbeitgeber von Bund, Ländern und Gemeinden aufgefordert, das Urteil des Europäischen Gerichtshofes vom Oktober 2000 zur Arbeitszeit bei den laufenden Tarifverhandlungen zu berücksichtigen. Das Urteil habe die gesamte Anwesenheit eines Arztes während eines Bereitschaftsdienstes im Krankenhaus eindeutig als Arbeitszeit und nicht als Ruhezeit definiert. Das Urteil sei eine Chance, die Auswüchse bei den überlangen Arbeitszeiten zu beenden, den Wert ärztlicher Arbeit neu zu bewerten und gegen die Ausbeutung der Ärzte in den Krankenhäusern vorzugehen. Mit den notwendigen Veränderungen des Tarifrechts forderten deshalb die Delegierten, jetzt die gesetzlichen Voraussetzungen zur Finanzierung dieser zusätzlichen Personalkosten zu schaffen. Deshalb müssten bei der

Kalkulation der Fallpauschalen im Krankenhaus diese notwendigen Personalkosten berücksichtigt werden.

Am 03-06-2002

Eine Selbstdarstellung der Palästinensische Befreiungsorganisation PLO

Palästina

ngo-online dokumentiert im Wortlaut eine Selbstdarstellung der PLO mit dem Titel "Die Palästinensische Befreiungsorganisation". Am 28. Mai 1964 wurde in Jerusalem auf Initiative der Arabischen Liga die Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO) gegründet. Unter dem Vorsitz von Ahmad Shuqairi verabschiedeten 422 Delegierte - überwiegend Notabeln und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens - die Nationalcharta, die die Grundlagen der palästinensischen Identität erstmals formulierte und gaben der PLO im "Grundgesetz" einen vorläufigen organisatorischen Rahmen. Der Palästinensische Nationalrat (PNR), das Exekutivkomitee, der Nationalfond und die Palästinensische Befreiungsarmee (PLA) entstanden, aufgebaut nach demokratischen Regeln, die eine Konsensfindung auferlegten. Bis 1968 blieb die PLO unter der Führung von Ahmad Shuqairi ein Forum für die traditionelle palästinensische Elite - die revolutionären Widerstandsbewegungen und deren Forderung nach bewaffnetem Kampf fanden zunächst nur wenig Gehör.

Die Niederlage der arabischen Streitkräfte im Sechs-Tage-Krieg änderte dies grundlegend. Innerhalb der PLO vollzog sich ein Machtwechsel. Nun wurden die Widerstandsbewegungen - neben Fatah, als stärkster Fraktion, die aus dem BdAN hervorgegangene "Volksfront zur Befreiung Palästinas" (PFLP, George Habash), die von ihr abgespaltene "Demokratische Front" (DPFLP, Naif Hawatmeh), Saiqa (syrisch) und die Arabische Befreiungsfront (irakisch) innerhalb der PLO tonangebend. Im Juli 1968 beschloß der Palästinensische Nationalrat die Änderung der PLO-Charta und die Aufnahme des bewaffneten Kampfes bis zur Befreiung Gesamtpalästinas. Zudem gründete die PLO eine Vielzahl von Organisationen, die die grundlegende medizinische und schulische Versorgung des palästinensischen Volkes zu sichern versuchten und schuf quasi-Regierungsstrukturen, die sich mit den Bereichen internationale Beziehungen, internationale Sicherheit, militärische Operationen, Finanzen, Information, etc. befaßten. Rund ein Jahr später, im Februar 1969, wurde Yassir Arafat zum Vorsitzenden des Nationalrates und des Exekutivkomitees gewählt. Mit dem Wandel der PLO zu einer revolutionären, ausschließlich die palästinensischen Interessen verfolgenden Befreiungsorganisation gewann das palästinensische Volk nicht nur seine Stimme, seinen Mut und seine Würde zurück, sondern auch eine nationale Identität im Kampf um die Befreiung Palästinas.

Wenige Jahre später, Anfang Juni 1974, verabschiedete der Palästinensische Nationalrat auf seiner 12. Sitzung das "10-Punkte-Programm", welches zentrale Bedeutung besitzt, da es die Etablierung einer staatlichen Autorität auf jedem Stück befreiten Bodens fordert und die Abkehr von der Befreiung Gesamtpalästinas impliziert. Am 14. Oktober des gleichen Jahres wurde die PLO von der Generalversammlung der Vereinten Nationen als alleinige Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt (Resolution 3210), das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung und nationale Unabhängigkeit wurde betont (Res. 3236) und die PLO erhielt Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen (Res. 3237). Einen Monat zuvor hatte die Arabische Liga auf ihrer Konferenz von Rabat die PLO als einzige legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes anerkannt. Seit diesem Zeitpunkt verfolgte die PLO zur Erreichung ihres Zieles verstärkt politische und diplomatische Strategien, wenn auch dem bewaffneten Kampf erst mit Beginn des Friedensprozesses eine Absage erteilt wurde.

Am 31. Juli 1988 gab König Hussein von Jordanien in einer Fernsehansprache seinen seit Beginn der 50er Jahre erhobenen Souveränitätsanspruch über die Westbank und Ostjerusalem auf (Fakk al-Irtibat). Wenige Tage später schon erklärte die PLO, daß sie die Verantwortung für die besetzten palästinensischen Gebiete übernehmen werde. Schließlich proklamierte der Palästinensische Nationalrat auf seiner 19. Sitzungsperiode am 15. November in Algier den unabhängigen Staat Palästina mit Jerusalem als Hauptstadt. Darüber hinaus erkannte der Nationalrat den UN-Teilungsplan von 1947 (Res. 181) an, erteilte dem Terrorismus eine Absage und erklärte sich zur Aufnahme von direkten Verhandlungen mit Israel auf Grundlage der Resolutionen 242 und 338 bereit. Damit erfolgte von seiten der PLO schon fünf Jahre vor dem in aller Welt gefeierten "Gaza-Jericho-Abkommen" eine Anerkennung des Existenzrechtes Israels und die Zusage zu einer Zwei-Staaten-Lösung. Während eine überwältigende Anzahl von Ländern den Staat Palästina anerkannte, war Israel weiterhin nicht in der Lage, einen mutigen Schritt zu wagen und einen unabhängigen Staat Palästina zu akzeptieren.

Mit Beginn des Friedensprozesses 1993 vollzog sich ein Wandel innerhalb der PLO. Teile der Organisation gingen in den neu gegründeten Ministerien der palästinensischen Regierung auf. Auch wurden viele Angehörige der Befreiungsarmeen in den Polizeidienst der palästinensischen Regierung übernommen. Im April 1996 beschloß der Zentralrat eine Änderung der Nationalcharta. Alle Passagen, die das Existenzrecht Israel in Frage stellten, wurden gestrichen. Zwei Jahre später erfuhr die PLO auf Grundlage der Resolution 52/250 vom 7. Juli 1998 eine Aufwertung ihres Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen. Der Ständige Vertreter Palästinas erhielt nun das Recht, auf Generaldebatten und Plenarsitzungen der Generalversammlung Redebeiträge einzubringen, Antworten zu geben, Tagesordnungspunkte bei für Palästina relevanten Sitzungen einzubringen und an Resolutionsentwürfen mitzuwirken.

Bis heute ist die PLO die einzige legitime Vertreterin des palästinensischen Volkes. Sie hat die erste palästinensische Regierung (PNA) anerkannt und ist dieser bei politischen Entscheidungsprozessen übergeordnet. Außerdem gibt die PLO die Richtlinien der Politik vor und besitzt mit dem Palästinensischen Nationalrat die höchste Entscheidungsgewalt. Auf internationaler Ebene ist die PLO der vorrangige Verhandlungs- und Ansprechpartner.

Am 11-11-2004

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