DIE Internet-Zeitung
Gen-Forschung

Japaner züchten künstliche Augen aus Froschembryonen-Zellen

Am

Wissenschaftler der Universität von Tokyo haben nach eigenen Angaben erstmals künstliche Augäpfel gezüchtet. Die Organe wachsen aus Froschembryonen-Zellen, die Kaulquappen implantiert wurden. Für das Team um den Biologen Makoto Asashima sind die künstlichen Augen die Basis für neue Therapie-Formen gegen Augenkrankheiten und Blindheit, so ein Bericht der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo.


Für den Versuch verpflanzten die Wissenschaftler Stammzellen in die Augenhöhlen von Kaulquappen. Eine Woche später wiesen die Forscher nach, dass sich dieser Stelle ein Auge entwickelte, das sich mit dem Sehnerv verbunden hatte. Es gab nach Angaben der BBC kein Anzeichen einer Abstoßung gegen das Organ.

Asashima behauptet, dass durch den ähnlichen Entwicklungsprozess von Organen bei Fröschen und Menschen, die Transplantationserfolge Anlass zur Hoffnung geben. Bisher wurden die Ergebnisse allerdings erst in einer nicht wissenschaftlichen Fachzeitschrift publiziert. Andere Wissenschaftsteams müssen die Experimente erst überprüfen.

Der Mensch ist entschlüsselt

Genforschung

Zu 99 Prozent haben Genom-Forscher aus sechs Ländern das Erbgut des Menschen entziffert. Die Endversion der Abfolge aller drei Milliarden DNA-Bausteine im menschlichen Erbgut ist das Resultat von 15 Jahren Arbeit. Das Ergebnis des öffentlich finanzierten Humangenomprojekts (HGP) am heutigen Montag, offiziell in Washington präsentiert. Die Forscher überreichen die Daten anlässlich einer Feierstunde symbolisch an die Öffentlichkeit. Die Sequenz wird für der Öffentlichkeit im Internet frei zur Verfügung stehen. Die Daten sollen helfen, die Erbanlagen für Krankheiten zu identifizieren und wirksam zu bekämpfen. Im Zuge der Entschlüsselung des Erbguts lieferten sich die öffentlich geförderten Wissenschaftler einen Wettlauf mit der US- Firma Celera Genomis des Genforschers Craig Venter. Venters Team publizierte im Februar 2001 die Arbeitsversion des menschlichen Erbguts im US-Fachblatt Science. Parallel dazu wurde die Version des HGP im britischen Fachmagazin Nature veröffentlicht. Nach der Publikation wurden die Daten permanent nachgebessert, jetzt ist das Genom auf wenige Zentelprozent entschlüsselt. Auch diese "weißen Flecken" auf der Erbgutkarte wollen die Wissenschaftler noch erkunden.

Die Regierungschefs der beteiligten Länder USA, China, Frankreich, Deutschland, Japan und Großbritannien wollen eine gemeinsame Stellungnahme abgeben. "Trotz bestehender Differenzen wird dies hoffentlich möglich sein", erklärte Helmut Blöcker, der Koordinator des Deutschen Humangenomprojekts. Ende 2003 wird das britische Fachblatt Nature das Ergebnis publizieren.

Am 14-04-2003

Walfang trotz Verbot

Tagung der Walfang-Komission

Vom 16.-19. Juni tagt in Berlin die "Internationale Walfang- Kommission" (IWC). Die Delegierten der etwa 50 Mitgliedsstaaten werden anlässlich der 55. Jahrestagung darüber verhandeln, ob der Walfang offiziell wieder zugelassen wird. Noch ist seit 1985/86 das "Moratorium" in Kraft, ein Fangverbot zu kommerziellen Zwecken. Doch die notwendige Dreiviertelmehrheit der am Schutz der Wale interessierten Länder schwindet, befürchtet die Gesellschaft zum Schutz der Meeressäugetiere. Wie der japanische Delegationsleiter schon vor zwei Jahren zugegeben habe, betreibe Japan Stimmenkauf. So seien seit in Kraft treten des Moratoriums mehr als 24.000 geschützte Wale getötet worden. Die beiden Walfangnationen Norwegen und Japan und ihre Anhänger würden Schutzbemühungen von Australien, Neuseeland und Brasilien zu Gunsten der gefährdeten Meeressäugetiere zu verhindern wissen, so die Kritik. Bereits 2002 und 2001 wurden Anträge für die Errichtung von Schutzgebieten im südlichen Pazifik und im südlichen Atlantik abgelehnt. Schutzgebiete seien aber gerade jetzt besonders wichtig, da das Moratorium verloren zu gehen drohe.

Die Tötung der geschützten Tiere machten die Statuten der IWC möglich. Während Norwegen fristgerecht einen "Vorbehalt" eingelegt hätte, der die Nordmänner von den Bestimmungen befreit habe, hätte Japan seinen Fang als Forschung deklariert.

Ende April habe die japanische Fangflotte 440 Zwergwale aus antarktischen Gewässern eines Schutzgebietes gefischt. Im nördlichen Pazifik habe die selbst genehmigte Quote 150 Zwergwale (2002 noch 100) 10 Pottwale, 50 Bryde-Wale und 50 Seiwale betragen, bemängelt die Organisation. Japan habe schon angekündigt, in Berlin auch sein neues Programm für die Wissenschaft vorzustellen.

Norwegische Walfänger töteten im Nordatlantik 643 Zwergwale und hätten die Quote für 2003 auf 711 erhöht. Erst im vorigen Jahr hätten Japan und Korea zugegeben, dass ihre Beifänge etwa drei Mal so hoch seien, wie bis dato veröffentlicht. Für Naoko Funahashi, IFAW-Japan und Scott Baker, Universität Auckland, Neuseeland, erklärt sich damit, warum sie auf japanischen und koreanischen Märkten so viel Fleisch von Walen, Delfinen und Tümmlern finden könnten.

Am 12-05-2003

Japaner sollten sich wegen Quecksilberbelastung vom Walfleisch verabschieden

Walfang

Ein aktueller Bericht der internationalen Umweltorganisation Environmental Investigation Agency (EIA), "Steigendes Quecksilber: der Verkauf von verseuchtem Wal-, Delphin- und Tümmlerfleisch in Japan", zeigt, daß unterschiedliche Fischprodukte (Wal-, Delphin- und Tümmler) in vielen japanischen Geschäften einen erhöhten Quecksilbergehalt aufweisen. Der Bericht, eine Woche vor der 55. Jahresversammlung der International Whaling Commission (IWC) veröffentlicht, deutet darauf hin, daß japanische Konsumenten ernsthafte Gesundheitsrisiken beim Konsum von Wal- und Delphinprodukten eingehen. Eine chemische Untersuchung von 58 Fleisch- und Speckproben in japanischen Supermärkten zeigt, daß die von der Regierung erlaubten Quecksilberanteile in 62% der Produkte überschritten sind. Clare Perry, Leiterin der EIA Walkampagne, sagt "die japanische Regierung weiß seit mehreren Jahrzehnten von dem gefährlichen Quecksilbergehalt in Walen, Delphinen und Tümmlern, es wurden aber dennoch keine Maßnahmen ergriffen, den japanischen Konsumenten zu schützen."

Wale, Delphine und Tümmler sind besonders empfänglich für Schadstoffe wie Quecksilber, weil sie lange leben und sich ganz oben auf der Nahrungskette befinden. Quecksilber greift das Nervensystem an, und Wissenschaftler haben festgestellt, daß sogar niedrigere Konzentrationen erhebliche Schäden verursachen können. Besondere Gefahren birgt diese Schadstoffkonzentration für schwangere Frauen und deren Babys sowie für Kleinkinder.

Einem japanischem Zeitungsartikel zu Folge, entscheidet die japanische Regierung momentan darüber, welche Maßnahmen nötig sind, um die Öffentlichkeit vor den Gesundheitsgefahren von Quecksilber in Fischpopulationen zu warnen. Bisher hat die Regierung jedoch noch keine Schritte diesbezüglich unternommen, obwohl der Quecksilbergehalt zehn bis hundert Mal höher ist als üblich bei Fischen.

Die EIA drängt die japanische Regierung auf ein sofortiges Verkaufsverbot von Wal-, Delphin- und Tümmlerprodukten; auf eine öffentliche Gesundheitswarnung daß schwangere und stillende Frauen diese Produkte nicht essen sollten; und auf ein Gesamtverbot des "Küstenwalfangs". Clare Perry sagt, "So lange Wale, Delphine und Tümmler in Japan's Küstengebieten gejagt werden, wird deren Fleisch und Speck für die japanische Öffentlichkeit erhältlich sein. Die Mehrheit der Japaner ist nicht darüber informiert, woher diese Produkte kommen und daß sie Giftstoffe enthalten. Die Bevölkerung sollte nicht durch diese unerklärliche Politik der Regierung zum kommerziellen Walfang in Gefahr gebracht werden."

Am 12-06-2003

Tierschützer kritisieren "Delfin-Massaker" in Japan

Weltweite Aufmerksamkeit

Am Samstag finden nach Angaben der Tierschutzorganisation Pro Wildlife in 30 Ländern Protestaktionen gegen "das weltweit größte Massaker and Delfinen und Kleinwalen" statt. Die Delfinjagd beginne in Japan erfahrungsgemäß im Oktober. Internationale Proteste sollten die weltweite Aufmerksamkeit auf das alljährliche Blutbad lenken. Bis zu 20.000 Kleinwale und Delfine stürben jährlich in Japan. Die grausamen Aktionen von Fischern würden von der Regierung in Tokio nicht nur geduldet, sondern offiziell genehmigt. Die "Massentötungen" hätten bereits zu alarmierenden Bestandsrückgängen bei verschiedenen Delfinarten geführt, meint Pro Wildlife. Seit 1986 gelte ein weltweites kommerzielles Fangverbot für Großwale. Als Ersatz für das in Feinschmecker-Restaurants begehrte Walfleisch würden die ungeschützten Kleinwale und Delfine gejagt, obwohl japanische Verbraucherschützer vor dem Verzehr des mit Schadstoffen belasteten Fleisches warnten.

Die kleinen Meeressäuger werden nach Darstellung der Tierschützer rücksichtslos verfolgt: In den vergangenen 20 Jahren seien vor Japans Küsten mehr als eine viertel Million Dall-Hafenschweinswale sowie zehntausende Delfine gestorben, darunter der bedrohte Streifendelfin. "Die Bestände können dieser Plünderung nicht standhalten", so Sandra Altherr von Pro Wildlife.

Die Jagd sei von beispielloser Grausamkeit: Die Fischer trieben mit Motorbooten die Delfinherden - auch "Schulen" genannt - in seichte Buchten. Dort rammten sie Eisenhaken "wahllos irgendwo in den Körper der Tiere", um sie so in die Boote ziehen zu können. Zum Teil würden die schwerverletzten Delfine auf Lastwagen geworfen. Zum Teil töteten die Fischer die Tiere noch am Strand, "indem sie mit kleinen Messern auf die Tiere einstechen". Für die hochentwickelten Meeressäuger bedeute dies immense Leiden und Schmerzen, bis der Tod sie endlich erlöse. Das Massaker einer Herde dauerten oft stundenlang.

Am 07-10-2005

EU, USA, Kanada und Japan offenbar gegen Land- und Agrarreformen

FAO-Sondersitzung

Nach Darstellung der Menschenrechtsorganisation FIAN hat eine Sondersitzung der Welternährungsorganisation FAO in Rom zur Evaluierung der Fortschritte bei der Bekämpfung des Hungers keine "substanziellen Ergebnisse" gebracht. "Die Abschlusserklärung nennt weder Ursachen für die steigenden Hungerzahlen, noch enthält sie neue Impulse zur Umsetzung des Rechts auf Nahrung", so Armin Paasch von FIAN Deutschland in seiner Stellungnahme vor den Delegierten in Rom. 1996 hatten die Regierungen auf dem Welternährungsgipfel versprochen, die Anzahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren. Nach der diesjährigen Halbzeitbilanz der FAO ist die Anzahl seither auf 854 Millionen angestiegen. Die Industriestaaten des Nordens haben auf der Sitzung laut Fian eine Initiative für Landreformen im Süden blockiert. Auf der einwöchigen Sitzung hätten sich Brasilien und die meisten anderen Regierungen des Südens für ein neues Programm der FAO zur Förderung von Land- und Agrarreformen eingesetzt. "Aufgrund des starken Widerstands der EU, USA, Kanada und Japan wurde die Diskussion darüber auf 2007 vertagt und an den Landwirtschaftsausschuss der FAO delegiert, der Agrarreformen traditionell skeptisch gegenüber steht", kritisiert FIAN.

"Es nicht nachvollziehbar, dass die reichen Staaten den Entwicklungsländern die Unterstützung versagen, die zur Hungerbekämpfung nötig wäre", so Paasch. In den Freiwilligen Leitlinien zum Recht auf Nahrung, auf die sich alle FAO-Mitgliedstaaten 2004 einstimmig geeinigt hatten, ist der Zugang der ländlichen Armen zu produktiven Ressourcen wie Land bereits ein zentraler Bestandteil. "Insbesondere die EU sollte ihre Blockadehaltung überdenken und bei der kommenden Ratssitzung der FAO am 20-25. November die Position der Entwicklungsländer unterstützen."

Positiv beurteilte die Organisation die Rede von Gert Lindemann, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Lindemann sprach sich in Rom für ein Beschwerdeverfahren für soziale Menschenrechte, eine bessere Überwachung der Umsetzung des Rechts auf Nahrung und dessen stärkere Berücksichtung in der Entwicklungszusammenarbeit aus. "Wir begrüßen die Vorschläge der Bundesregierung und hoffen, dass sie sich in den nächsten Monaten aktiv dafür einsetzen wird", so Paasch. "Bei der Umsetzung der Leitlinien zum Recht auf Nahrung darf die Bundesregierung auch konfliktträchtige Themen wie die Agrarreform nicht aussparen und sollte hier eine konstruktivere Rolle der EU einfordern."

Zu Beginn der FAO-Sitzung am vergangenen Montag um 9 Uhr hatte FIAN in Berlin eine "Hungeruhr" gestartet und im Laufe der Woche mit öffentlichen Aktionen in mehreren Städten eine andere Hungerpolitik eingefordert. Am Ende der FAO-Sitzung am Samstag um 17 Uhr zählte die Uhr 190.000 Menschen, die in dieser Zeit an den Folgen des Hungers gestorben waren. "Jeder Tag, an den die Regierungen untätig verstreichen lassen, endet für 35.000 Menschen mit dem Tod."

Am 07-11-2006

PM: Zu den Atomkatastrophen in Japan

Solarenergie-Förderverein Deutschland e.V. (SFV)

Wie töricht, wie nichtig und geradezu lächerlich scheinen plötzlich alle Argumente zur Verlängerung der Atomlaufzeiten und die Argumente zur Verlangsamung des Solarwachstums. Wenn es im realen Leben immer nach Recht und Gerechtigkeit ginge, wenn immer jedes Volk mit den Folgen seiner Fehlentscheidungen sogleich selbst konfrontiert würde, dann könnten genauso gut auch WIR hier in Deutschland fluchtartig unsere Wohnungen verlassen müssen und in weit entfernten weniger radioaktiv verseuchten Gebieten um Aufnahme betteln. Denn die Mehrheit der deutschen Wahlberechtigten hat selbst - vor anderthalb Jahren, am 27. September 2009 - in einer freien und geheimen Wahl diejenigen an die Regierung gebracht, die unsere Atomkraftwerke noch länger laufen lassen wollten.

Wir können nicht zu unserer Entschuldigung sagen, wir seien getäuscht worden, denn die maßgeblichen Politiker von CDU, CSU und FDP haben vor der Wahl unmissverständlich erklärt, dass sie die „Kernkraftwerke“ entgegen dem vertraglich vereinbarten Atomausstieg vom April 2002 weiter laufen lassen wollten. Es war sicher gut gemeint. Sie haben im „guttenbergschen“ blinden Vertrauen auf die ehrenwörtlichen Versicherungen der „Wissenschaftler“ und Experten gehandelt, dass unsere Kernkraftwerke sicher seien.

In tragischer Unkenntnis von Murphys Gesetz [1], wollten sie dem Volk durch eine Verlängerung der „Brücken- technologie“ für einige Jahre noch die (angeblich) hohen Kosten der Umstellung auf Erneuerbare Energien ersparen.

Wir Deutsche können nicht zu unserer Entschuldigung sagen, Deutschland hätte keine Alternative gehabt, denn wir hatten im Jahr 2010 bereits 15 Prozent Strom aus Erneuerbaren Energien und ein Rekordwachstum der Solarenergie. Aber unsere Regierung hielt am Weiterbetrieb der Atomanlagen fest und hielt es stattdessen für geraten, das Wachstum der Solarenergie durch dramatische Vergütungskürzungen zu verlangsamen.

Selbst die Grünen haben zu unserer großen Überaschung und Enttäuschung der in den Medien aufgebauten Neidkampagne nachgegeben und am 05. 05. 2010 in einem Entschließungsantrag eine außerplanmäßige „einmalige Kürzung der Solarförderung um maximal 10 Prozent“ vorgeschlagen. (Drucksache 17/1611 des Deutschen Bundestages).

Im Parlament hat nur die Linksfraktion ausdrücklich widersprochen. „Die von der Bundesregierung am 3. März 2010 beschlossene außerplanmäßige Absenkung der Einspeisevergütung für Strom aus Photovoltaikanlagen bricht mit dem Grundsatz der Planungs- und Investitionssicherheit“ heißt es in ihrem Antrag vom 23.03.2010 (Bundestagsdrucksache 17/1144). Dass uns in Deutschland jetzt durch die Vorgänge in Japan im Maßstab 1:1 unwiderleglich demonstriert wird, in welche Gefahr wir uns begeben haben, gibt uns eine vielleicht letzte Chance! Diese sollten wir nutzen.

Es ist jetzt nicht die Zeit für gegenseitige parteipolitische Schuldzuschreibungen. Vielmehr sollten jetzt alle Parteien gemeinsam die Lehre aus den Ereignissen in Japan ziehen. Dann könnten sie gemeinsam die Laufzeitverlängerung wieder rückgängig machen und die Einführung von Solarstrom und Windanlagen im Binnen- land sowie der dezentralen Stromspeicherung beschleunigen. Normalerweise wäre ein solches gemeinsames Vorgehen nahezu ausgeschlossen. Aber in Zeiten wie diesen bleibt uns nur noch, auf ein politisches Wunder zu hoffen.

Das Gebot der Stunde jedenfalls lautet: Sofort abschalten - und die stillgelegten Kraftwerke unbrauchbar machen, damit sie nicht nach dem unvermeidlichen Verblassen der Erinnerung, spätestens nach dem übernächsten Regierungswechsel wieder in Betrieb genommen werden können.

[1] Murphy‘s Gesetz: Alles was schief gehen kann, geht irgendwann schief.

Wichtigster Grundsatz für Ingenieure und Konstrukteure. Diejenigen, die Murphys Gesetz nur in seiner verballhornten witzigen Form kennen, seien an das Hauptwerk des Philosophen Hans-Jonas Das Prinzip Verantwortung, verwiesen.

Am 14-03-2011

Japan: Das Unmögliche denken - Atom-Spezial!

Ihr Hans-Josef Fell MdB

Die japanischen Atomkraftwerke gelten nach japanischer Einschätzung als die sichersten der Welt. Diese Fehleinschätzung führte jetzt mit einem Erdbeben der Stärke von 9,0 auf der Richter-Skala zu den schlimmsten Atomnotständen, die die Welt je gesehen hat. Es ist eingetreten, was nicht eintreten darf.

Ein Erdbeben der Stärke über 8,2 galt in Japan als Restrisiko für Atomkraftwerke (AKW), genauso wie starke Tsunamis. Beides trete höchstwahrscheinlich nicht ein und deshalb müsse man Atomkraftwerke nicht für ein solche Restrisiken auslegen, so die japanische Atomwirtschaft und Atomaufsicht. Tsunamischutzwände wurden ebenso wenig gebaut wie die Erdbebensicherheit für eine Stärke von 9,0 angepasst.

Ein hoch entwickeltes Industrieland wie Japan ist nun in seiner Existenz bedroht, nicht nur humanitär steht das Land vor einer riesigen Aufgabe, sondern auch ökonomisch wie ökologisch droht das Land zumindest um Jahrzehnte zurückgeworfen zu werden. Bei mindestens einem Meiler in der Küstenregion ist das Containment zerstört. Jetzt sind unvorstellbare Folgen für das japanische Volk und die anliegenden Nachbarstaaten möglich. Im schlimmsten, aber dennoch denkbaren Fall, können große Teile Japans unbewohnbar werden. Einige Landstriche sind offensichtlich schon jetzt stark verstrahlt. Damit könnte eine G-8 Nation von der Erde verschwinden.

Die Unbeherrschbarkeit der Atomenergie ist erneut unter Beweis gestellt worden, mit dramatischen und nicht erträglichen Folgen für das japanische Volk. Die dortige Atomwirtschaft und Regierungspolitik hat solche von Atomkraftgegnern oftmals beschriebenen Szenarien als ungerechtfertigte Propaganda und ungerechtfertigtes Spiel mit den Ängsten der Bevölkerung abgetan - so wie das auch in Deutschland bis heute üblich ist.

Auch in Deutschland gibt es Restrisiken. Vor allem Terrorangriffe, z.B. mit einem gezielten Flugzeugabsturz wie am 11. September 2001 oder einem anhaltenden Stromausfall, können in europäischen Reaktoren zu einer Kernschmelze mit verheerenden Auswirkungen wie in Japan oder Tschernobyl führen. Kein nukleares Sicherheitssystem der Welt kann eine so ausgelöste Kernschmelze sicher beherrschen oder verhindern. Die einzige Sicherheit vor den Gefahren der Restrisiken ist und bleibt das Abschalten der Reaktoren.

Die verheerende humanitäre und nukleare Katastrophe in Japan hat die Welt nachhaltig verändert. Selbst die Bundesregierung hat mit ihren Vorschlägen erkannt, dass eine Rückkehr zu „business as usual“ so nicht möglich ist. Doch was wir jetzt brauchen, ist ein völlig neuer Entwurf für die weltweite Energieversorgung.

Einen Vorschlag für die weltweite Systemumstellung liefern zwei renommierte US-Universitäten. Die Professoren Mark Z. Jacobson (Stanford University) und Mark A. DeLucchi (Davis University) haben einen Plan für eine emissionsfreie Welt für die Erde vorgelegt, der aufzeigt, dass die Umstellung auf eine globale Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien bis 2030 technologisch und industriell machbar und ökonomisch sinnvoll ist.

Es liegt nun an der Bundesregierung, der Europäischen Union sowie den weltweiten Regierungen die notwendigen Schritte hin zu diesem Systemwandel zügig anzugehen.

Das von Kanzlerin Merkel angekündigte Moratorium der Laufzeitverlängerung und die Ankündigung die ältesten sieben Reaktoren nur kurzzeitig vom Netz nehmen zu wollen, riecht nach einer hilflosen politischen Überlebensstrategie um über die Landtagswahlen zu kommen. Die Grüne Bundestagsfraktion wird deshalb die Regierung auffordern, die Abschaltung der sieben ältesten Meiler plus Krümmel als erste Sofortmaßnahme durch eine Gesetzesänderung juristisch abzusichern.

Hans-Josef Fell

Link zu Delucchi, Jacobson (Energy Policy, 2010) 100% WWS power for world, part I : http://www.hans-josef-fell.de/content/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=510&Itemid=108

Link zu Delucchi, Jacobson (Energy Policy, 2010) 100% WWS power for world, part II.pdf http://www.hans-josef-fell.de/content/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=511&Itemid=108

Link zum Artikel „Plan für eine emissionsfreie Welt bis 2030“ im Spektrum der Wissenschaft: http://www.hans-josef-fell.de/content/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=343&Itemid=108

Am 15-03-2011

Kategorien
politik
Stichworte

Auswahl an Beiträgen zu den Stichworten