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Ansprache

Ansprache bei der Kundgebung "Keine Macht dem Terror"

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In seiner Ansprache bei der Kundgebung "Keine Macht dem Terror - Solidarität mit den Vereinigten Staaten von Amerika" vor dem Brandenburger Tor in Berlin am 14. September 2001 sagte Bundespräsident Johannes Rau, dass durch politisches Handeln dem Terrorismus der Boden entzogen wird. "Armut und Ausbeutung" zählten zu den Ursachen des Terrorismus. Der beste Schutz gegen Terror, Gewalt und Krieg sei eine gerechte internationale Ordnung. ngo-online dokumentiert die Ansprache des Bundespräsidenten in Auszügen.


Nirgendwo wissen die Menschen besser als hier in Berlin, was Amerika für Freiheit und Demokratie in Deutschland getan hat ...

Darum sagen wir heute hier von Berlin aus allen Amerikanern: Amerika steht nicht allein. Die ganze Welt steht in diesen Tagen an der Seite der großen amerikanischen Nation ...

Hier in Berlin erinnern wir uns an die amerikanische Hilfe nach dem Kriege, an die Verteidigung der Freiheit Berlins und an den großen Beitrag Amerikas zur deutschen Einheit ...

Wir sind gemeinsam Zeugen mörderischer Gewalttaten geworden, wie sie die Welt - außerhalb eines Krieges - noch nie erlebt hat.

Die Ziele der Mörder lagen in New York und in Washington. Getroffen aber sind alle Menschen, weltweit. Unter den Opfern sind Menschen aus Asien, aus Australien und aus Europa, darunter viele Deutsche, Menschen aus Afrika und aus Amerika. Der Angriff zielte auf die ganze menschliche Gemeinschaft.

Wir stehen hier vereint in Solidarität. Wir stehen zusammen gegen Hass und Gewalt ...

In diesen Tagen haben viele Menschen Angst. Das verstehe ich. Diese Angst darf uns nicht lähmen. Die Wut, die viele verspüren, die Ohnmacht, die so schwer zu ertragen ist, darf uns nicht kopflos machen.

Die Mörder und ihre Anstifter sind schwer zu finden und noch schwerer zu bekämpfen. Aber ganz gleich wer sie sind: sie sind Mörder, nichts sonst - und deshalb müssen sie bestraft werden. Sie stehen nicht für ein Volk, sie stehen nicht für eine Religion, sie stehen nicht für eine Kultur. Fanatismus zerstört jede Kultur. Fundamentalismus ist nicht ein Zeugnis des Glaubens sondern sein ärgster Feind.

Wir werden und wir dürfen uns von niemandem dazu verleiten lassen, ganze Religionen oder ganze Völker oder ganze Kulturen als schuldig zu verdammen. Wer sich aber mit den Mördern gemein macht - aus welchen Gründen auch immer - , wer ihnen Schutz und Hilfe gewährt, der ist den Mördern gleich.

Wir werden auf die Herausforderung nicht mit Ohnmacht und nicht mit Schwäche reagieren, sondern mit Stärke und Entschlossenheit. Und mit Besonnenheit. Hass darf uns nicht zum Hass verführen ...

Wir müssen den Terrorismus bekämpfen und wir werden ihn besiegen. Dazu brauchen wir einen langen Atem. Wer den Terrorismus wirklich besiegen will, der muss durch politisches Handeln dafür sorgen, dass den Propheten der Gewalt der Boden entzogen wird.

Armut und Ausbeutung, Elend und Rechtlosigkeit lassen Menschen verzweifeln. Die Missachtung religiöser Gefühle und kultureller Traditionen nimmt Menschen Hoffnung und Würde. Das verführt manche zu Gewalt und Terror. Das sät den Hass schon in die Herzen von Kindern.

Alle Menschen haben das Recht auf Anerkennung und auf Würde. Wer in seinem Leben Anerkennung erfährt und wer sein Leben liebt, der wird es nicht wegwerfen wollen. Wer in Würde und Zuversicht lebt, aus dem wird kaum ein Selbstmordattentäter werden.

Entschlossenes Handeln ist das Gebot der Stunde. Weil wir das wissen und zeigen, weil wir daran keinen Zweifel lassen, darum sagen wir auch: Der beste Schutz gegen Terror, Gewalt und Krieg ist eine gerechte internationale Ordnung. Die Frucht der Gerechtigkeit wird der Friede sein.

Das ist mühsam. Das dauert lange, das kostet nicht nur Zeit. Aber eine friedlichere, eine sichere Welt muss uns das wert sein. Für uns und für die Kinder unserer Welt.

Wir haben apokalyptische Bilder gesehen. Sie müssen uns aufrütteln, damit der Friede neuen Raum gewinnt. Die Freiheit braucht die starke Macht des Friedens und zum Frieden gehört die Freiheit. Wir haben allen Anlass zu Wachsamkeit, aber keinen Grund zur Panik. Vor allem anderen brauchen wir gut überlegtes Handeln. Unser gemeinsames Ziel ist Friede und Sicherheit, Gerechtigkeit und Freiheit für alle Menschen, wo immer sie leben.

John F. Kennedy sagte zu seiner Zeit: "Wir wollen nicht der Macht zum Sieg, sondern dem Recht zu seinem Recht verhelfen" ...

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