Die Behandlung einer Mutter und ihres neugeborenen Kindes mit Nevirapine kostet vier Dollar und senkt das Übertragungsrisiko um 50 Prozent. Bislang wird das Medikament nur im Rahmen von 18 Pilotprojekten angeboten. Mit dem Hinweis auf fehlende Strukturen und Kosten hatte die südafrikanische Regierung eine Ausdehnung der Behandlung abgelehnt. Der Oberste Gerichtshof hat nun entschieden, dass die Strukturen des öffentlichen Gesundheitssystems ausreichend seien für eine flächendeckende Versorgung. Bis zum 31. März muss die Regierung einen Plan vorlegen, wie sie diese Auflage umsetzen will.
Nach jüngsten Untersuchungen sind 40 Prozent aller Todesfälle unter 15- bis 45-jährigen in Südafrika auf Aids zurückzuführen. Jährlich infizieren sich 130.000 Säuglinge über ihre Mütter, aber noch immer ist HIV/Aids in weiten Teilen der Gesellschaft ein Tabu. Erst im Sommer hatte sich die südafrikanische Regierung vor Gericht gegen 39 Pharmakonzerne durchsetzen können, so dass sie nun billigere Aids-Medikamente importieren und herstellen kann. Die Lobbyorganisation TAC war maßgeblich an dem Erfolg beteiligt.
Trotzdem konnte bislang noch kein wesentlicher Durchbruch bei der Versorgung der Menschen erzielt werden. Noch kommen die neuen Gesetze kaum zur Anwendung, denn die Regierung weigert sich, in die medizinische Versorgung der Menschen zu investieren. Zwar sind die Kosten für die Medikamente um 90 Prozent gesunken, für viele Südafrikaner ist das aber immer noch zu viel. Sie haben häufig noch nicht einmal das Geld für einen Bluttest. Eine flächendeckende Versorgung mit Medikamenten wäre möglich, wenn die Regierung ihre Herstellung bzw. ihren Import veranlassen würde. "Brot für die Welt" begrüßt deshalb das Urteil und erwartet eine deutliche Eindämmung der Mutter-Kind-Übertragung von HIV/Aids.