Das sechseckige Symbol trägt den Text "Bio nach EG-Öko-Verordnung". Deren Kriterien sind zwar weniger streng als Siegel verschiedener deutscher Öko-Verbände. Die Ministerin rechnet jedoch damit, dass die EU-Standards in den nächsten Jahren angehoben werden. Zunächst sei es ihr Ziel, dass Bio-Produkte in der Breite angeboten werden, um bis 2010 eine Ausweitung des ökologischen Landbaus auf rund 20 Prozent der Agrarnutzfläche in Deutschland zu erreichen. Die bisher weit über 100 Siegel führten den Verbraucher in ein Labyrinth, sagte Künast.
Bauern-Präsident Gerd Sonnleitner kündigte an, sein Verband werde darauf achten, dass das Ökosiegel den Biobauern wirklich den angekündigten Aufschwung bringe. Durch die Festlegung auf das niedrigere Niveau der EU-Bio-Verordnung bestehe die Gefahr von Wettbewerbsverzerrungen zu Lasten der deutschen Bio-Bauern. Bayerns Landwirtschaftsminister Josef Miller (CSU) kritisierte das Ökosiegel als "puren Aktionismus".
Auch die Verbraucher Initiative äußerte sich kritisch zu den Kriterien des Biosiegels. So sei es im Gegensatz zu den deutschen Regeln möglich, dass Landwirte nur einen Teil ihres Betriebs auf ökologische Produktion umstellen. Damit bleibe ein Grundprinzip der ökologischen Landwirtschaft, die Kreislaufwirtschaft, auf der Strecke. Auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) verwies darauf, dass 80 Prozent der in Deutschland als Öko-Lebensmittel gekennzeichneten Produkte schärferen Kriterien genügten als das neue Siegel vorschreibe. Künast müsse sich für eine Anhebung der europäischen Ökolandbau-Standards einsetzen.
Die Vereinigung Bioland verteidigte die geringeren Standards des EU-Siegels im Vergleich zu den Kriterien seines eigenen Verbandes. Auf Grund ihrer europaweiten Gültigkeit müsse die EU-Verordnung regionale Unterschiede von Spanien bis Finnland berücksichtigen, sagte der Bundesvorstand bei Bioland, Thomas Dosch. Zustimmung kam auch von der Arbeitsgemeinschaft Ökologischer Landbau (AGÖL). Das Siegel sei von "großer Bedeutung" für den Absatz der Bio-Erzeugnisse, sagte Verbandschef Felix Löwenstein. Das Siegel erhöhe die Transparenz ökologischer Produkte für den Verbraucher. Es gehe darum, eine "Grundorientierung" zu geben. Durch die BSE-Krise und die Agrardebatte sei jetzt auch genügend Unterstützung da, um das Siegel bekannt zu machen.
Das Ministerium will das Siegel mit einer Info-Kampagne bekannt machen. Hierfür sind im laufenden Jahr 150.000 Mark und im kommenden Jahr 15 Millionen Mark eingeplant.