In Kabul sind neben vier deutschen auch zwei amerikanische, zwei australische und 16 afghanische Shelter Now-Mitarbeiter inhaftiert. Ihnen wird christliche Missionierung vorgeworfen. Deswegen droht ihnen die Todesstrafe. Afghanistan gilt als mögliches Ziel amerikanischer Vergeltungsschläge für die verheerenden Terroranschläge. Das Taliban-Regime gewährt dem Terroristen Osama bin Laden Unterschlupf, der wahrscheinlich der Drahtzieher der Angriffe in New York und Washington ist.
Stolte sagte, wenn sich die Taliban-Miliz wirklich von den Terroranschlägen distanzieren wolle, sei eine Freilassung der Shelter Now-Mitarbeiter ein Akt, der dies glaubhaft machen könne. Darüber hinaus würde dies der Taliban beim Westen ein "hohes Maß an Sympathie" einbringen. Auch könnten die Taliban auf diese Weise verhindern, dass die Helfer von Terroristen als Schutzschilde missbraucht werden. An die westlichen Regierungen richtete Stolte die Erwartung, dass sie bei der Taliban-Regierung in diese Richtung intervenierten.
Die USA und Berlin hatte ihre Mitarbeiter und weitere Landsleute zum Verlassen Afghanistans aufgerufen. Der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Gunter Pleuger, versicherte jedoch, die Bundesregierung werde weiterhin alles tun, um die Shelter Now Mitarbeiter freizubekommen.
Stolte befürchtet, dass sich bei einem Militärschlag der USA gegen Afghanistan der Konflikt auch auf Pakistan ausweiten könnte. Dort befinden sich sehr viele westliche Helfer. Bei einem Angriff Amerikas bestehe die Gefahr, dass sich moderate und extremistische Moslems solidarisierten.
Der deutsche Shelter Now-Vorsitzende sorgt sich zudem um die Lage der zahllosen Flüchtlinge in Afghanistan, nachdem alle westlichen Helfer das Land verlassen haben. Schon während der Anwesenheit internationaler Organisationen und trotz laufender Projekte sei die Situation vor Ort ein "Desaste" gewesen. Allein im größten Flüchtlingslager seien 320.000 Menschen untergebracht.